Titel: A Word to the Wise
Autor/Zeichner: Len Wein/Curt Swan
Erschienen: 1992 (One-shot)
Es ist schon seltsam: Niemals wurde so viel geschrieben und publiziert wie in diesem Jahrhundert und trotzdem nimmt die Lesekompetenz ab – jedenfalls in Deutschland. Laut IGLU-Studie hat jeder vierte Viertklässler Probleme mit dem Lesen und dem Textverständnis, das Niveau sinkt seit Jahren – mit weitreichenden Folgen. Können Comics Abhilfe schaffen?
Wer Comics liest, liest meist auch andere Bücher. Im Jahr 1992 dachte sich Kanada, man könnte daher mit Batman fürs Lesen werben. Batman war damals dank der Tim-Burton-Filme wieder sehr beliebt. Also brachte man eigens zu diesem Zweck den Comic A Word to the Wise heraus.
Joker jagt Geographiebücher
Die Story geht so: Der Joker stiehlt in Kanada Ausgaben eines alten und wertvollen Geographiebuchs, dann soll Batman ihn schnappen. Doch zuvor rettet er einem Jungen das Leben, der die Feuerleiter eines einsturzgefährdeten Hauses erklimmt und abstürzt. Moral: Hätte er mal lieber das Warnschild gelesen, das wirklich nicht zu übersehen war! Ob Verbote Jugendliche davon abhalten, Dummes zu tun, sei mal dahingestellt …
Und dann gibt es noch das Teenagerpaar in Toronto: Joey will zur Canadian National Exhibition (was schon sehr streberhaft ist), Joanie, die Leseratte, will aber noch schnell zur Bücherei, um ein paar Geschichtsbücher abzuholen, die sie kaum erwarten kann. Joey hält das für Zeitverschwendung, Joanie hält ihm (wie sie sagt: zum tausendsten Mal) einen Vortrag über den Nutzen von Büchern, wie ihn wohl niemand ein echter Mensch in diesem Alter gehalten hätte. Lesen eröffnet einem Welten etc. Wir fragen uns hingegen: Warum gibt sich die kluge Joanie mit so einem Idioten ab?
Joker eignet sich Nordamerika an
Wie auch immer: Kaum sind die beiden aus der Bibliothek raus, kommt der Joker, um sein Buch zu klauen, doch das ist nicht da, zufällig hat es unsere Joanie mitgenommen. Batman taucht auf, wird von Gas abgelenkt, der Joker haut ab, Batman braust zu Joanie, der Joker folgt ihm zu der Ausstellung. Doch als der Schurke das Buch endlich in die Finger kriegt, zerreißt er es, denn es ist aus irgendeinem Grund das Falsche.
Um die Sache abzukürzen: Im richtigen Buch steckt eine Urkunde, die dem Besitzer angeblich ganz Nordamerika zueignet. Der Joker findet sie schließlich woanders und verkündet sein neues Eigentum ausgerechnet bei einem Rodeo in Alberta. Batman fängt ihn mit einem Lasso ein und fesselt ihn, und was das Rechtliche betrifft: Die Urkunde war nur 125 Jahre lang gültig und ist gestern abgelaufen – hätte der Joker mal das Kleingedruckte gelesen!
Moral (falls es jemand noch nicht kapiert hat): Lesen hilft! Lesen bildet! Lesen ist cool! Na ja, kann es zumindest sein. Auch wenn dieses gutgemeinte Propagandastück mit seinen lebensfernen, klischeebehafteten Dialogen, seiner hanebüchenen Handlung und dem dreisten Product Placement (gesponsert von einem kanadischen Discounter) wahrlich kein gutes Beispiel dafür ist.
Geschadet hat dieses Comicheft jedenfalls nicht: Kanada hat bei der jüngsten IGLU-Studie deutlich besser abgeschnitten als Deutschland, das im Mittelfeld und unter dem Durchschnitt liegt.
- The Bookworm Turns/While Gotham City Burns (Die Bücherwurm-Affäre)
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- Batman 1990-1999

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