Der Batman aus der Hölle

Titel: Dark Genesis/Death of Innocents/Bitter Victory

Autor/Zeichner: John Ostrander/Flint Henry, Mike McKone

Erschienen: 1990 (Detective Comics #622-624), Paperback 2022 (Batman: The Dark Knight Detective Vol. 6)


Der Teufel bereut seine Sünden und will Wiedergutmachung leisten. Gott versagt ihm zwar, auf der Erde zu wandeln, doch er lässt sich auf einen Kompromiss ein: Satan darf sich einen Menschen als Avatar wählen, durch den er Gutes auf Erden wirkt. Die Wahl fällt auf eine verlorene Seele, die auf Sinnsuche durch den Himalaya streift: Simon Petrarch, ein ehemaliger Spion und Söldner. In einem Kloster lässt er sich auf einen Teufelspakt ein und wird zu Batman, einer dämonischen Gestalt mit Flügelcape und langen spitzen Ohren …

Meta-Story über Comics

Moment mal, ist das eine Elseworlds-Story? Nein, wir sind hier bei Detective Comics. Und hierbei handelt es sich um einen Comic im Comic, geschaffen von Fred Lasker. Ein kleiner Verlag bringt es heraus, um Kapital aus Batman zu schlagen – natürlich unauthorisiert. Bruce Wayne fragt sich, ob er dagegen vorgehen soll, doch dann hat er Wichtigeres zu tun: In Gotham treibt ein neuer Serienmörder sein Unwesen, am Tatort in Blut mit BATMAN unterzeichnet und öffentlich im Radio behauptet, seine Gründe fänden sich im gleichnamigen Comic. Sofort fällt der Verdacht auf den Schöpfer. Der wahre Batman geht der Sache nach.

Was hier aufgeboten wird, ist eine ganze Menge: Eine Meta-Story, die danach fragt, ob die Kunst das Leben nachahmt oder das Leben die Kunst, welchen Einfluss Comics im Speziellen haben (eine Frage, die man sich spätestens seit den 50ern in den USA stellt und die zum Comics Code geführt hat). Und dann ist da noch der Comic im Comic, der eine völlig abgedrehte Version von Batman zeigt, extrem detailreich und überzeichnet dargestellt von Flint Henry, sodass es wirkt, als würde man einen Fiebertraum durchleben. Diesen darf man als Parodie, aber auch als Meta-Kommentar lesen: Wir sehen, wie Batman von Moralaposteln gesehen wird – als Ausgeburt der Hölle. Doch am Ende ist er selbst ein konservativer Moralist, der für seine radikale Auffassung des Guten über Leichen geht.

Robin verliert seine Unschuld

Den Höhepunkt bildet ein Kampf gegen den Joker, der von zahlreichen Gargoyle-Dämonen und einem rosa Killerteddy begleitet wird, und dann Robin traumatisiert, indem er ihm einige Dinge über das Leben und über sich zeigt, indem er ihm „die Unschuld raubt“ und die Hoffnung tötet. Wir sehen nicht, was genau er meint, aber man kann es sich denken. Drastischer geht’s nicht. Hier wird der Comic zum Anti-Eskapismus: Fiktion kann Schaden anrichten, aber das wahre Leben ist trotzdem krasser als jede Fiktion, wie sich auch am echten Mörder in Gotham zeigt.

Am Ende, nachdem der Schurke besiegt ist, gibt James Gordon eine Rechtfertigung für Batman ab: Im Grunde tue dieser nichts, was ein guter Polizist nicht auch tun würde. Der Unterschied sei nur: Er bleibe aufs Wesentliche fokussiert. Gordon wünscht sich, es gäbe mehr Polizisten wie Batman, dann wäre die Stadt sauber.

Wilde Versionen von Bathound und Catwoman

Es gäbe noch viel über diesen fast vergessenen Dreiteiler zu sagen und zu reflektieren, etwa über die Retro-Cover von Batman-Veteran Dick Sprang, über den Höllenhund Bathound, der Besitz vom Batmobil ergreift, und über Catwoman, die einst nur eine gewöhnliche Frau mit Minderwertigkeitskomplex war – aber ich will nicht zu viel vorwegnehmen. Daher nur die Empfehlung: Lasst euch drauf ein, seht und lest selbst. Es ist eine der wildesten und interessantesten Batman-Storys der frühen 90er.

Mehr zum Thema:


Das beste Batman-Blog der Welt …

... lebt von seinen Unterstützern. Werde Mitglied im erlauchten Kreis der Freunde und Förderer des Batman-Projekts. Zahl, was du willst, wann du willst und wie du willst - keine Verpflichtungen, keine versteckten Kosten. Stattdessen bekommst du nur jede Woche neue Beiträge über Batman.

€1,00

Hinterlasse einen Kommentar