Batgirl gegen den Joker

DC Comics

Nach The Killing Joke war Batgirl Geschichte. Barbara Gordon wurde zur Hackerin und Informationsdienstleisterin Oracle. Elf Jahre lang war die Rolle der Batgirl nicht besetzt, bis 1999 in No Man’s Land zunächst Helena Bertinelli (Huntress) und später Cassandra Cain das Kostüm übernahmen. Dennoch gab es immer wieder Auftritte von Barbara als Batgirl, etwa bei der Zero Hour (1994) und einigen One-shots.

Lachen über den Joker

Im Jahr 1997 kam ein Comic heraus, der den Kinofilm Batman & Robin zum Anlass nahm, Batgirls Frühgeschichte näher zu beleuchten. Die Story (geschrieben von Kelley Puckett) beginnt unmittelbar nach dem ersten Auftritt in Detective Comics #359, 1967 (auch nacherzählt in Batgirl: Year One). Batgirl hat gerade Killer Moth besiegt. Als Barbara in einem Streifenwagen mitfahren darf, ergreift sie die Initiative und hilft bei der Verhaftung eines Kleinganoven – dafür gibt es später Ärger vom Vater. Dann hört sie von einem Einbruch des Jokers im Büro von Barbieri Candies. Barbara fährt hin und wird in der Tiefgarage fast vom Joker überfahren, bevor in dem Gebäude eine Bombe hochgeht.

Batgirl von Matt Haley

DC Comics

Barbara findet heraus, dass der Joker im Privathaus des Süßwarenherstellers Barbieri einbricht und will das als Batgirl verhindern, muss jedoch mitansehen, wie der Clown Barbieri und seine Frau erschießt – ihr Sohn ist ebenfalls Zeuge. Beide werden gefangen genommen, können jedoch ausbrechen. Der Joker erklärt Barbara, dass er die Familie wegen einer Nichtigkeit umgebracht hat: eine Kirsche in einem Nougatriegel hat ihn aufgeregt. Schließlich spielt er Messerwerfen mit ihr, doch dann greift Batman ein, wird am Kopf von einer Kugel getroffen. Batgirl besiegt den Joker, indem sie ihn auslacht – das bringt ihn aus dem Konzept. Damit endet die Geschichte wie eine Vorausdeutung auf The Killing Joke.

DC Comics

Es gibt Zeichner, die sind gut bei Gesichtern. Es gibt andere, die sind gut bei Posen. Die meisten haben ihre Stärke bei Männern, wenige bei Frauen. Aber Matt Haley (getuscht von Karl Kesel) kann all das und noch viel mehr. Seine Zeichnungen sind auf jeder Seite, in jedem Panel spektakulär. Meisterhaft fängt er Mimik und Gestik ein, beweist Feingefühl und Gespür für Dramatik in den Layouts. Ganz zu schweigen von dem phänomenalen Einsatz von Schatten. Ohne Übertreibung: Das ist absolute Perfektion! Allein dafür lohnt es sich, diese Ausgabe zu lesen (und in der Sammlung zu haben). Schade, dass er nur wenig für DC zeichnen durfte, darunter den One-Shot Elseworld’s Finest: Supergirl & Batgirl (1998).

DC Comics

(Batman: Batgirl erschien auf Deutsch im Batman Sonderband: Mr. Freeze, Poison Ivy, Batgirl, Dino 1997.)

Batgirl gegen Victor Zsasz

Batgirl & Zsasz

DC Comics

Ein Jahr später gab es einen weiteren One-shot in der Reihe „Girlfrenzy!“ Batgirl jagt den Killer Victor Zsasz durch Gotham, nachdem er ihre Freundin Jessica ermordet hat. Ein Streichholzbriefchen, das sie beim nächsten Opfer findet, bringt sie auf die richtige Spur. Sie besiegt Zsasz im Nahkampf, indem sie ihm Salz in die frische Wunde streut und ihn dann zu Boden schlägt. Die Trophäensammlung, den eigenen Körper mit Narben zu übersäen, wird ihm zum Verhängnis. Zugleich erfahren wir, was Zsasz antreibt: Er ist völlig empathielos und versucht, durch die Morde etwas zu fühlen – was aber nicht gelingt. Jim Balent und Rick Burchett verleihen der Story eine Klarheit, Dynamik und Eleganz, die gelegentlich an den Animated-Style erinnert.

Cassandra Cain gegen Joker

Zum Schluss, in DC 1st: Batgirl/The Joker (2002) erzählt Barbara als Oracle die Geschichte mit dem Joker selbst noch einmal nach, diesmal dem amtierenden neuen Batgirl, Cassandra Cain. Die hat gerade einen Raub bei einem Konzert verhindert und macht sich Vorwürfe wegen der drei Todesopfer. Da erklärt ihr Barbara, dass man nicht immer alles unter Kontrolle hat.

Zwei Stile in einem Panel: Bill Sienkiewicz und Terry Moore (DC Comics)

Die Rückblende läuft hier etwas anders ab: Anders als in der Urfassung wirft der Joker ein Messer nach Batgirl und verfehlt sie, nur um ihr dann zu sagen, er habe nur so getan und es handle sich nur um einen Zirkustrick. Außerdem nennt er sie einen „cheap knockoff“, einen billigen Abklatsch, als Batman endlich eintrifft. Barbara erklärt, dass es bei ihrem Lachen nicht nur darum ging, den Joker auszulachen, sondern ihn zu irritieren, dass er einen Witz nicht begreift. „Because for him, it wasn’t a joke. It was reality. Reality was the one thing he couldn’t cope with.“ Das spätere Attentat auf sie in The Killing Joke habe allerdings nicht Batgirl gegolten, da er nichts von ihrer Geheimidentität gewusst habe.

Daraufhin befreit Cassandra als Batgirl den Joker aus Arkham, um sich gegen ihn zu behaupten. Der aber büxt aus und Batgirl muss ihn wieder einfangen. Barbara schickt Black Canary und Batman hinterher, aber die schauen bloß zu – wodurch sie auch Unschuldige gefährden. Batgirl muss ziemlich viel einstecken, Black Canary will eingreifen, aber Batman hält sie zurück. Schließlich bringt Batgirl den Joker aus der Fassung, indem sie sich von ihm gelangweilt zeigt. Mit einem Schlag ist das Duell beendet. Hinterher gibt es Ärger von Oracle.

Die Story von Steven Grant stützt sich zu sehr auf die von 1997 und wiederholt auch am Ende den Trick, mit einer weniger gelungenen Variation. Allerdings lohnt es sich auch hier wegen der Zeichnungen: Hier hat man eine der seltenen Gelegenheiten, Bill Sienkiewicz bei der Arbeit zu sehen. Sein expressionistischer, ins Surrealistische ausschweifender Stil ist nicht jedermanns Sache, aber große Kunst ist es auf jeden Fall. Die Rückblende ist gefälliger und glatter von Terry Moore und Jimmy Palmiotti inszeniert.

>> Batgirl-Comics


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