Filmkritik: „The Flash“

Zu Beginn regnet es Babys. Ein Krankenhaus stürzt ein, Chaos überall und Flash (Barry Allen) muss einen Haufen von Neugeborenen retten, die aus dem Fenster in die Tiefe fallen. Doch zunächst gilt es, den Körperakku aufzuladen, denn so ein Schnellrenner verbraucht extrem viele Kalorien, also wird erstmal gesnackt – Fast Food für den Fastest Man Alive. Bitte nicht zu Hause nachmachen (auch wenn man im Kino meist Popcorn und Eiskonfekt verdrückt), erst recht das nicht mit dem Baby in der Mikrowelle!

Aber die Szene gibt es nun mal, in aller Ausführlichkeit und wie immer in quälender Slow Motion. Einerseits eine extrem brenzlige Situation, andererseits extrem spannungsarm und nur aus auf billige Lacher. Ist ja auch ziemlich egal, da die Babys nur computeranimiert sind, was man nur allzu deutlich sieht. Aber ist das wirklich lustig?

Diese Szene steht symptomatisch für den ganzen Film. The Flash nimmt sich selbst nicht ernst, obwohl es eigentlich um etwas sehr Ernstes geht (Mord an Mutter verhindern, Vater aus den Knast holen, Welt retten), aber so ziemlich jede Szene muss mindestens einen Gag haben, der jegliches Drama untergräbt. Manchmal auch zwei oder drei. Und wären es doch zumindest gute Gags, aber nein, es sind meist nur gut gemeinte – das ist die schlechteste Sorte.

Meistens bestehen sie in Situationskomik, Slapstick, hinzu kommen noch die dummen Sprüche eines jüngeren Barry Allen, der nicht mal den bevorstehenden Weltuntergang als Bedrohung erkennt. Ich war noch nie ein Fan von Ezra Millers allzu schrulliger Interpretation der Rolle, aber seine 18-jährige Version ist so nervig, dass einem der Ältere fast sympathisch wird. Man hat wie schon bei Wonder Woman 1984 das Gefühl, eine missglückte Komödie zu schauen. Man will von Marvels Leichtigkeit lernen und produziert meist Szenen zum Fremdschämen.

Batmans Rückkehr als Fanservice

Wenn Batman (Michael Keaton) hinzukommt, um die Welt vor General Zod zu retten (schon wieder!), wird es noch blöder: Ein alter, langhaariger Kauz á la Dude versucht erstmal in einer Kampfszene, die beiden Barrys umzubringen, bevor er plötzlich aufhört und fragt, ob sie hungrig sind. Dann wird das Multiversum anhand eines Spaghettitellers erklärt. Bruce Wayne hat seltsamerweise jegliches Interesse an Weltrenrettung verloren, lässt sich dann aber doch überreden, wieder ins alte Kostüm zu steigen. Und so braust man mit dem Retrocharme von Danny Elfmans Batman-Theme zur Mission, um Superman zu befreien …

Nach Marvel versucht sich nun also auch DC am Multiversum im Film und gibt sich viel Mühe, die Willkür dahinter halbwegs logisch zu erklären, doch im Grunde dient das Konzept nur dazu, Altbekanntes zu recyceln: Hier ein Ben Affleck, da ein Michael Keaton, dann noch alle bisherigen Superman-Versionen und … Nein, keine Sorge, ich verrate nicht alle Cameos – aber das Prinzip dürfte klar sein: billiger Fanservice.

Dabei sind die vielen CGI-Gesichter genauso leer wie der Rest des Films. Am Ende läuft es auf eine ziemlich fade und sinnlose Wüstenschlacht hinaus, die nichts bringt außer der Erkenntnis, dass man manches einfach lieber akzeptieren sollte, ohne es auf Teufel komm raus ändern zu wollen. Es geht um Akzeptanz. Seltsam, dass man solche weisen Botschaften gerade von denen vermittelt bekommt, die selbst den größten Schindluder mit längst Abgehaktem treiben.

DC rebootet mit The Flash sein Filmuniversum, wie auch schon die Vorlage Flashpoint 2011 die Comics neu geordnet hat. Es wird höchste Zeit. Was vor zehn Jahren mit Zack Snyders Man of Steel begann und mit Batman v Superman und Justice League etc. unglückselig fortgesetzt wurde, findet nun endlich ein Ende – in der Hoffnung, dass James Gunn es mit den nachfolgenden Filmen richten wird. Zu viel wurde seitdem versucht, diesem Rohrkrepierer eines Filmuniversums neues Leben einzuhauchen, mit Wonder Woman und Shazam gelang das zum Teil auch, doch The Flash zeigt: DC findet einfach keinen eigenen originellen. Mal ist es bierernst und öde, dann wieder lächerlich. Es wird Zeit, sich endlich neu zu erfinden. Dann vergingen zur Abwechslung mal zweieinhalb Kinostunden wie der Blitz.

Mehr zum Thema:


Unterstütze das Batman-Projekt

Dieses werbefreie Blog ist für dich kostenlos - doch leider nicht für mich. Wenn du gut findest, was ich hier mache, würde ich mich über eine Hilfe freuen, um die Kosten für diese Seite zu decken. Vielen Dank.

€1,00

3 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar