Titel: The Dark Knight Strikes Again
Autor/Zeichner: Frank Miller
Erschienen: 2001-2002 (Mini-Serie #1-3)
„It’s a whole new ballgame.“ (Batman)
„We blew it, Barry!“, sagt Bruce Wayne zu Flash. „We spent our whole careers looking in the wrong direction! I hunted down muggers and burglars while the real monsters took power unopposed!“ Die wahren Monster: Lex Luthor und Brainiac, sie beherrschen die Welt. Die USA – ein Polizeistaat, mit einem Präsidenten, der nur ein computergeneriertes Bild ist, geschaffen von Luthor. Gegen dieses System lehnt sich der alte Batman drei Jahre nach seinem Scheintod auf: „We aren’t here to rule. We aren’t here to bring chaos or anarchy. We’re here to end the reign of criminals.“
Das klingt revolutonär – und damit vielversprechend für eine Fortsetzung von The Dark Knight Returns, Frank Millers wegweisendem Meisterwerk von 1986. Zwar ist es auf bestimmte Weise revolutionär: Der Zeichen- und Erzählstil ist ein anderer, aber leider ein wenig überzeugender, ja enttäuschender. Zunächst ist es eine unpersönliche Geschichte: Der Titelheld spielt nur eine marginale Rolle, erst nach 86 Seiten tritt er in Aktion, um Superman zu vermöbeln, und auch danach ist er mehr der Anführer einer Superheldengruppe, der die Fäden im Hintergrund zieht. Die Hauptrolle spielt eigentlich Superman, der hadernde Sklave der Herrschenden. Zunächst hält er Batman für einen monomanischen, megalomanischen Soziopathen. Am Ende stellt er fest, dass es dieses skrupellose, radikale Vorgehen ist, das die Welt retten kann. Der grausamste Held mit der dunkelsten Seele wird zur letzten Hoffnung.
Grundweg unsypathisches Machwerk
So weit, so gut. Doch was sich sonst auf diesen 250 Seiten abspielt, ist oft alles andere als klar. Statt auf eine stringente Story und ausgefeilte Charaktere setzt Miller auf eine chaotische Erzählung ohne roten Faden, mit zu vielen Figuren und Nebenschauplätzen, zugespitzt in einer martialischen Botschaft. Lange genug hat Batman gewartet, die Welt zur Hölle fahren sehen, nun ist seine Geduld am Ende. Er versammelt die gefangenen Helden wie Atom und Flash, wir sehen Green Lantern wiederkehren, den Martian Manhunter sterben und auch Wonder Woman, Captain Marvel und Green Arrow tummeln sich auf den Seiten – ohne dass einer von ihnen in diesem Krieg Wesentliches zu tun oder zu sagen hätte. Zu allem Überfluss sieht man das unentwegte Geplapper von Figuren aus dem Fernsehen die Handlung – sofern vorhanden – kommentieren. Während es im ersten Teil noch eine narrative Funktion hatte, ist es hier nur nerviges Beiwerk, das sich aber stets in den Vordergrund drängt.
Nicht einmal optisch ist der Band ein Genuss: Miller rotzt kindisch-plumpe bis schlampige Zeichnungen hin, in denen er sich kaum die Mühe macht, Hintergründe zu zeichnen, wodurch sich die Handlung wie im luftleeren Raum abspielt und die Panels dadurch steril wirken. Die Farben sind entweder banal-flächig gehalten oder brechen in übertrieben psychedelischen Effekten aus. Ein weiterer Stilbruch zum ersten Teil: Die Figuren Superman und Batman, die im ersten Teil wie Riesen wirkten, sind nun schlanker geraten. Zur Begründung heißt es einmal, Batman habe „an Gewicht verloren“. Aber das ist nur das geringste Problem in diesem grundweg unsympathischen Machwerk.
The Dark Knight Strikes Again ist ein Haufen von Ideen, Szenen und Ansätzen ohne Sinn und Verstand. Stattdessen herrscht ein Rabiatismus vor: Batman hat die Schnauze voll und lässt seine Armee alles platt machen. Genauso verfährt auch Miller. Der einstige Meister hat mit The Dark Knight Returns vielleicht das beste Batman-Comic geschaffen, sein Nachfolger ist mit Abstand das missratenste.
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