Dave McKean

Arkham Asylum: Batmans wahres Zuhause

Arkham Asylum

Titel: Arkham Asylum: A Serious House on Serious Earth (dt. Der Tag der Narren)

Autor/Zeichner: Grant Morrison/Dave McKean

Erschienen: 1989 (One-shot), dt. Carlsen 1990, Panini 2009


„There’s always a place for you here.“ (Joker)

Dieser Klassiker ist ein Albtraum von einer Geschichte: Die Insassen des Arkam Asylum haben die Anstalt in ihre Gewalt gebracht,  Geiseln genommen und fordern jetzt Batman auf, sich in das Irrenhaus zu begeben. Als dieser kommt, will der Joker ihm demonstrieren, dass der Dunkle Ritter genauso verrückt ist wie seine Feinde und eigentlich hierher gehört. Batman lässt sich auf einen Irrgang durch das Spukschloss ein, bei dem er auf verschiedene Schurken trifft und dabei vor allem mit sich selbst konfrontiert wird. Parallel wird die Geschichte von Amadeus Arkham erzählt, dem Gründer der Anstalt, der sein geerbtes Anwesen der Hilfe für die Geisteskranken gewidmet hat und dabei selbst an die Grenzen seiner Nächstenliebe stößt, als er den Mörder seiner Frau und seines Kindes behandelt.

So weit, so linear. Doch die Bilder, die Dave McKean für diese Geschichte findet, wirken wie ein Zerrbild der ohnehin schon verdrehten Welt von Batman. Hier wird nichts geringeres als der Wahnsinn selbst visualisiert. Die meist schmalen, senkrecht angeordneten Panels sind meistens vor einem seitenfüllenden Hintergrund angeordnet und wirken, als würde ein Nebel über allem liegen, oder vielmehr ein Sandsturm über alles hinwegfegen. Die Figuren sind meist nur Skizzen, mehr zu erahnen als zu erkennen. Das mit Abstand schrecklichste Gesicht trägt der Joker, nie ist seine Fratze so extrem dargestellt worden wie hier: Wilde, rotunterlegte Glubschaugen, Haare wie grüne Flammen, ein blutroter Mund mit riesigen Zähnen. Eine einzige Entgleisung. Der Anti-Clown ist der Zeremonienmeister dieses Gruselkabinetts. Nebenbei bekommen wir eine interessante Diagnose: Der Joker ist nicht verrückt, diagnostiziert eine abgebrühte Ärztin, sondern vielmehr in einem überhohen Maße Herr seines Geistes, gar ein Verstand, der für das städtische Leben des 20. Jahrhunderts angepasst sei. Das gibt zu denken.

Definitiv verrückt ist der Ort Arkham Asylum selbst. Der Mad Hatter vergleicht es mit einem Kopf, der vielleicht sogar der von Batman sei. Das Comic wird zum Horrortrip für den Helden, der hier schwach und gebrochen erscheint. Batman selbst wird wieder einmal mit seinen Dämonen konfrontiert. Zunächst mit einem Rorschach-, dann mit einem Wortassozionstest, schließlich, bei einem Blick in den Spiegel, lässt ihn die Erinnerung an sein Trauma in Selbsthass schwelgen, er zerschlägt den Spiegel und bohrt sich selbst eine Scherbe in die Hand. Das sind Eindrücke, die sich einprägen.

Das Buch ist nichts für sensible Gemüter. Aber trotz aller Abgründigkeit enthält es genug Optimismus, um nicht zu deprimieren. Autor Grant Morrison führt den Kurs fort, den einige Jahre vor ihm Frank Miller und Alan Moore mit Batman eingeschlagen haben. Sein Arkham Asylum ist (neben Year One, The Dark Knight Returns und The Killing Joke) das vierte der wichtigsten Batman-Comics der 80er, weil es alles bisher dagewesene, die Muster der Superhelden-Comics zerstört und das Medium von der Popkultur in die höheren Sphären der Kunst erhebt. Nicht von ungefähr ist es das am häufigsten verkaufte Graphic Novel. Doch auch jenseits dieser engstirnigen Zuordnungen kann man sagen: 25 Jahre nach seiner Ersterscheinung ist es ein Werk, das immer noch gleichermaßen verstört, unterhält und fasziniert. Es ist ein Buch, mit dem man nie fertig werden wird.

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