
DC Comics
Titel: Superman vs. Wonder Woman
Autor/Zeichner: Gerry Conway/Jose Luis Garcia-Lopez
Erschienen: 1978 (All-New Collectors‘ Edition #C-54), Reprint 2020; dt. Panini 2021
„I don’t believe it! Wonder Woman hit me! She actually hit me! Even if she is a woman — no one treats me that way–And I mean no one!“ (Superman)
Das Jahr 1942. Superman kämpft an der Front gegen Japan mit. Er wirft mit feindlichen Flugzeugen um sich, aber keine Sorge: Die fliegen automatisch, daher muss der Strahlemann niemanden töten. Superman versenkt ein japanisches U-Boot und erfährt vom Kapitän, dass ein japanischer Agent nach Mexiko gereist ist, um mit einem Nazi etwas zu verhindern, das sich „Manhattan Project“ nennt. Superman weiß noch nicht, dass es sich dabei um den Bau der Atombombe handelt.
Das findet Wonder Woman heraus, die in Washington D.C. Nazis jagt. Die sind leicht zu erkennen an ihren Glatzen und den riesigen Hakenkreuzen auf Brust und Rücken (die fehlen in der deutschen Fassung). Nachdem sie zufällig Albert Einstein rettet und ihr eigenes Land ausspioniert, wird ihr klar, was sich hinter Project Manhattan verbirgt – und ist entsetzt. Weil sie befürchtet, die Bombe könnte die nächste Büchse der Pandora sein, will sie verhindern, dass sie eingesetzt wird.

Superman vs. Wonder Woman (DC Comics)
Also fängt Wonder Woman an, in Chicago mit einer Straßenlaterne zu randalieren, um einen Kernreaktor zu zerstören. Das erregt Supermans Aufmerksamkeit und die beiden prügeln sich die Seelen aus dem Leib. Wonder Woman versucht zwar, ihm ihren Grund zu erklären, aber Superman beharrt auf seinem Patriotismus: „I’ve lived in America, and I trust my adopted country.“ Als ob Vertrauen in die Heimat Massenmord und Massenvernichtung rechtfertigen würde – Superman ist hier nicht gerade ein Superbrain.
Da man mit Argumenten nicht weiterkommt, kloppt man sich weiter dort, wo niemand verletzt werden kann, nämlich auf dem Mond. Doch auch als die beiden dort Ruinen einer vergangenen Zivilisation entdecken und Wonder Woman herausfindet, dass die sich mit Atomwaffen ausgelöscht hat, ist das Superman herzlich egal.

Wonder Woman teilt gegen Superman aus. (DC Comics)
In der Zwischenzeit verbündet sich Baron Blitzkrieg mit Sumo, dem Samurai, um die Atombombe zu stehlen. Klingt bescheuert, ist aber so. (Das kann nur getoppt werden von „Captain Nazi“ – den gibt’s bereits seit 1941 …) Der Baron trägt ein knallgelbes Kostüm mit eiserner Maske (wie Doctor Doom) und sechs Hakenkreuzen, damit es keine Missverständnisse ob seiner Geisteshaltung gibt (auch hier nur im Original zu sehen). Erst ein SOS-Ruf per Blinklicht von der Erde kann die beiden Helden zurückholen, um gegen die wahren Feinde zu kämpfen.
Dieser Battle Royale folgt also dem klassischen Muster, das die Menschheit bereits seit dem Gilgamesch-Epos kennt und das besonders beliebt in Superheldencomics ist: Zuerst misst man miteinander die Kräfte, um einzusehen, dass der Feind ein anderer und man zusammen am stärksten ist. Das ist etwas blöd, aber es erfüllt seinen Zweck. Was an dem Kampf auffällt: Wonder Woman schlägt als erste zu – und sie teilt auch am meisten aus. Tatsächlich sieht man Superman nur einmal zuschlagen und er hadert mit sich, einer Frau Gewalt anzutun. Klar, Frauen zu schlagen steht niemandem gut, erst recht nicht einem Superman.
ACHTUNG SPOILER: Die beiden kloppen sich also gegen die Schurken und die Bombe geht trotzdem hoch.
Am Ende verspricht Präsident Roosevelt, er werde die Bombe niemals einsetzen, solange er Präsident sei. Geschickt, denn das übernimmt dann sein Nachfolger Harry S. Truman mit dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945, bei dem insgesamt über 100.000 Menschen sofort sterben und noch einmal etwa 130.000 an den Folgeschäden bis Ende des Jahres.
Wonder Woman erweist sich im Epilog als hellsichtig. Sie weiß, dass früher oder später jemand die Büchse der Pandora öffnen wird. „And once the demons escape, they can never be recaptured … not if we try and try … till the end of time.“ Sehr weise. Nur leider schweigt Superman dazu – und wirkt dadurch nicht klüger als zuvor.
Vielen Dank für den Artikel Lukas, da hast du ja mal was richtig cooles ausgegraben!
Tja, was soll ich sagen, außer: Diana war eben schon immer cleverer als Supi. Kein Wunder, dass Bruce in „The Dark Knight Returns“ den Mann aus Stahl zu blutigem Pudding prügelt. Da zeigt er sich nämlich ebenso uneinsichtig und marionettenhaft wie in dieser Story hier und wirkt dadurch für mich persönlich nicht viel weniger bescheuert wie Baron Blitzkrieg und Captain Nazi. Nur, dass Supes natürlich auf der anderen, der „gerechten“ Seite steht. Und wie gerecht die ist, hat man ja dann auch eindrucksvoll in Hiroshima und Nagasaki vor Augen geführt bekommen.
Baron Blitzkrieg…Captain Nazi…Sumo der Samurai. *lol* So bescheuert, dass es fast schon wieder richtig witzig ist. Gelacht hab ich hier grad jedenfalls allemal. Herrlich! 😀
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