Year One: Der Joker geht in die Lehre

Titel: The Joker Year One

Autor/Zeichner: Chip Zdarsky/Giuseppe Camuncoli, Andrea Sorrentino

Erschienen: 2023-2024 (Batman #142-144), Hardcover 2024


In einer unbestimmten Zukunft hat der Joker (mal wieder) ein Virus losgelassen, das alle Menschen in grinsende Zombies verwandelt. Nur Batman ist dank Ohrstöpseln davongekommen, da das Virus über ein akustisches Signal aktiviert wird. Nun versucht er, seinen noch schrecklicheren Erzfeind aufzuhalten, muss dabei aber auch gegen seine eigene „Familie“ (Robins, Batgirls, Catwoman) kämpfen, aber nicht zu sehr. Und am Ende wirft ihm der Joker die Lösung einfach hin: Fledermäuse.

Zwischendurch bekommen wir in Rückblenden erzählt, wie alles begann: Die Geschichte spielt nach dem Zero Year. Der Anführer der Red Hood Gang hat sein unfreiwilliges Säurebad genommen und ist zum Joker geworden, einem mörderischen Psychopathen. Aber dann taucht ein Mann namens Daniel Captio auf. Dieser selbsternannte „schlaueste Mann der Welt“ hat einst Bruce Wayne mitausgebildet (wer sich nicht erinnert, lese nach in The Knight/Die Reise), nun will er den Joker aus einer Laune heraus zu seinem Gegenstück heranbilden. Der Clown hat anscheinend nichts Besseres zu tun und so lernt er, seinen Geist zu beherrschen und die Angst abzulegen, er entwickelt drei Persönlichkeiten (analog zu Batmans Zur-En-Arrh) und dankt es seinem Lehrer mit kaltblütigem Mord. Das hat der Schlaumeier dann leider nicht kommen sehen …

Parallel dazu muss sich Detective James Gordon weiterhin gegen seine korrupten Polizei-Kollegen behaupten, die der Red Hood Gang angehören. Darum geht es eigentlich hauptsächlich und das ist fast schon der interessanteste Teil, auch wenn hier nicht viel Neues bei rumkommt.

Der Joker wird toterklärt

Doch das Prinzip bei DC scheint zu sein: Wenn man nichts Neues mehr erzählen kann, erzählt man einfach alles nochmal, aber etwas anders, das ist dann neu genug. Also bekommt nun der Joker sein Year One, auch wenn wir dieses bereits zur Genüge aus Klassikern wie The Killing Joke und The Man Who Laughs kennen. Autor Chip Zdarsky bedient sich, wie schon bei The Bat-Man of Gotham, bei den Vorbildern, streut Anspielungen ein, und mischt nur ein wenig Eigenes bei.

Die Idee, dass der Joker in die Lehre geht, dass ihm diese sogar angeboten wird, ergibt nur wenig Sinn, wirkt lächerlich und unnötig. Die Entstehungsgeschichte ist bereits zu Genüge erklärt, und je mehr Erklärungen es gibt, desto mehr verliert die Figur. Ich sehne mich nach Heath Ledger zurück, der all dem eine Absage erteilte. Woher er seine Narben hat, spielt keine Rolle. Den Wahnsinn muss man nicht rationalisieren, sonst nimmt man ihm seine Bedrohlichkeit. Der Joker wird so toterklärt.

Joker von Andrea Sorrentino. (DC Comics)

Visuell ist dieser Dreiteiler hingegen ein Fest. Nicht nur dank des klaren, lebendigen Strichs von Giuseppe Camuncoli (The Joker, One Bad Day: Penguin), auch dank Andrea Sorrentino (Joker: Killer Smile), der sich in der albtraumhaften Horrorhandlung mal wieder übertrifft. Sein Joker hat etwas von einem düsteren Messias, die gealterte Catwoman hat ein grandioses Design, einige Seiten brechen mit dem düsteren Zeichenstil und zeigen mit groben Strichen gemalte Panels.

Batman und Catwoman von Andrea Sorrentino. (DC Comics)

Auch Zdarsky trägt hier einige starke visuelle Einfälle bei, wenn er schon in den Dialogen nicht über Gemeinplätze hinausgeht: Der Joker liebt Batman (wie einen Bruder) und hätte ihn jederzeit töten können, Batman verdankt ihm also sein Leben, aber es ist alles Teil eines Spiels. (Auch wenn Batman es hier zu einfach gemacht wird.) Das wissen wir längst, aber es müssen ja auch immer wieder neue Leser abgeholt werden. Aus dieser Sicht ist Joker Year One nicht die schlechteste Einstiegslektüre. Und alle Alteingesessenen können sich an den Bildern berauschen.

Passend dazu haben Tom King und Mitch Gerads in The Winning Card aufs Neue erzählt, wie es mit Batman und dem Joker im Year One weiterging.

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