„Batman/Catwoman – Gotham War“: Schon wieder Krieg

Die Ankündigung von DC für das nächste Batman-Event (nach Knight Terrors) nehme ich mit einer seltsamen Gefühlsmischung zur Kenntnis: Batman/Catwoman – Gotham War wird es heißen. Einerseits bin ich gelangweilt bis abgestumpft, weil es nach dem Robin War, dem War of Jokes and Riddles, dem Joker War und dem Shadow War bloß ein weiterer „Krieg“ ist, andererseits ist da ein mulmiges Gefühl angesichts der Tatsache, dass in der Wirklichkeit vor der Haustür ein echter Krieg stattfindet (der bei weitem nicht der einzige ist!) – und diese Comic-Kabbelei zwischen Fledermaus und Katze sicher nichts damit zu tun hat.

Das Superheldengenre arbeitet gern mit Übertreibungen, ach was, es besteht eigentlich nur aus Übertreibungen – das Wort „super“ sagt es bereits. Kriegsrhetorik gehört dazu, denn was ist schon ein Kampf allein? Erst ein Krieg weckt echte Aufmerksamkeit. Aber es ist eben ein weiterer in einer langen Reihe: 2013 gab es im Rahmen von Forever Evil den Arkham War, 2004/2005 gab es das Event War Games, und nicht erst 1999 verkündete Batman seinen „War on Crime„. Nimmt man die regelmäßigen kosmischen Schlachten nach dem Schema „jeder gegen jeden“ hinzu, ist das ganze Leben von Superhelden ein einziger Krieg. Gut gegen Böse, der älteste der Welt.

Inflationäre Kriegsrhetorik

Aber: Eben doch kein echter Krieg. Krieg, das ist ein bewaffneter Konflikt zwischen Menschen, bei dem es um Zerstörung, Leben oder Tod geht, vor allem Tod. In Superheldencomics sterben nur die Wenigsten, und wenn dann nur „unwichtige“ (Neben-)Figuren, und selbst wenn es wichtige sind, dann kehren sie früher oder später zurück.

Der neueste Krieg zwischen Batman und Catwoman beginnt am 29. August 2023 mit einem One-Shot namens „Battle Lines“ und endet am 31. Oktober mit „Scorched Earth“ – hinterlässt also verbrannte Erde. Ähnlich martialisch die Wortwahl von Co-Autor Chip Zdarsky (Failsafe): „relationships explode, relationships are formed, and it all leads to massive changes!“ Wie jedes Mal, wenn im Gotham wieder irgendein „Krieg“ tobt …

Etwas wirklich Neues wäre es, wenn sich Batman mal in einem echten Krieg engagieren würde. Darin beim Tötungstabu zu bleiben, wäre sicher nicht so leicht. Aber die Zeit, in der er sich zumindest gegen den Einsatz von Landminen einsetzte, ist lange vorbei.

Routinierter Kriegszustand

Sind die Einwohner von Gotham nicht langsam kriegsmüde? Und was ist erst mit den treuen Lesern? Oder ist der bunte Comic-Krieg, bei dem es im Grunde um nichts geht, weil irgendwann wieder alles mehr oder weniger zum Status quo zurückkehren wird, gerade so beruhigend und daher in seiner Vorhersehbarkeit eine willkommene Abwechslung vom realen Kriegsgeschehen, das unberechenbar und unfassbar bleibt? Aber nutzt sich der eigentliche Begriff Krieg dadurch nicht ab, wird banalisiert und wirkt daher deplaziert und geschmacklos?

Eine Antwort habe ich nicht, gebt sie euch selbst. Ich wollte nur einen Gedanken loswerden, der mir im Kopf herumspukte, als ich eine säbelrasselnde Pressemitteilung las. Sorry falls ich mal wieder der Spielverderber im Sandkasten bin.

Hier die Übersicht über das anstehende Event:

  • Batman/Catwoman: The Gotham War – Battle Lines #1
  • Batman #137 & #138
  • Catwoman #57 & #58
  • Batman/Catwoman: The Gotham War: Red Hood #1 & #2
  • Batman/Catwoman: The Gotham War – Scorched Earth #1

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12 Kommentare

  1. Oh nein, nicht schon wieder ein weiterer „War“!
    Danke für den Artikel Lukas! Schön, dass es noch Autoren gibt, die zum Nachdenken anregen und nicht alles einfach nur hinnehmen, hypen oder haten.
    Mir persönlich geht die ganze Kriegerei aber auch gehörig auf den Wecker und ich finde zudem, dass der „reale Krieg“, ob direkt vor unsrer Haustür, oder irgendwo anders auf der Welt, durch dieses Kasperletheater nicht nur bagatellisiert, sondern ein Stück weit auch gesellschaftsfähig gemacht wird. Man darf nicht vergessen, dass Comics in erster Linie für heranwachsende Jugendliche gedacht, deren Geist noch schnell und einfach zu beeinflussen ist. Und überhaupt: Originell und innovativ ist anders. Ich meine sicherlich ist Batman und der Superheldencomic an sich dazu verdammt, sich in gewisser Weise zu wiederholen. Aber dieses „sich wiederholen“ war einmal verbunden mit „sich neu erfinden“. Und damit, frisch, innovativ und kreativ zu sein. Das fehlt mir seit geraumer Zeit irgendwie, stattdessen bringt man nur den x-ten Kriegs-Aufguss und eiert auf Stereotypen herum. Schade eigentlich.
    Aber hey, wer weiß: Vielleicht überrascht die storyline am Ende ja sogar und die Geschichte selbst ist gar nicht so eindimensional und klischeehaft wie gedacht? Only time can tell 😉

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  2. „Sind die Einwohner von Gotham nicht langsam kriegsmüde? Und was ist erst mit den treuen Lesern?“ — Ich, aufgewachsen mit den DC-Superhelden bei Ehapa in den 70ern und 80ern, bin schon längst nicht mehr nur Kriegs-, sondern komplett Crossover-, Event- und Superhelden-Durchschnittskost-müde. Und dann dieses ewige decompressed storytelling, das auch noch die dünnstem und banalstem Storys ständig in epische – und damit langweilige und teuere – Länge zieht.

