Jamie Delano

Legends of the Dark Knight: Terminus

DC Comics

Autor/Zeichner: Jaimie Delano/Chris Bachalo

Erschienen: 1994 (Legends of the Dark Knight #64)


Ein Junkie sticht seinen Dealer ab und flüchtet vor Batman ins Hotel Terminus, eine miese Absteige, ein Drecksloch, in dem sich auch andere düstere Gestalten tummeln. Während der Junkie sich das Heroin drückt und um ihn herum die Flammen lodern und ihn Batmans Schatten zu verfolgen scheint, lernen wir die anderen Hotelgäste kennen: Einer hat im Suff einer Frau den Kinderwagen umgefahren und Fahrerflucht begangen, ein anderer ist Geldeintreibern viel Geld schuldig, hat seinen Arbeitgeber bestohlen und ihn totgeschlagen, einer ist ein grausamer Mörder, eine Frau versteckt sich vor ihrem gewalttätigen Ex.

Am Ende taucht Batman auf und findet eine Leiche auf – es ist die des Junkies, der überdosiert hat. So bleibt kein Verbrechen ungesühnt, davon ist unser Held überzeugt. „Wherever they run and hide, their guilty, wasted lives will drag them down … and justice will embrace them. I promise you.“

Auch wenn Batman hier kaum eine Rolle spielt, entschädigt die intensive Erzählweise und der Noir-Zeichenstil dafür. Grenzen zwischen Realität und Einbildung verschwimmen, die Paranoia und das Elend wird auf jeder Seite spürbar. Eine unheimlich dichte Kurzgeschichte auf 25 Seiten über Gothams menschliche Abgründe, die zeigt, dass es keine verrückten Superschurken braucht.

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Manbat gründet eine Familie

DC Comics

DC Comics

Titel: Manbat (The Subterraneans)

Autor/Zeichner: Jamie Delano/John Bolton

Erschienen: 1995 (Mini-Serie #1-3, Paperback 1997)


„The universal cruelty of nature is hard to face. But all life is subject to her one immutable law: adapt, or die.“ (Kirk Langstrom)

Die Tierschutzaktivistin Marylin Munro (nicht zu verwechseln mit der Schauspielerin) will eigentlich nur mit der Kamera dokumentieren, welche Monster in den Laboren von Edencorp erschaffen werden. Dabei kommt sie in den Besitz eines genetischen Materials für Killer-Heuschrecken, die die ganze Menschheit ausrotten könnten. Auf der Flucht fällt sie allerdings in eine Höhle, wo Kirk Langstrom eine Familie gegründet hat. Eine Familie von Manbats, also Mensch-Fledermaus-Mutanten. Langstrom hält sich und seinesgleichen für eine überlegene Superrasse und will die Menschheit mit den Heuschrecken auslöschen. In der Zwischenzeit düst Batman im Auftrag von Edencorp durch die Gegend, um Marylin zu finden und das Schlimmste zu verhindern. Es kommt zum Kampf zwischen den Fledermausmenschen.

So eine Story zusammenzufassen, klingt doch immer ein bisschen bescheuert. Es ist der alte Superhelden-Topos vom Mad Scientist, der die Apokalypse heraufbeschwört. Aber wenn man die im aufwendig gemalten Seiten von John Bolton sieht, merkt man schnell, dass der banale Inhalt in einer künstlerisch hochwertigen Verpackung steckt, wodurch er gleich viel weniger banal erscheint. Bolton schafft mit seinen Bildern, die irgendwo zwischen schwarzer Romantik (Füsslis Nachtmahr) und Expressionismus verortet sind, eine beklemmende, alptraumhafte Atmosphäre.

Aber auch die Handlung ist gar nicht mal so plump, wie sie sein könnte, weil Langstrom nicht einfach nur irre oder böse oder beides ist, sondern eine höchst konfliktreiche Figur. Ein Mann, äußerlich zwischen Mensch und Tier, der einfach nur seinen Frieden will und der innerlich zerrissen ist in der Frage, ob er den Untergang der Menschheit beschleunigen soll oder nicht. Auch die Nebenfiguren, wie Langstroms Frau Francine, sein Sohn oder die Aktivistin Marylin kommen zu ihrem Recht.

Nur Batman bleibt relativ primitiv und langweilig. Zwar macht er als blauer Koloss mit Riesenohren und extravagantem Umhang optisch was her. Sonst ist er aber so aufgesetzt steif, pflichtbewusst und humorlos wie ein Beamter – und erinnert dadurch an den alten Spießer-Batman Adam West. Passend dazu gibt es auch Szenen wie: Batman bekommt einen Strafzettel fürs Zuschnellfahren, Batman reitet auf einem Esel und Batman stülpt sich einen Schlapphut über seine spitzen Ohren oder er belehrt Prostituierte, wie sie ein besseres Leben führen können. Manche mögen das witzig finden, die Fledermaus abseits der vertrauten Routinen zu sehen, aber mir fällt es dadurch schwer, das Ganze ernst zu nehmen.

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