Titel: Batman: Killing Time
Autor/Zeichner: Tom King/David Marquez
Erschienen: 2022 (Miniserie #1-6), Hardcover 2022
„What does anyone gain or lose from reading a story? (…) Nothing.“ (Riddler)
Riddler, Catwoman, der Pinguin und Killer Croc überfallen eine Bank. Schnell wird klar: Croc ist nur das Ablenkungsmanöver für Batman, eigentlich geht es nicht ums Geld, sondern um etwas viel Wertvolleres, das weit unten aufbewahrt wird – einen geheimen Schatz von Bruce Wayne. Der Riddler schlägt den verbündeten Pinguin fast tot, dann haut er mit Catwoman ab, um sich mit dem Käufer der Beute zu treffen. Was ist die Beute? Eine faustgroße Box. Und was ist drin? Das Auge von Jesus. (Oder das von Athene, wer weiß?)
Batman jagt den beiden hinterher, verfolgt wird er von einem alten Mann, der sich nur The Help nennt und für den Pinguin arbeitet. Dieser Helfer wirkt sehr kultiviert, geht aber über Leichen und ist Batman im Kampf ebenbürtig, denn er hat bei denselben Leuten gelernt. Das ist bereits die interessanteste Figur. Die andere Neue ist eine US-Beamtin, die in jedem Satz fünfmal flucht. Also verdammt viel. Es wäre vielleicht sogar witzig, wenn DC nicht jedes Mal die Obszönitäten zensieren würde. Die USA müssen ja vor allem in moralischer Hinsicht verteidigt werden. Aber so verbraucht sich der Running Gag schnell. (Und das Prinzip kennt man schon vom Autor.)
Nervige Zeitsprünge und Erzählstimme
Tom King erzählt hier eine Action-Story ohne besondere Tiefe, was völlig in Ordnung ist, Unterhaltung darf und soll sein – nur sollte sie auch Spaß machen. Leider tut sie das aber nicht, denn Tom King erzählt das in seiner Tom-King-Manier. Diesmal springt er ständig in der Zeit hin und her, Stunden, Minuten, Sekunden, sogar Jahrtausende, was dreist bei Alan Moores Watchmen #4 abgekupfert, aber hier völlig unmotiviert erscheint und bloß dazu führt, der Story die Spannung zu nehmen, denn in jeder Szene wissen wir bereits, wie sie endet. Wir bekommen bloß noch nachgereicht, wie. Das ist ziemlich kontraproduktiv, um Leser bei der Stange zu halten. Hinzu kommt eine Erzählstimme, die alles sekundengenau protokolliert und beschreibt, obwohl man es erstens nicht so genau wissen will und zweitens auch unnötig ist, weil man ja im Bild sieht, was passiert.
Tom King schreibt also so infantil wie in den ersten 30 Jahren Comics geschrieben wurden und bricht damit eine Regel des modernen Comics: Beschreib nicht, was man ohnehin sehen kann. Und das nervt. Und zwar sehr. Denn er macht das fünf Kapitel lang, man fragt sich, warum, und wenn man es erfährt, wer erzählt (nicht wirklich ein SPOILER: Clock King), wird es nicht unbedingt besser. Es nervt ja trotzdem und es geht so bis zum Schluss weiter.
Story ohne Bedeutung
Dazwischen schiebt King noch Rückblenden in die griechische Mythologie und die Menschheitsgeschichte, um die Geschichte des MacGuffins (des Auges) zu erklären, was der Story keinen Mehrwert verleiht. Überhaupt ist das Objekt der Begierde völlig ohne Bedeutung – und der Autor gibt es auch noch zu. Er hat nicht viel zu erzählen, und um die Seiten füllen, gibt es zum Beispiel eine fünfseitige Sequenz, in der haarklein alle Opfer eines Massengemetzels beschrieben werden. Man hat es schon nach einer kapiert, aber dann kommen eben noch vier. Und im letzten Kapitel, als die Geschichte nach der Hälfte rum ist, besteht der Rest nur noch aus Epilogen, die keine wirklich mitteilenswerten Erkenntnisse liefern.
Damit ist Killing Time eine Geschichte, in der durch das sprunhafte Erzählverfahren so getan wird, als würde viel passieren, aber es kommt nur wenig bei rumt und deren Ausgang bleibt einem ziemlich egal. Warum hat Batman das göttliche Auge? Und warum hat er es in einer Bank versteckt? Damit es die Story gibt. Geschrieben wurde sie passend zum Film The Batman, mit dem sie die drei Hauptschurken und das Startdatum des Kinofilms teilt. Damit hat sie als Marketing-Produkt ihren Zweck erfüllt. Nett anzusehen, da – wie so oft – stark gezeichnet, aber eben nicht viel mehr.
Daher sei zum Schluss mit Erich Kästner gesagt: „Denkt ans fünfte Gebot, schlagt eure Zeit nicht tot.“

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Danke für die review Lukas. Wie immer sehr willkommen, da ich von diesem Erguss tatsächlich noch nie etwas gehört habe.
Klingt, als wäre es genau das richtige, um mal die Zeit totzuschlagen, wenn ich sonst nichts besseres zu tun habe. Dumm nur, dass das bei mir nicht wirklich vorkommt…blöd.
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