Stan Lees Robin will kein Sidekick sein

DC Comics

Titel: Just Imagine: Stan Lee’s Robin

Autor/Zeichner: Stan Lee, Michael J. Uslan/John Byrne

Erschienen: 2002 (One-shot), Paperback 2021 (Just Imagine Stan Lee Creating the DC Universe Vol. 2)


„Seems like I’m always seein‘ Robins.“

Man kann über Robin sagen, was man will: Die einen hassen ihn, die anderen lieben ihn, doch aus dem Batman-Mythos wegzudenken ist er nicht mehr; so kann sich jeder zumindest damit trösten, seinen Lieblingsrobin zu haben. In guten Batman-Storys ohne Robin vermisst man den Wunderknaben nicht, doch was man an ihm hat, findet man erst heraus, wenn er zwar da ist, aber nichts mit Robin gemein hat.

So auch in Stan Lees Version. Unser Robin hat kein rot-gelb-grünes Kostüm, sondern trägt ein schwarzes Unterhemd und ein dunkelrotes Kopftuch. Er hat auch keine Maske oder Doppelidentität, sondern heißt wirklich Robin, weil einmal ein Rotkehlchen bei ihm ins Kinderzimmer flog und ihn seitdem diese Vögel immer verfolgen (Achtung: Symbolik!). Doch dieser Robin ist ebenfalls ein Waisenkind. Seine Eltern haben ihn einst an der Tür eines Waisenhauses zurückgelassen, ohne dass er je erfuhr, warum und wer sie waren. Da er ein Problemkind war, das sich isolierte, wollte ihn niemand adoptieren. Armer Robin!

In den Fängen eines Zauberers

So ein ungeliebter Mensch hat es naturgemäß sehr schwer im Leben. Und so ist auch unser Robin ein eigenbrötlerischer Griesgram, der hart trainiert, um sich durchzuschlagen. So hart, dass er einen älteren Martial Arts Master mit nur einem Schlag besiegt. Er rettet zwar heldenhaft eine Frau vor einer Bande Typen, erteilt ihr aber eine schroffe Abfuhr. Ein gewisser Reverend Darrk wirbt ihn an, verspricht ihm, seine Eltern zu finden, wenn Robin sich in seine Dienste stellt. Robin begeht Überfälle und Einbrüche für ihn. Schließlich soll er für Darrk Batman töten.

Batman bringt ihn nach einer Keilerei zur Vernunft und gemeinsam versuchen sie, Darrk und seine Sekte aufzuhalten. Doch der Schurke hat Zauberkräfte und entkommt. Batman will Robin helfen, doch der weist ihn ab: Robin will kein Sidekick sein – er ist sein eigener Herr. Tja, und das war es auch schon. Statt ein befriedigendes Ende zu liefern, werden die letzten Seiten mit einer kurzen Back-up-Story gefüllt, die niemanden interessiert.

Stan Lee enttäuscht erneut

Es stellt sich die Frage, warum diese Geschichte überhaupt erzählt wird. Zwar gibt es kurze Momente der Selbstironie, wenn Robin etwa Batmans überflüssige Bemerkungen kommentiert, doch im Grunde bleibt der Comic plump geschrieben und uninspiriert. Stan Lees beste Jahre (die 60er!) waren um 2000 herum längst vorbei und wenn man sich das Kleingedruckte ansieht, fragt man sich, ob er wirklich geschrieben oder bloß unterschrieben hat.

Wie dem auch sei: Auch dieser Comic bleibt eine Enttäuschung. Es ist mal wieder etwas, das mit großem Namen wirbt und am Ende bloß eine Fußnote im Oeuvre bleibt. Ein Robin ohne die typischen Merkmale oder einen Bezug zu Batman und vor allem ohne einen anständigen Charakter, der auch sympathische Aspekte hat, ist eben kein Robin. Da helfen auch keine fünf Rotkehlchen.

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