Batmans mörderischer Doppelgänger

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DC Comics

Titel: Batman: The Imposter (dt. Die Maske im Spiegel)

Autor/Zeichner: Mattson Tomlin/Andrea Sorrentino

Erschienen: 2021 (Miniserie #1-3), Hardcover 2022, dt. Panini 2021 (Dreiteiler)/2022 (Sammelband)


„Do you think Gotham will be better off without me?“ (Bruce Wayne)

Nach drei Jahren im Einsatz als Batman taucht ein Nachahmer auf, der verurteilte Kriminelle tötet. Das Original versucht, den Betrüger zu finden, doch das erweist sich als schwierig, denn es scheint kein Muster zu geben. Er gerät dabei ins Visier der Polizei. Detective Blair Wong sucht nach ihm und kommt dabei schnell Bruce Wayne die Spur. Doch man kommt sich auch privat näher …

Die Geschichte ist erzählt aus verschiedenen Perspektiven. Ein Großteil der Erzählung nehmen Therapiegespräche zwischen Bruce Wayne und Leslie Thompkins ein, die zufällig von seinem Doppelleben erfährt, als er eines nachts bei ihr ins Haus kracht. Sie stellt fest, dass Bruce ein Problem hat, und zwingt ihn in die Therapie, sonst gibt sie sein Geheimnis preis. Ob das ethisch korrekt ist, sei dahingestellt, wirksam ist es auf jeden Fall. Doch wirksam findet Batman auch sich selbst: Dank ihm soll Gotham die erste Nacht ohne Gewaltverbrechen seit 54 Jahren erlebt haben. Wieder mal stellt sich die Frage, ob Gotham einen Batman braucht.

Wie ein Comic zum Film The Batman

Autor Mattson Tomlin war ursprünglich als Co-Autor des Films The Batman angekündigt, wurde dann im Abspann aber nicht mehr genannt, weil sein Beitrag anscheinend gestrichen oder auf ein nicht mehr nennenswertes Maß geschrumpft worden ist. Dafür durfte er ein Comic machen, der stilistisch an einigen Stellen an den Film erinnert: zum einen wäre da das Kostüm, zum anderen ein junger Bruce Wayne, der mit seinem verwischtem Mascara an Robert Pattinson erinnert, zum dritten ist The Imposter auch sehr darauf bedacht, glaubwürdig zu sein. Batman hat zum Beispiel mehrere Motorräder in der Stadt geparkt, benutzt ein Netz von Ziplines, die er zwischen Häusern gespannt hat. All das widerspricht dem typischen Comic-Batman, der aus dem Nichts kommt und dorthin wieder zurück verschwindet – es ist auf Realismus angelegt, wie die Filme seit Batman Begins.

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Doppelseite aus „The Imposter“ von Andrea Sorrentino. (DC Comics)

Daher gibt es hier auch keine Superschurken. Figuren wie Ratcatcher und Arnold Wesker (Bauchredner) tauchen nicht als Gegner auf, sondern als Außenseiter, die helfen wollen bzw. Hilfe brauchen. Dadurch bekommt die Geschichte eine menschliche Tiefe. Da verzeiht man es der Story, dass ihre Grundidee nicht neu ist (vgl. Batman Special #1, 1984) und es auch gar nicht so wichtig ist, wer sich am Ende als Doppelgänger herausstellt. Es wirkt alles rund und stimmig. Man kann The Imposter also ohne Voraussetzungen lesen und bekommt eine in sich abgeschlossene Story.

Meisterhafte Comic-Kunst

Das Wichtigste an all dem ist aber: Gezeichnet wird das Ganze von Andrea Sorrentino. Von daher kann man sich alles Weitere sparen, denn der Meister, dem wir Joker: Killer Smile zu verdanken haben (neben Gideon Falls, Green Arrow und Old Man Logan), beeindruckt auch hier mit seiner einzigartigen Stimmung, die Labels wie „düster“ und „atmosphärisch“ eine einzigartige Qualität verleiht. Außerdem überrascht er wieder mit gewagten Layouts: Panels in Fledermausform, Puzzlestücken und anderen collage-artigen Anordnungen, für die wahrscheinlich noch die Begriffe erfunden werden müssen.

Daher besteht die Spannung beim Umblättern nicht so sehr darin, was als nächstes passiert, sondern was als nächstes mit dem Medium Comic veranstaltet wird. Sorrentinos Werk bleibt große Kunst, die eine tiefgreifende Analyse verdient. Doch fürs Erste sei einfach nur empfohlen: lesen und genießen. Dieses Buch ist wow, wow, wow.

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