Generation Joker: Künstliche Intelligenz als Vaterersatz

DC Comics/Panini

Titel: Batman White Knight Presents Generation Joker

Autoren/Zeichnerin: Sean Murphy, Katana Collins, Clay McCormack/Mirka Andolfo

Erschienen: 2023 (Miniserie #1-6), Hardcover 2024; dt. Panini 2024


Was bisher geschah, könnt ihr in White Knight, Curse of the White Knight und Beyond the White Knight nachlesen – ich setze hier mal voraus, dass ihr eure Hausaufgaben gemacht habt, also bitte keine Spoiler-Panik.

In Generation Joker geht es mal wieder um Harley Quinn und ihre beiden Kinder, Bryce und Jackie, die sie einst mit dem Joker bzw. Jack Napier gezeugt hat. Jack ist tot, die Kinder vermissen ihren Vater, würden ihn gern kennenlernen. Da kriegen sie ein Gerät in die Finger, das ihn wiederauferstehen lässt, als künstliche Intelligenz in Hologrammform. Der Vater löst sich allerdings langsam auf, daher büxt er mit ihnen und dem Batmobil aus, um ihnen die Orte seiner Vergangenheit zu zeigen und eine Lösung für das Problem zu finden. Harley versucht daraufhin, sie wieder einzufangen.

Doch dann taucht das FBI auf, vertreten durch Agent Prince (Wonder Woman) und John Stewart (Green Lantern, aber ohne Ring) und sie wollen an das Gerät. Dann kommt noch die andere (Ex-)Harley Quinn dazu, Marian Drews alias Neo Joker, alias „Nenn-mich-nicht-so“, also bekommt sie hier den Namen Riot verpasst (was im Deutschen so unnötig wie schief mit „Krawall“ übersetzt wird). Es gibt auch Wiedersehen mit Batman Bruce und einigen anderen Schurken wie Poison Ivy, Mister Freeze und Two-Face …

Ohne Joker geht es nicht

Die Kinder geraten in Schwierigkeiten, die Mutter holt sie ein, die Kinder hauen wieder ab – das ist im Grunde das Spiel, das hier getrieben wird. Echte Gefahren kommen selten auf, erweisen sich als nur scheinbar oder erledigen sich schnell. Nicht jede Wendung leuchtet ein, manches wirkt albern, anderes sinnlos oder zu bemüht. Ärgerlich wird es, wenn die Kinder ihre Mutter in Gefahr zurücklassen, um weiter ihrer Vater-Projektion nachzujagen. Bruce Wayne hat hier leider nicht viel zu tun – und so müssen wir uns noch eine Weile gedulden, bis seine Geschichte weitererzählt wird.

Es ist selten, dass ein Spin-off bzw. Tie-in etwas Substanzielles erzählt und hier ist es nicht anders als schon bei der Harley-Quinn-Miniserie. Im Grunde geht es wie üblich um den Wert von Familie, um Trauerbewältigung und ums Loslassen. Doch Loslassen fällt hier allen schwer – und das steht für das Problem mit dem Joker. „Wer stirbt, bleibt tot“, lautete einst eines der Prinzipien des Schöpfers Sean Murphy, doch er trickst hier, um es zu brechen. Der Joker kann auch für ihn nicht tot bleiben, irgendwie muss er dann doch wieder zurückkehren, wenn auch nur als Projektion, wenn auch nur als Jack – und schließlich muss auch der böse Joker einmal wieder durchbrechen, obwohl man diesen Fehler im System bei einer KI eigentlich hätte ausmerzen können.

Klassische Anmutung

Doch die Autoren können ebenso wie die Kinder dem Joker nicht widerstehen. Und so wird trotz der Einsicht, dass Loslassen zum Leben gehört, am Ende doch wieder eine Möglichkeit gefunden wird, den Joker zu bewahren. Dem widerspricht die Moral, dass Kinder nicht bloß Fortsetzungen ihrer Eltern sind – oder sein müssen. Die Kinder des Jokers stehen trotzdem tief in der Schuld des Vaters.

Wer sich aber für das Murphyverse interessiert und sich auch von soapigen Nebensträngen nicht abschrecken lässt, findet in Generation Joker eine leichte Unterhaltung für zwischendurch, mit flotten Zeichnungen, die sich gut in Murphys Stil einfügen, aber auch Manga-Anleihen aufweisen. Dank der gedeckten Farben kommt die Story nicht ganz so schrill daher, wie sie sein könnte, sondern sie verleihen ihr eine nostalgische Patina, die diese Geschichten generell durchzieht, sodass sie trotz Sci-Fi-Technik wie Klassiker aus guter alter Zeit wirken.

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