Im Zweifel für den Angeklagten

DC Comics

Titel: The Two-Way Crimes of Two-Face!

Autor/Zeichner: Harlan Ellison, Len Wein/José Luis García-López

Erschienen: 2015 (Batman ’66: The Lost Episode), Paperback 2015 (Batman ’66 Vol. 4)


„Harvey, you are a tremendous disappointment to me.“ (Batman)

„The coin obviously wants us to choose our own destiny.“ (Batman)

Die Batman-TV-Serie der 60er hatte einen Joker, einen Pinguin, einen Riddler und Catwoman – aber keinen Two-Face. Verständlich, denn der Schurke mit dem entstellten Gesicht und der düsteren Entstehungsgeschichte eignet sich eher als Kinderschreck denn als Clown. Und trotzdem gab es Pläne für eine Two-Face-Episode. Der Autor Harlan Ellison schrieb einen Entwurf, aber der wurde nie realisiert. Erst im Jahr 2015 wurde das Treatment als Comic adaptiert – und zwar ganz im Geiste der Serie. (Im Anhang hat DC Ellisons Original-Script abgedruckt.)

Das Batman-66-Special erzählt eine klassische Two-Face-Story, die sich nah an den Comics hält – und damit auch jegliche Originalität vermissen lässt: Wir sehen die altbekannte Entstehungsgeschichte mit Maroni, von dem auch die doppelköpfige Münze stammt, Two-Face benutzt sie, um zu entscheiden, ob er Böses oder Gutes tun will (wie schon bei seinem ersten Auftritt). So kommt es dazu, dass er Dinge stiehlt und sie im besten Fall sogar mit Zinsen zurückgibt, allein das ist eine ironische Übertreibung des altbekannten Prinzips.

Variant (DC Comics)

Die Story beginnt mit einer Auktion wertvoller Porzellanwaren. Two-Face erscheint als Diener mit Wachsmaske. Als sie vom Kerzenlicht schmilzt, gibt sich der Schurke zu erkennen, haut mit dem Porzellan ab und gibt es später wieder – ergänzt durch ein Stück, das zuvor gefehlt hat. So geht es munter weiter: Mal so, mal so. Batman und Robin ermitteln seinen nächsten Coup mittels des Bat-Computers, der mit Heisenbergs Unschärferelation und Neumanns Spieltheorie arbeitet, und Batman findet seinen Gegner in einer Sternwarte.

Die Münze fällt auf die Kante, Batman blendet Two-Face mit Sonnenlicht, das von seinem Gürtel reflektiert wird (obwohl es Nacht ist), doch als Batman den Schurken festnehmen will, rutscht Robin auf Patronenhülsen aus und die Helden sind offenbar so perplex von diesem peinlichen Faupax, dass sie Two-Face entkommen lassen.

Zur Revanche kommt es auf einem alten Zweimaster. Batman lässt sich von Two-Face gefangennehmen, über ihm schwebt das Schwert des Damokles, und bringt ihn dazu, erneut die Münze zu werfen. Wieder landet sie auf der Kante – und der „Denizen of Duplicity“ muss kapitulieren. Wie das sein kann? Batman hat gemogelt – ein alter Trick. Und warum fällt ein Unentschieden zu Batmans Gunsten aus? Wahrscheinlich nach dem juristischen Grundprinzip: im Zweifel für den Angeklagten.

Armer Harvey, aber Batman versichert am Ende, dass wenn es eine Chance für Harvey Dent gebe, er diese nutzen werde. Eine zweite Chance im Batman-66-Universum bekommt Two-Face zwei Jahre später: im Animationsfilm Batman vs. Two-Face, aber der hat nichts mit diesem Comic zu tun.

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