Batman/Spawn: Duell Nummer drei

DC Comics

Titel: Batman/Spawn

Autor/Zeichner: Todd McFarlane/Greg Capullo

Erschienen: 2022 (One-shot)


Batman trifft Spawn – zum dritten Mal. Das erste Mal (1994) war legendär, das schrieb Frank Miller. Das zweite (ebenfalls 1994) weniger. Ein dritter Versuch (Inner Demons) wurde 2006 angekündigt: Spawn-Erfinder Todd McFarlane (der auch schon Batman gezeichnet hat) sollte die Story schreiben, Greg Capullo (der Spawn illustriert hatte) sollte zeichnen. Doch das Projekt kam nie zustande. Nun wird es nachgeholt. Capullo hat mittlerweile mit Scott Snyder einen vielgelobten Batman-Run hingelegt. Was kann da noch schief gehen? Einiges.

Das Problem mit solchen Crossovern ist immer dasselbe: Sie wecken hohe Erwartungen, rutschen dann aber ins Formelhafte und Banale, weil die Geschichten zu wenig Raum bekommen und auch keinerlei Bedeutung haben. Selten, dass eins herausragt. Man kann es eigentlich nur dann gut machen, wenn man wirklich zwei bekannten Charakteren neue Seiten und Gedanken abtrotzt oder auf reinen Spaß setzt und das Ganze mit Selbstironie durchzieht.

Frank Miller ist letzteres gelungen. McFarlane aber lässt jeglichen Humor vermissen. Stattdessen führt er die Gemeinsamkeiten der ungleichen Helden parallel. Beide haben geliebte Menschen verloren, beide sind Kämpfer, beide sind auf ihre Weise „Monster“ geworden. Klar, im Grunde ist Spawn nur eine sehr brutale Batman-Version. Aber gut, dass wir das noch mal geklärt haben.

Erst schlagen, dann fragen

Nach sieben Seiten Prolog (als ob jemand noch eine Einführung in Batman bräuchte), geht dann die Story los. Batman stößt auf den Court of Owls (Rat der Eulen). Ein Eulenvertreter erklärt Batman, sie hätten Bruce Waynes Eltern ermorden lassen, weil sie Marthas Perlen wiederhaben wollten, denn darin ist etwas Besonderes versteckt. Dennoch will er sie ihm wiedergeben, offenbar braucht er sie nicht mehr. Da springt auch schon Spawn herbei und prügelt auf Batman ein, weil ihm jemand erzählt hat, Batman halte die Seele seiner Frau Wanda gefangen. (Die beiden kennen sich hier nicht mehr.) Nach dem Prinzip „Erst schlagen, dann fragen“ wird erstmal acht Seiten lang aufeinander losgeprügelt. (Das übliche Schema.)

Dann finden sie heraus, dass beide im selben Moment ihre Geliebten verloren haben. (Der berüchtigte „Martha“-Moment recycelt!) Spawn wurde reingelegt, er sollte bloß Batman töten. Und da er es nicht erledigt hat, soll es ein neuer, noch besserer Talon-Killer lösen. Die beiden Helden verbünden sich, treffen zwischendurch auf den Joker mit dem angetackerten Gesicht (den aus Death of the Family) und es kommt zum Showdown in Arkham mit einer langen Prügelei zu dritt.

Schauwerte und Action

Das alles ist wunderbar anzusehen, Capullo bleibt ein Meister der Dynamik und Dramatik, sein Batman ist so herrlich düster wie sein Spawn, die beiden ergänzen sich grandios in den verschwenderischen Splash Pages. Andere Panels inszenieren dafür den reinsten Horror. Doch leider lässt einen die bemühte Story ziemlich kalt. Ehrlich gesagt habe ich mich schwer damit getan, überhaupt zu begreifen, was hier los ist und warum. (Auch wer erzählt, ist verwirrend, die Erzählstimme springt.) Dann habe ich es aufgegeben, weil es eigentlich nicht so wichtig ist.

Hier geht es bloß um Schauwerte und Action. Also strickt man einen nichtigen Anlass und dann gibt’s Keile mit rotem und grünen Blut. Für die Capullo-Fans lässt man die Schurken seiner besten Storylines auftauchen, für die Spawn-Fans eine Prise Violator. Fertig ist das Produkt, mit dem man die Neuauflage der alten Crossover bewerben kann („Classic Collection“), danach gibt’s noch mal alle drei gesammelt als „Deluxe Edition“.

Wenn man bedenkt, dass die letzten Batman-Spawn-Crossover vor 28 Jahren erschienen sind, müsste man glauben, das Konzept hätte Fortschritte gemacht, Superheldencomics und ihre Macher wären reifer geworden – aber da bin ich wohl zu naiv. Anscheinend steckt das Genre meist immer noch in den Kinderschuhen.

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