Batman gegen Gentleman Ghost

DC Comics

Titel: The Ghost Who Haunted Batman/Never Give Up the Ghost

Autor/Zeichner: Len Wein/Irv Novick

Erschienen: 1979/1980 (Batman #310/319), Hardcover 2014 (Tales of the Batman: Len Wein)


Gentleman Ghost ist ursprünglich ein Gegner von Hawkman. Seinen ersten Auftritt hatte er in Flash Comics #88 (1947), damals noch als „The Ghost“: JamesJimCraddock ist ein Juwelendieb, der sich nur als Geist mit Zylinder und Monokel ausgibt. Ende der 70er, als Len Wein einige Golden-Age-Schurken aus der Mottenkiste holte, plagte Craddock auch Batman – und das wurde ein Paradestück der Klischees.

Gleich zu Beginn erwischt unser Held die Bande des Schurken dabei, als sie ein Museum plündern wollen. Craddock schießt mit einer Kugel auf ihn, die aber, statt ihn zu verletzen, auf mysteriöse Weise in der Luft hängen bleibt und sich als Magnesiumfackel erweist, die explodiert und Batman blendet, sodass die Gauner türmen können.

Noch dazu ist Alfred verschwunden. Batman verkleidet sich selbst als Butler (der dem ersten Alfred ähnelt), um undercover zu ermitteln. Als er in sein Apartment zurückkehrt, sieht er, wie Gentleman Ghost und seine Bande seine antiken Möbel mopsen wollen, während Alfred zusieht. Batman versucht, den Anführer mit einem Batarang Lasso einzufangen, doch er scheitert daran, dass der angebliche Geist keine Handgelenke hat. Und als Batman ihn mit bloßen Händen ergreifen will, hält ihn ein plötzlich aufziehender kalter Wind davon ab. Schließlich schlägt Alfred den Helden von hinten nieder. Der Butler nennt Craddock seinen neuen Meister. Aber warum? Und wozu braucht ein Geist Möbel?

Zurück nach Wayne Manor

Die Lösung: Heimweh! Gentleman Ghost richtet sich im verlassenen Wayne Manor ein, weil es ihn an die alte Heimat London erinnert. Er hat Alfred entführt und ihn beeinflusst, ihm dort zu dienen. Batman konfrontiert Craddock, der will ihn erschießen, Batman entwaffnet ihn, Alfred ergreift die Pistole und richtet sie auf Batman, doch er kann sich nicht überwinden, sie abzufeuern.

Showdown! Gentleman Ghost flieht in einer weißen Kutsche mit weißen Pferde. Da muss auch Batman zugeben: „He even makes his getaways in style!“ Schon springt er auf und ringt mit ihm, die Pferde reißen sich los, die Kutsche fällt mit Craddock in den Abgrund. Zurück bleibt nur ein Zylinder – und ein schurkisches Lachen, das wir zuvor schon „gehört“ haben. Das ist genauso ein Klischee wie das spurlose Verschwinden.

Gentleman Ghost – Geist oder Trickser?

Besonders platt sind die Dialoge: „You’ve intruded on me for the final time, manhunter!“, heißt es da. Im zweiten Teil ist sich Len Wein auch nicht zu schade, das abgedroschenste Twain-Zitat wieder zu verwenden, allerdings mit einem passenden Twist: „As ever, Batman, reports of my — ah — life have been greatly exaggerated!“ Nach wie vor bleibt offen, ob der Gentleman Ghost nicht doch ein Geist ist.

Diesmal klaut er Diamanten, allerdings industrielle in einer Fabrik. Statt Batman zu töten, lässt er ihn bloß an einem Haken baumeln. Da kann sich Batman mit dem Batarang-Lasso immerhin noch die Tasche mit den Diamanten schnappen. Craddock könnte sie sich einfach zurückholen, solange Batman da oben rumhängt, aber das ist ihm zu heikel und er haut lieber ab. Und kaum kann Batman die Verfolgung aufnehmen, sind die Gauner natürlich – noch ein Klischee – spurlos verschwunden. Später beschließt Gentleman Ghost, dass Batman ebenfalls verschwinden muss, und zwar endgültig, denn: „as the cliché goes, this city simply isn’t big enough for both the Batman and myself!“

Bruce Wayne gibt in Wayne Manor eine Kostümparty, er selbst verkleidet sich als König Heinrich VIII. – vielleicht nicht die beste Idee, wenn er Selina Kyles Herz gewinnen will. Allerdings ist sie verkleidet als Catherine of Aragon, Henrys erste Frau, von der er sich scheiden ließ und die eines natürlichen Todes starb (im Gegensatz zwei zu späteren, die geköpft wurden).

Klischee Todesfalle

Wieder bricht der Geist in die Fabrik ein, und als Batman versucht, ihn zu fangen, verschwindet dieser und schlägt ihn von hinten nieder. Batman wird nicht etwa kaltblütig ermordet, nein, er landet (Klischee) in einer Todesfalle: Der Schurke lässt ihn über einem Säuretank hängen und lässt ihn langsam hinab. Mord sei in letzter Zeit so uninspiriert geworden, findet Craddock. Aber dass seine Methode schon 1000 mal versucht wurde, scheint ihm keiner gesagt zu haben. (Batman und Chemie, das ist natürlich eine alte Tradition.) Trotz der Mühe, die sich der Schurke gibt, will er bei Batmans Ableben nicht dabei sein und verdrückt sich (noch ein Klischee). Aber das gibt Batman die Gelegenheit, sich ganz einfach wegzuschwingen und zu befreien.

In Wayne Manor tauchen dann plötzlich drei Gentleman Ghosts auf. Batman zieht sich schnell um, wird wieder Bruce Wayne als Henry VIII., dann geht das Licht aus und er wird wieder Batman. „That may be the fastest costume-change of my career!“, stellt er für sich fest. Wozu überhaupt der Aufwand, bleibt rätselhaft. Auch Batman mag eben das Melodrama.

Zwei der Gentleman Ghost schlägt er k.o., der dritte haut ab und lässt sich wieder nicht fangen, dank Verschwindetricks. Batman findet zwar einen Projektor für ein Hologramm (Wo kommt der her? Warum wurde er aufgestellt?), kann aber nicht erklären, wie eine Projektion mit ihm sprechen kann. Der Geist löst erneut im Nichts auf, schwört ein Comeback und lacht wieder schurkisch. Und um die Klischeekaskade komplett zu machen, sagt Batman: „I’ll be waiting, ghost … I’ll be waiting!“

Doch auf das Wiedersehen muss er lange warten. Vermissen wird er ihn nicht.

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