Titel: …By Death’s Eerie Light/The Master Plan of Doctor Phosphorus
Autor/Zeichner: Steve Englehart/Walt Simonson
Erschienen: 1977 (Detective Comics #469-470), Paperback 1999 (Strange Apparitions), Hardcover 2020 (Tales of the Batman: Steve Englehart); dt. Eaglemoss 2015 (Im Zeichen des Jokers)
Der Detective-Comics-Run von Steve Englehart und (später Marshall Rogers) gilt als einer der besten und prägendsten für den Batman der 70er, nach dem von Dennis O’Neil und Neal Adams. Dabei hatte Englehart vor, danach mit Comics abzuschließen, um nach Europa zu gehen und einen Roman zu schreiben. Und Marshall Rogers galt als Neuling, der bloß durch Zufall zu Batman gekommen war und für seine erste Arbeit bei DC viel Kritik einstecken musste. Trotzdem machte ihr gemeinsames Werk damals Furore, was sich an einem Haufen enthusiastischer Leserbriefe zeigte.
Englehart schrieb eine oft zitierte Joker-Story, er holte fast vergessene Schurken wie Hugo Strange und Deadshot aus dem Golden Age in die Moderne und erschuf neue Figuren wie Doctor Phosphorus, Rupert Thorne und Silver St. Cloud. Erzählt werden zwar für sich stehende, abgeschlossene Geschichten, diese sind aber verknüpft durch zwei Rahmenhandlungen: eine handelt von dem korrupten Stadtrat Thorne, der Batman loswerden will, die andere ist eine Liebesgeschichte mit Silver St. Cloud, einer emanzipierten Frau, die auf Augenhöhe mit Bruce Wayne steht. Beides bringt Batman zurück in sein erstes Jahr, als er noch als Outlaw von der Polizei gejagt wurde und ein Liebesleben hatte. Hier werden beide Aspekte in die Gegenwart übersetzt.
Beim ersten Lesen dieser Storyline war ich wenig begeistert, aber nach zehn Jahren habe ich mir den Klassiker noch einmal genauer angesehen.
Die Storyline hatte ursprünglich keinen Titel. Bei ihrer ersten Neuauflage, einer fünfteiligen Miniserie, hieß sie Shadow of the Batman (1985-1986, zusammen mit der Clayface-Story von Len Wein und Marshall Rogers), dann kam sie 1999 im Paperback heraus unter dem Titel Strange Apparitions (ohne die Cover!), wovon Englehart nicht überzeugt war, aber der hat sich eingebürgert. 2011 erschien der Run in einer Marshall-Rogers-Anthologie (ohne Detective #469-470, da gezeichnet von Simonson), schließlich 2020 komplett in einer Steve-Englehart-Anthologie (dann aber ohne Clayface, da von Len Wein). Außerdem wurden einzelne Teile (wie etwa die Joker-Story mehrfach) in anderen Anthologien abgedruckt.
Wie Doctor Phosphorus entstand
Die Geschichte beginnt mit Alfreds Zusammenbruch. Eine ganze Splash-Page lässt uns mitten in die Handlung einsteigen. Auch andere sind plötzlich auf rätselhafte Weise erkrankt, wie etwa Commissioner James Gordon. Batman findet heraus, dass das Trinkwasser radioaktiv verstrahlt ist und findet am Reservoir einen leuchtenden Mann vor, dessen Skelett zu sehen ist wie beim Röntgen: Doctor Phosphorus. Beim Kampf verbrennt sich Batman und strahlt danach selbst radioaktiv.
Der Schurke war einst Dr. Alex Sartorius, ein Wissenschaftler, der sein Geld in ein Atomkraftwerk in Gotham steckt, um Steuern zu sparen. Der Vorsitzende des Gotham City Council, Boss Rupert Thorne, hat ihn darauf gebracht. Doch weil ein Volksentscheid das Kraftwerk nicht in der Stadt haben wollte, musste es vor der Küste gebaut werden, was aber teurer war und dazu führte, dass man an der Sicherheit sparte.
Nach einer Kernschmelze, die anscheinend keinerlei Auswirkungen auf die Umwelt hat (Tschernobyl kam später), kommt Sartorius mit radioaktivem Sand in Berührung und wird daraufhin zum strahlenden Doctor Phosphorus, benannt nach dem Element, das nach Silizium im Periodensystem kommt. Ich war nie gut in Chemie, aber das muss man wohl auch nicht sein, um zu erkennen, dass es nicht viel Sinn ergibt. Ist auch egal.
Rache an Gotham mit Massenmord
Das Entscheidende: Nun will er sich an ganz Gotham dafür rächen. Er ist aber bereit, den Stadtrat zu schonen, wenn dieser dafür sorgt, Batman zu beseitigen. Also bekommt der Dunkle Ritter daraufhin Post: Er wird vor Gericht geladen!
Doctor Phosphorus begeht daraufhin Massenmord bei einem Rockkonzert, indem er ein ganzes Stadion voller Menschen vergiftet. Als Batman davon hört, zeigt er sich unbeeindruckt. Stoisch sucht er den Schurken, fährt per Boot raus zum Atomkraftwerk, wo er ihn vermutet, findet dort ein paar Schläger vor, macht dann aber kehrt, um zu einer Party auf einer Yacht zu fahren. (Die trotz des Massenmords ungestört stattfindet!) Dort trifft er zufällig kurz die schöne Silver St. Cloud und steigt wieder ins Batman-Kostüm, um zurück zum Kraftwerk zu schwimmen, wo tatsächlich der Schurke auf ihn wartet, weil er aus dem Reaktor seine Energie auflädt.
Doch Batman hat zum Glück diesmal seinen strahlensicheren Anzug an. Der bedeckt zwar auch nicht die Mundpartie, aber das hindert ihn nicht, mit akrobatischem Eifer zu kämpfen. Das Problem löst sich von selbst: Phosphorus stürzt in den Reaktor und stirbt – scheinbar. Batman schwimmt zurück zur Party und Silver entdeckt, dass sein Haar nass ist …
Die Story ist noch sehr naiv, was die Gefahren von radioaktiver Strahlung angeht. Thorne wird als fragwürdiger Charakter eingeführt und die Begegnung mit Silver St. Cloud wirkt bemüht eingeschoben, während der Charakter blass bleibt. Auch die grobschlächtigen Zeichnungen lassen den Auftakt noch schwach erscheinen. Walt Simonson (der hier nur für die Layouts verantwortlich war) ist eben kein Marshall Rogers. Der hebt das ästhetische Niveau in der nächsten Ausgabe enorm.
Übrigens: Steve Englehart ließ Dr. Phosphorus bereits 1979 zurückkehren, in „Dr. Phosphorus Is Back“ (Batman #311, 1979), aber davon später mehr.

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