Batman ’66: Zurück in die 60er

Titel: Batman ’66 Vol. 1

Autor/Zeichner: Jeff Parker/Jonathan Case, Ty Templeton, Joe Quinones u.a.

Erschienen: 2013-2014 (Batman ’66 #1-5), Paperback 2014; dt. Panini 2014 (DC Premium 88)


„The precious few who go on to change the world are rarely understood. One can dress as an animal and be hailed as a champion. While the truly great are labeled … eggcentric.“

Es ist schon seltsam: Da gab es mal in den 60ern diese TV-Serie mit Adam West, die die Albernheit und Buntheit der Batman-Comics kongenial ins Fernsehen übertrug und damit Geschichte schrieb, und fast fünf Jahrzehnte später dachte man sich bei DC: Lassen wir doch diese Serie wieder als Comic auferstehen! Wozu soll das gut sein, wenn wir froh sein können, dass sogar die für Kinder gemachten Batman-Comics diese Naivität hinter sich gelassen haben? Außerdem lebte die Serie von der Inszenierung und ihren Darstellern. Geht es hier also nur um die übliche Monterarisierung der Nostalgie?

Das Konzept ist allerdings gar nicht mal so daneben, wie etwa die Miniserien Batman ’66 Meets the Green Hornet (2014-2015) und Batman ’66 Meets Wonder Woman ’77 (2017) gezeigt haben. Und auch die reguläre Vorläuferserie funktioniert verblüffend gut, denn Autor Jeff Parker wie schon der erste Zeichner, Jonathan Case, verstehen es, das Comichafte der TV-Serie in den Comic zurück zu übersetzen, ohne dass es wie ein fader Abklatsch wirkt. Die Zeichnungen haben mehr Dynamik als die doch sehr steife Serie, die Farben orientieren sich mit ihrem Rasterpunkten an Pop-Art (allerdings nicht in jeder Story). Und auch die Geschichte um den Riddler und Catwoman trifft die Absurdität und die Selbstironie der Vorlage und bringt neue Akzente wie einen Batman, der mit seinem Cape gleitfliegen kann.

Premiere von Arkham und Red Hood

Parker stellt auch in den folgenden Storys meist Gaunerpaare zusammen: Pinguin und Mr. Freeze blockieren den Hafen von Gotham mit einem Eisberg, den sie zu einer souveränen Nation erklären (wir sehen das Bat-Sub im Einsatz), Chandell trifft auf Siren, die Batman ebenso auf einen psychedelischen Trip schickt wie später Sandman.

„The Killing Joke“ lässt grüßen: Batman und Dr. Quinn mit Joker in Arkham.

Besonders interessant ist die Joker-Story: Da taucht zum ersten Mal in diesem Universum ein gewisser Red Hood auf, der sich am Joker rächen will. Batman und Robin suchen das Arkham Institute auf (ebenfalls eine Premiere in dieser Welt), wo eine gewisse Dr. Quinn arbeitet, die zwar noch nicht Harley Quinn ist, aber schon gerne rote Karos trägt. Dann spielt die Szene auf The Killing Joke an, nur um am Ende zu offenbaren, wer unter der roten Haube steckt: der Arzt Overbeck, der mit seinem „brain regulator“ die Arkham-Patienten zu heilen versucht, aber am Joker gescheitert ist, da man dieses kranke Hirn einfach nicht reparieren kann. Der Clown machte Overbeck unfreiwillig zum Komplizen, um ihm zur Flucht zu verhelfen. Seltsamerweise hatte der Joker, verrückt wie er ist, den ganzen Plan wieder vergessen …

Da staunt selbst der Clown: Joker trifft Red Hood. (DC Comics)

Ein weiteres Highlight ist ein Besuch in London, wo Batman und Robin, geführt von Alfred, den Mad Hatter und später den Clock King jagen. Extra dafür gibt es ein „British Batmobile“, das für den verwirrenden Linksverkehr gemacht ist. In anderen kurzen Episoden darf man über Eggheads tiefgründige Eier-Philosophie staunen und sich an Batgirls Kampf gegen Catwoman erfreuen.

Startklar für den Linksverkehr: das British Batmobile. (DC Comics)

Batman ’66 ist nicht nur für Fans der alten TV-Serie, sondern auch für alle, die die Leichtigkeit der frühen Batman-Comics vermissen, ohne das Gehirn dabei auf der Strecke lassen wollen. Es sind amüsante kleine Geschichten in bester Comic-Tradition, ohne altbacken zu sein, die für sich stehen und mit Anspielungen auf spätere Batman-Storys überraschen. Dadurch entstehen sonderbare Anachronismen, die sich aber in die übrigen Absurditäten fügen.

Kein Wunder, dass die Serie es auf immerhin 30 Ausgaben sowie mehrere Spin-off-Miniserien brachte, darunter auch Crossover mit Man from U.N.C.L.E., Steed and Mrs. Peel, der Legion of the Superheroes sowie Archie.

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