Deadman hatte seinen ersten Auftritt in Strange Adventures #205 (1967). Der Trapezkünstler Boston Brand wird ermordet und bekommt vom Hindu-Gott Rama Kushna als Geist die Chance, sich zu rächen. Die Story von Arnold Drake und Carmine Infantino schrieb auch deswegen Geschichte, weil es darin um Drogen ging und das Thema erstmals von der Comics Code Authority (einer Selbstzensurbehörde der Verlage) autorisiert wurde.
Nach dieser Story übernahmen Jack Miller und Neal Adams die Figur Deadman, mit großem Erfolg. Bald darauf erschien das erste Team-Up mit Batman, in The Brave and the Bold #79 (1968), ebenfalls gezeichnet von Adams. Es ist ein ungewöhnliches Team, wenn Batman seinen Partner weder sehen noch direkt mit ihm sprechen kann. Es geht nur über Umwege und Deadmans einzige Fähigkeit ist es, sich fremder Körper zu bemächtigen – wobei ihm niemals einfällt, direkt in den Körper der Hauptschurken zu steigen. Das wär ja zu einfach …
In „The Track of the Hook“ ermittelt unser weltbester Detektiv in einem Mordfall, ist aber auf falscher Fährte, bis ihn Deadman auf die richtige bringt, denn er hat den Verdacht, der Mörder sei auch der seine: der Gauner namens Hook, erkennbar an einer Handprothese mit Haken.
Die Spur führt über Umwege zu Max Chill, dem Bruder von Joe Chill, der Bruce Waynes Eltern erschossen hat. Batman hat seinen Tod zu verantworten, Max hat geschworen, seinen Bruder zu rächen. Doch daraus wird nichts: Nach einem kurzen Kampf wird er zufällig erschlagen von einem umkippenden Stapel Spielautomaten. Batman scheint das nicht zu sehr zu belasten, er leistet auch keine Erste Hilfe, sondern interessiert sich mehr dafür, was Chill kurz vor dem Tod von sich gibt. Er ist nämlich gar nicht „The Hook“, sondern sollte nur so tun als ob. Die Sache hat also nichts mit Deadmans Mörder zu tun.
Als Drahtzieher hinter allem stellt sich Carleton Kaine heraus, ein Medienmogul, dem jede Zeitung in der Stadt gehört und der eine Kampagne gegen die angeblich unfähige Polizei und Batman führt. Kaum ist ein Mord passiert, schon erscheint er höchstselbst mit seinen Reportern, um das Versagen der Stadt bei der Verbrechensbekämpfung anzuprangern. Doch am Ende bekennt er sich dazu, selbst die Verbrechenswelle angefacht zu haben, um sich als Retter zu inszenieren und so absolute Macht über die Stadt zu gewinnen. Carleton Kaine lebt übrigens in einem Schloss namens Xanadu – genauso wie der fast gleichnamige Protagonist in Orson Welles‘ Filmklassiker Citizen Kane, auf den noch spätere Batman-Comics Bezug nehmen. (Interessanter Zufall übrigens, dass Batmans Co-Schöpfer denselben Nachnamen trägt …)
Deadman will Batman umbringen
Anscheinend war das Team-up so beliebt, dass man bereits sieben Ausgaben später ein weiteres machte: In „You Can’t Hide From a Deadman“ (The Brave and the Bold #86, 1969) dreht Deadman durch, ergreift zuerst Besitz von Robin und dann von Commissioner Gordon, und versucht, Batman zu erschießen. Robin kriegt dafür erstmal – nach alter Tradition – eine gelangt und kommt zur Besinnung, Gordon kommt ohne Züchtigung aus.
