Absolute Batman Vol. 1: The Zoo

Titel: Scott Snyder/Nick Dragotta

Erschienen: 2024 (Absolute Batman #1-6), Hardcover/Paperback 2025; dt. Panini 2025 (Band 1 enthält nur #1-3)


Kann man Batman nach über 80 Jahren noch neu erfinden? Alle paar Jahre wird es versucht, um die Figur interessant zu halten. Geoff Johns und Gary Frank gelang das 2012 mit Batman: Earth One, doch es erschienen nur drei Bände in neun Jahren. (Die anfangs ambitionierte Reihe hob nie wirklich ab, auch Superman und Wonder Woman bekamen nicht mehr Ausgaben.) Scott Snyder und Greg Capullo haben mit The New 52 Batman rebootet, ohne dass es sich je wirklich so anfühlte, auch wenn sie mit Zero Year allzu verkrampft versucht haben, ein neues Batman: Year One zu schaffen, aber sich zu sehr am Vorbild abgearbeitet haben.

Nun macht DC erneut den Versuch, ganz neu zu beginnen und zwar in einem neuen Universum, das nach eigenen Regeln funktioniert und diesmal jeden großen Superhelden neu definiert: das Absolute-Universe. Und bei Batman darf wieder Autor Scott Snyder dran. Diesmal stellt er alles auf den Kopf.

Neuer Batman als Mann von ganz unten

Bruce Wayne stammt nicht aus reichem Haus, der Vater war Lehrer, bevor er von Joe Chill bei einem Schulausflug im Zoo erschossen wurde, Bruce Wayne floh bei dem Anschlag mit den Klassenkameraden ins Haus der Fledermäuse. Mutter Martha wird Vize neben Bürgermeister James Gordon. Der neue Batman ist ein wahrer Selfmade-Man, der sich nicht von ganz unten hochgearbeitet hat, sondern immer noch am Boden bleibt.

DC Comics

Er ist seit der Kindheit ein genialer Erfinder, der sich später ein Kostüm gebaut hat, das vieles kann, was Fledermäuse können. Das Cape hat klauenartige Haken, auf denen Batman wie auf Stelzen laufen kann. Er kann seine Ohren abnehmen und sie als Batarangs oder Messer benutzen, sein Bat-Symbol auf der Brust kann er zu einer Streitaxt machen, mit der er auch mal kaltblütig Gliedmaßen seiner Gegner amputiert. Und sein Rückenpanzer kann Stacheln ausfahren, mit denen er alle aufspießen kann, die ihm zu nahe kommen.

Zeichner Nick Dragotta, dessen Stil irgendwo zwischen Tim Sale und Eduardo Risso schwankt, lässt Batman klobig wie bei Frank Miller aussehen, doch dennoch wendiger als sonst auftreten. Er erweist sich auch als Meister des visuellen Storytellings, indem er teilweise mit vielen kleinen verschachtelten Panels arbeitet, um eine Szene zu visualisieren, jedoch ohne dass es je vollgestopft oder unübersichtlich wirkt.

Black Mask will Anarchie in Gotham

Im Zentrum der Handlung steht Black Mask (Roman Sionis), der mit seiner Gang, den Party Animals, Gotham terrorisiert. Die Mitglieder in Tier-Totenkopfmasken gehen äußerst brutal gegen Zivilisten vor. Roman will die Menschen von Gotham zur Anarchie anstacheln, um sich am System, das sie ausbeutet, zu rächen und appelliert an ihre Geldgier. Dabei dient er aber nur einem mächtigen und unheimlichen Unbekannten in den Schatten, der sich bloß Joker nennt, aber niemals lacht. An Batmans Seite kämpft ein alter Geheimagent namens Alfred Pennyworth, der ihn davon überzeugen will, dass Black Mask zu groß für ihn ist und er lieber einen Deal machen soll …

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Die klassischen Batman-Schurken sind hier auf Bruces Jugendfreunde reduziert: Harvey Dent, Ozzie (Penguin), Edward Nygma (Riddler) treffen sich zum Kartenspielen und helfen, wo sie können und Waylon Jones ist einfach nur ein Boxer, der Reptilien gern hat. Auch Selina (Catwoman) kennt Bruce seit der Kindheit. Bruce Wayne ist bereits ein Teamplayer, bevor er eine Batman-Family hat.

Systemkritik im Zeitgeist

Dieses Worldbuilding an sich ist schon interessant genug und zusammen mit einer Story, die viel Spektakel bietet und dicht erzählt ist und sogar etwas zu sagen hat, bietet der erste Absolute-Batman-Band einen furiosen Auftakt in diesem neuen Universum.

Die Message ist klar antikapitalistisch und kommentiert die Gegenwart mit bitteren Wahrheiten: Es gibt Menschen mit viel zu viel Geld, dass man (scheinbar) so gut wie nichts gegen sie ausrichten kann. Doch der Absolute Batman setzt ein klares Zeichen: Er nimmt die 200 Millionen Dollar und verbrennt sie (wie Heath Ledgers Joker), statt davon Gadgets zu kaufen oder es den Armen zu spenden. Dieser Bruce Wayne verachtet Geld so sehr, dass er ihm eine klare Absage erteilt. Geld ist nicht die Lösung, sondern einzig die Einstellung und der unbedingte Wille, etwas zu verändern.

Das Geldverbrennen halte ich für arg übertrieben. Und ganz ohne Year-One-Referenzen geht es leider auch hier nicht, wie etwa besonders in einem langen inneren Monolog über die High Society von Gotham, die die Seele Gothams verschlungen haben. Was bei Frank Miller und David Mazzucchelli eine pointierte Ansprache und Drohung war, wird hier zur geschwätzigen Reminiszenz. Und das Batmobil ist ein noch größerer Panzer als bei The Dark Knight Returns. Es geht mitunter sehr martialisch zu. Dafür setzt Snyder aber auch schöne neue Akzente mit einem ersten Batman-Versuch, wo Bruce Wayne noch auf Vampir gemacht hat. Aber vor allem wirken die meisten Nebenfiguren wie lebendige und glaubwürdige Menschen.

All das kann man zusammenfassen mit: WOW. Das muss man selber lesen. Es ist mit Abstand der interessanteste Batman-Comic dieses Jahres.

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6 Kommentare

  1. Hallo und danke für das hervorragende Review. Weist Du vielleicht wann die deutsche Ausgabe, dieses Paperback, erscheint ? V

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    1. Hi, vielen Dank! Im Oktober erscheint erstmal das zweite Heft auf Deutsch, wahrscheinlich mit den nächsten drei US-Ausgaben. Einen Erscheinungstermin fürs deutsche Paperback gibt es anscheinend noch nicht.

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