Titel: Dark Knights of Steel Vol. 1-2 (dt. Batman und die Ritter aus Stahl)
Autor/Zeichner: Tom Taylor/Yasmine Putri
Erschienen: 2021-2023 (#1-12), Hardcover 2022/2023; dt. Panini (2 Paperbacks)
Was wäre, wenn Jor-El und Lara in die Rakete gestiegen und auf der Erde im Mittelalter gelandet wären? Davon erzählt Tom Taylor in Dark Knights of Steel. Eine Elseworlds-Story ohne Elseworlds-Logo, in einer Art Fantasy-Szenario. Jor-El wird König, herrscht neben König Jefferson (Black Lightning) und den Amazonen – zusammen bilden sie eine Welt mit drei Reichen. Dann wird Jor-El von Green Arrow mit einem Kryptonitpfeil ermordet. Wer steckt hinter dem Anschlag? Damit wird eine Kette von Ereignissen losgetreten, die die Welt in den Krieg stürzt.
Superhelden als Ritter – das ist nicht ganz neu (Dark Knight Dynasty, Dark Knight of the Round Table) aber hier ist es konsequent auf das gesamte DC-Universum übertragen. Und unter dieser Last ächzt auch die Geschichte. Zwar hat sie zwölf Ausgaben und in diesem Watchmen-Format hat man eigentlich mehr als genug Platz, um etwas von Substanz zu erzählen, doch Tom Taylor (Batman: The Detective, Nightwing) will so viele Figuren unterbringen, dass für keine richtig Zeit bleibt. Im Vordergrund steht eine Handlung, in der es Schlag auf Schlag geht – wie schon bei seinen Werken Injustice und DCeased. Herunterbrechen lässt es sich auf die Formel: Wer stirbt als nächstes?
SPOILER-WARNUNG!
Charaktere kommen zu kurz
Das sorgt zwar für eine atemberaubende Abfolge von Überraschungen, aber dabei bleiben Charaktere auf der Strecke und der Effekt verbraucht sich schnell, vor allem am Ende, wenn klar wird, wer hinter all dem steckt, wird es nicht nur durchschaubar, sondern auch beliebig. Stichwort: Formwandler. Damit kann man jeden noch so sinnlos erscheinenden Mord rechtfertigen. Mit dem Auftauchen von Aliens verliert die Serie ihren Fokus und ihren Mittelalter- und Fantasy-Charme, es wird eine typische Invasions-Story daraus. Interessanter wäre es gewesen zu sehen, wie die drei Königreiche den Konflikt miteinander austragen, statt sich gegen einen gemeinsamen Feind zu verbünden, der zwar superhart daherkommt, dann aber auch (wie immer) allzuleicht zu besiegen ist (Stichwort: Feuer).
Konzeptuelle Stärke
Doch ich will nicht nur meckern. Die größte Stärke ist das Konzept. Tom Taylor nimmt sich alle Freiheiten heraus, die altbekannten Helden in neue Kontexte zu stecken und ihnen trotzdem gerecht zu werden. Bruce Wayne wächst als Adoptivsohn der Els auf, als Bruder von Kal-El. Seine Eltern wurden vom Green Man getötet, einem Luthor, der durch einen Green-Lantern-Ring zu einer Art Joker wird. Solche Fusionen sind nicht nur erzählökonomisch interessant, doch leider wird daraus nicht viel gemacht. Auch von Batman sieht man hier nur wenig, da führt der deutsche Titel (der auf Verkauf setzt) in die Irre.
Zeichnerin Yasmine Putri bietet zwar keine allzugroße Detailfülle und macht auch keine Experimente, dafür zeichnet sie ausdrucksstarke Figuren und dynamische Kämpfe, was der Story sehr zugute kommt. Die knalligen Farben kommen hin und wieder allzu gefällig, wenn nicht gar kitschig daher, aber insgesamt trägt alles zu einem flüssigen Leseerlebnis bei, bei dem die Zeit sehr schnell vergeht.
Was kann man von einem Superhelden- und/oder Fantasycomic mehr erwarten? Komplexe Charaktere? Philosophische Exkurse? Kommentare zum Weltgeschehen? Klar, aber manches kann auch einfach nur für ein paar Stunden Spaß machen. Auch wenn nicht viel davon im Gedächtnis bleiben wird.

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