Daraufhin versucht es Deadman etwas antiklimaktisch mit normalen Bürgern, wie einem Blinden mit Gehstock sowie Passanten mit Koffern und Stühlen, bevor dann jemand mit Presslufthammer und einem Lkw auf den Dunklen Ritter losgeht. Aufklärung: Der Schurke Sensei ließ Deadman vergiften und manipulieren, um Nanda Parbat zu zerstören und die Welt in Chaos versinken zu lassen, um die Nachfrage nach seiner Society of Assassins zu steigern – weil es anscheinend noch nicht genug Mord und Krieg in der Welt gibt …
Batman trifft im Zirkus auf Boston Brands Bruder Cleve, der im Deadman-Kostüm für ihn weitermacht, Boston übernimmt dessen Körper (um ihm bei einem verpatzten Auftritt zu helfen), dann fliegt er mit Batman nach Nanda Parbat, um wieder zu sich zu finden. Das geht dann auch ziemlich mühelos, jeder unserer Helden muss nur einmal zuschlagen, um die Bösen zu besiegen. Der Sensei aber kommt davon …
Deadman verliebt sich
Beim dritten Mal („A Second Chance for Deadman?“, The Brave and the Bold #104, 1972) fällt Batman zunächst aus der Rolle: Bei einem Polizeieinsatz gegen schießwütige Gauner greift der Waffenverächter zum Maschinengewehr und ballert wild rum. Zwar nur mit Platzpatronen, um sie einzuschüchern, wie sich später rausstellt, trotzdem wird einer der Ganoven erschossen – nur eben von der Polizei. Kümmert aber keinen. Erste Hilfe? Wird wieder nicht mal versucht.
Dann ist Batman einer Privatklinik für Verbrecher auf der Spur, die sich darauf spezialisiert, mit plastischer Chirurgie und anderen Tricks Gaunern eine neue Identität zu verpassen. Zuerst versucht es der beste Detektiv der Welt undercover in zivil, stellt sich dabei aber ziemlich stümperhaft an, weshalb er Deadman dazuholt, der bekanntlich unerkannt Identitäten wechseln kann.
Doch wie nimmt man Kontakt zu einem Geist auf? Ganz einfach: Man schaltet eine kryptische Zeitungsanzeige und hofft darauf, dass der Geist sie liest. Zum Glück schaut Deadman zufällig gerade einem Fremden über die Schulter, als dieser die richtige Seite aufschlägt, versteht, dass er gemeint ist und dass die Botschaft von Batman kommt.
Interessant wird die Story, als Deadman in den Körper des Oberhauptes der Operation eindringt und sich in dessen Partnerin verliebt. Sie scheint ebenfalls die neue Seele im vertrauten Körper vorzuziehen und hat auch nichts dagegen, als er ihr gesteht, Boston Brand zu sein (was sie auch sofort glaubt). Doch da ist ja immer noch die Mission, sie ist eine Gaunerin, Batman will sie hinter Gittern sehen, die Liebe ist zum Scheitern verurteilt. Aber vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen nach dem Tod? Der Gott Rama Kushna scheint es zu versprechen, doch da irrt sich Deadman – zu seiner großen Verbitterung. Es scheint keine Hoffnung für den Wandler zwischen den Welten zu geben.
Zwei Tote, zwei Helden ohne Gewissen
Im vierten Abenteuer, „Another Kind of Justice“ (The Brave and the Bold #133, 1977), jagt Batman einen Drogenschmuggler namens Laszlo, der zu Prohibitionszeiten seinen Boss Bannion ermordet hat, um dessen Geschäft zu übernehmen. Wieder rekrutiert die Fledermaus Deadman über eine Zeitungsannonce, damit er Undercover-Arbeit erledigt. (Anscheinend liest er regelmäßig bei anderen mit.) Boston steigt in den Körper eines Handlangers, der Laszlo nachts aufsucht und dann von ihm erschossen wird. Deadman sorgt also für den Tod eines Mannes – allerdings ohne Gewissensbisse. Auch Batman scheint das nicht zu kümmern, der riskiert lieber sein Leben, um eine Ladung Drogen abzufangen, während auf ihn geballert wird und um ihn herum Bomben hochgehen. Seltsame Prioritäten.
Später lässt Deadman sogar das Porträt von Bannion sprechen, um Gangster gegen Laszlo aufzuhetzen – als ob ein Bild ein beseelter Körper wäre. Am Ende, nachdem Laszlo vor seinen Partnern und der Polizei mit einem Boot flieht, erscheint ihm Bannions wahrer Geist – und lässt ihn ertrinken. Damit haben die beiden Helden auch kein Problem. Hauptsache, ein Drogendealer weniger auf der Welt.
Bemerkenswert, wie wenig in diesen Geschichten ein Menschenleben zählt.

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