Aquaman geht baden

Aquaman (Warner Bros.)

77 Jahre nach seinem ersten Comic-Auftritt hat Aquaman seinen ersten Spielfilm. Angedeutet wurde die Figur bereits in Batman v Superman, in Justice League bekam sie ihren Einsatz. Jason Momoa machte in der Rolle eine gute Figur als Outlaw, der mit Fischen reden kann und immer einen coolen Spruch draufhat. Unvergessen die Szene, in der er sich auf Wonder Womans Lasso setzt und ein Bekenntnis wider Willen ablegt. Allerdings war Aquaman auf dem Land noch nicht in seinem Element.

Jetzt darf der Fisch endlich ins Wasser. Und er tobt sich richtig aus. Was bleibt nach zweieinhalb Stunden zurück? Nicht viel. Aquaman strotzt zwar vor visuellen Reizen, bleibt aber oberflächlich und banal. In der abgehetzt und sprunghaft erzählten Story bekommt man weder viel Zeit, die Titelfigur richtig einzuführen, noch die Unterwasserwelt. Die meisten Figuren können einem so egal sein wie die beliebige Handlung.

Dabei gibt sich der Film große Mühe. Allerdings wirkt das sehr bemüht. Wenn etwa am Anfang Piraten eine U-Boot-Crew massakrieren und dann plötzlich in derselben Szene der Piratenvater plötzlich sentimental wird und dem Piratensohn ein Messer (ein Familienerbstück) zum Geschenk macht, soll wohl ein Charakter entwickelt werden, das geht aber gründlich schief. Für einen kaltblütigen Mörder kann man in so einem Moment beim besten Willen keine Sympathie entwickeln. Wenn kurz darauf der Piratenvater in Todesgefahr ist und er Sohn Aquaman um Hilfe bittet, kann man verstehen, dass der Held keine Lust dazu hat. So entsteht der Erzfeind Black Manta aus einem schwachen Rachemotiv heraus – und wird später im Film verheizt.

Nichts in dem Film involviert emotional, selbst Arthurs Entstehungsgeschichte versinkt in Kitsch und Klischees. Der drohende Krieg, um den es geht, wird nie greifbar, der Konflikt zwischen zwei Brüdern möchte Shakespeare sein, ist aber mehr Seifenoper, was schade ist, weil Jason Momoa in der Rolle noch am meisten überzeugt. Meistens. Denn leider scheitert Aquaman auch als Komödie. Die wenigen Szenen, die als Comic Relief dienen sollen, sind meist Rohrkrepierer, bei denen Aquaman auch mal aus der Rolle fällt.

Eine Wüste von Film: Aquaman (Warner Bros.)

Selbst die Effekte können den Film nicht retten. Die Unterwasserbilder ersticken in Buntheit und Details, in fast jeder Szene ist Studioluft zu riechen. Die Kampfszenen wirken routiniert bis brachial (wenn etwa Mera über Hausdächer flieht und ein Kerl im Panzeranzug durch zahllose Häuserwände hindurchkracht). Zum Schluss, wenn jedes mögliche Meeresgetier zur großen Schlacht erscheint, weiß man gar nicht mehr, wohin man schauen soll. Die Überwältigungsstrategie resultiert in einer einzigen großen Reizüberflutung.

Aquaman ist ein durchgängig langweiliger und uninspiriert gemachter Edeltrash-Film. Es steckt zwar eine Menge Geld darin, aber keine Risikofreude. Alles wirkt wie aus dem Baukasten, aber leider mies kopiert. Der Film bleibt daher weit hinter den Errungenschaften von Wonder Woman zurück, wirkt eher wie ein billiger Versuch, Marvels Thor nachzuahmen, und fügt der Tradition von Superheldenfilmen nichts Neues hinzu, keine Szene wird in Erinnerung bleiben. Leider ist Aquaman damit ein weiterer Reinfall in der unglückseligen Reihe von DC-Filmen.

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