    Ich kaufe noch Reprint-Material zwischen Bronze Age und New 52, bin aber seit dem Start von Rebirth raus. Seitdem gibt’s nur noch seltene Highlights. Hier mal eine White Knight-Story oder ein Harleen, da mal ein paar One Bad Day-Ausgaben, das war’s. Bei der kritischen Auswahl dieses Materials ist mir das Batman-Projekt eine große Hilfe, dafür herzlichen Dank, Lukas.

    Besonders sauer stößt mir in jüngster Zeit dieses politisch überkorrekte Diversitäts- und Gender-Geschisse auf, wie es in dieser Form wirklich nur aus den USA kommen kann. Ja, diese Themen sind wichtig, aber dafür vergeht man sich nicht an jahrzehntelang etablierten Charakteren, mit denen die Leute nun mal viele Erinnerungen und klare Vorstellungen verbinden, sondern schafft neue! Sämtliche Superhelden der vergangenen Jahrzehnte sind nun mal implizit (explizit wird das Thema ja selten dargestellt) heterosexuell, weil eben lange nichts anderes von der Gesellschaft akzeptiert wurde. Es ist ja schön, dass sich das langsam ändert, aber wenn man Figuren und Charaktere haben will, die das auch glaubhaft verkörpern, dann macht man das nicht mittels ebenso plumper wie alberner sexueller Orientierungs-Retcons etablierter Figuren, die in den Köpfen der Leute nun mal eine jahrzehntelange heterosexuelle Vergangenheit haben! Dass man sich dabei selber nicht blöde vorkommt, zeigt nur den blinden, unreflektierten Eifer, den dieses Thema offenbar bei vielen hervorruft.

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  3. Ich kann mich dem nur anschließen. Ich bin schon seit „Endgame“ von Snyder und Capullo raus, das war für mich ein Tiefpunkt zu viel. Seither kaufe ich eigentlich nur noch hier und da mal was von DC Black Label und bisher unentdeckte Schätze aus den 80ern und 90ern. Sammeln tue ich ja ohnehin „nur“ U.S Batman Vol 1 und da bin ich mit meiner Sammlung mittlerweile so weit nach vorne fortgeschritten, dass mich jedes noch fehlende Heft ein kleines (oder großes) Vermögen kostet…
    Ich hab mitbekommen, dass es derzeit mal wieder eine neue „Crisis“ gibt (auch wenn sie glaube nicht als solche betitelt wird) und die Trinity wohl im Kampf „getötet“ wurde. Das hat bei mir nur Augenrollen und ein müdes Gähnen ausgelöst, weil ich gar keine Lust habe, die tausend Vorgeschichten, die man dafür wohl kennen muss, nachzuvollziehen, selbst wenn es mich interessieren würde. Und das Sterben von Hauptfiguren nervt nur noch, weil es schlichtweg inflationär und bedeutungslos geworden ist. Man wird irgendwie zynisch und traurig und ist nur noch gelangweilt und fragt sich, wie diese Verlage überhaupt noch existieren können. Man merkt einfach, dass Comics nur noch die „Basis“ sind, in die nur noch ein Minimum an Kosten und Mühen investiert wird. Die fette Kohle macht man mit Merchandising und Filmen. Das wird gefühlt immer extremer. Ich fürchte, auf absehbare Zeit ist das große Zeitalter der Comics, zumindest was DC betrifft, vorbei. Bei allen anderen kann ich nicht wirklich mitreden.

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    1. Batman Vol. 1, ja, das ist wirklich mal ein kostspieliges Hobby. Mich interessieren ja erst die Ausgaben ab etwa 1970 und die hoffe ich, irgendwann mal – realistisch betrachtet wohl kaum früher als in 10 Jahren, falls es DC dann noch gibt – in Form von Bronze Age-Omnibussen zu bekommen. Da erscheint ja leider gerade erst der erste Silver Age-Omnibus.

      Ansonsten 100% Zustimmung zu diesem ständigen, albernen Pseudo-Sterben, von dem eh jeder weiß, dass es vollkommen bedeutungslos ist! Als im Zuge der ersten Crisis Flash und Supergirl gestorben sind, da gab es in Superhelden-Comics noch echte Konsequenzen. Ja, auch die beiden kamen irgendwann wieder, aber als es passierte, hat man es mit dem Tod der beiden wirklich Ernst gemeint. Ich wünschte, dieser Geist würde endlich wieder in den Superhelden-Kosmos einziehen, aber diese Zeiten sind wohl endgültig vorbei. Wie du schon sagtest: Die Comics sind mittlerweile verkommen zur reinen Kulisse für Film und Merchandise, und ich fürchte, das wird eine Einbahnstraße sein.

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