The Winning Card: Tod mit Ansage

DC Comics

Titel: The Winning Card

Autor/Zeichner: Tom King/Mitch Gerads

Erschienen: 2023 (Batman: The Brave and the Bold #1-2, 5, 9), Paperback 2024


„This is a damn waste of everyone’s time.“ (James Gordon)

Die Geschichte ist über 80 Jahre alt, ein echter Klassiker: Bei seinem ersten Auftritt (Batman #1, 1940) kündigt der Joker vier Morde an: Henry Claridge, Jay Wilde, Brute Nelson und Judge Drake. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen sterben alle von ihnen. Selbst Batman kann nichts dagegen ausrichten. Im Jahr 2005 erzählten Ed Brubaker und Doug Mahnke die erste Begegnung von Batman und Joker neu (The Man Who Laughs) und zeitgemäß. Doch weil das Ganze fast 20 Jahre her ist und DC nichts Besseres einfällt, als uns dasselbe immer wieder zu verkaufen, machen es Tom King und Mitch Gerads noch einmal, nur leicht variiert.

Auch hier gibt es die Morde mit Ansage, nur hier tötet der Joker auch andere zwischendurch, ohne Ansage und völlig willkürlich: Väter, Mütter, Kinder und – besonders fies – einen Mann im Dixi-Klo. Der Schurke hat schwarz umrandete Augen, die weiß leuchten (wie beim Joker aus The New Batman Adventures) und erzählt Witze am laufenden Band, bis es ermüdet.

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Und hier bleibt sich Tom King (Batman/Catwoman) leider treu. Sein Lieblingsstilmittel ist die Wiederholung, also reiht der Joker Witz an Witz und fragt sechsmal „Do you get it?“, was übrigens jedes Mal eine ganze Caption füllt (im Stil eines Zwischentitels im Stummfilm). Und furchtbar nervt. Besonders extrem wird es in Kapitel drei, wo ein Lied zum Leitmotiv wird und eine Strophe gleich sechsmal auf einer Seite steht und zwei Drittel (!) des Raumes füllt.

An so einer dreisten Seitenschinderei wird deutlich: Tom King hat uns nichts zu erzählen. Sein Joker hat uns auch nichts zu sagen, er ist bloß noch böser als sonst, eine reine, aber leere Horrorfigur wie Michael Myers. Dafür quatscht Batman umso mehr, hält bei der ersten Begegnung mit seinem Erzfeind eine alberne Ansprache, die niemanden einschüchtern würde, und stellt sich danach ziemlich dumm an. Der Joker wirft ihn von der Brücke ins Wasser. Batman hat daraufhin mehrere gebrochene Knochen und gerissene Muskeln, lässt sich aber nicht nur von Alfred zur Ruhe überreden, sondern auch noch auf Verlangen dreimal ins Gesicht schlagen.

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Wer denkt, dass Frank Millers All-Star Batman dumm war, der findet hier ein Skript, dass dieses Niveau noch unterbietet. Zum Schluss läuft es auf eine tumbe Schlägerei im Wald hinaus, Batman bekommt ein Messer in den Bauch und erzählt dem Joker völlig unmotiviert vom Fischen mit seinem Vater und dann – in Verkehrung von The Killing Joke – einen Witz, den der Clown aber gar nicht lustig findet. Batman bricht in schallendes Gelächter aus, während der Joker nur irritiert feststellt: „You’re insane.“ Und zu allem Überfluss gibt es noch einen achtseitigen Epilog, der wenig Mehrwert bringt, aber sonst weiß der Autor anscheinend nichts mit dem Platz anzufangen. Alles ist bloß Remix der Klassiker, ohne eine eigene tragende Idee.

Gäbe es nicht die schaurigen Zeichnungen von Mitch Gerads (One Bad Day: The Riddler), wäre dieser Comic völlig entbehrlich. Allerdings ist er für meinen Geschmack zu effekthascherisch, arbeitet zu viel mit Unschärfen, sodass in manchen Panels nur schwer zu erkennen ist, was vor sich geht. Auch das Cover des Paperbacks gehört auch nicht zu seinen besten.

Da bleibt man lieber beim Original von 1940 – oder dem sehr gelungenen The Man Who Laughs.

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