Legends of the Dark Knight: Grimm

Cover von John Cassaday (DC Comics)

Autor/Zeichner: J.M. DeMatteis/Trevor von Eeden, José Luis García López

Erschienen: 2002 (Legends of the Dark Knight #149-153)


Es ist zwei Monate her, seit Dick Graysons Eltern gestorben ist, und erst einen Monat, seit er zu Robin wurde. Auf der Gotham Toy Fair erscheint eine dicke Frau in einem altmodischen Rüschenkleid, die sich Mother Grimm nennt. Begleitet wird sie von  Mr. Sweep (einem Schornsteinfeger wie bei Mary Poppins), Mr. Winkie (eine Art Schlafmütze) und Mr. Bear (einem Winne-the-Pooh-Verschnitt). Gemeinsam rauben sie Spielzeuge, um sie den bedürftigen Kindern der Stadt angedeihen zu lassen. Außerdem versprüht sie Halluzinogene, während ihre Helfer mit Stromschlägen, Blendgranaten und Honigblasen arbeiten.

Robin jagt eine junge Diebin durch die Stadt, die ihm das Herz stiehlt. Sie lockt ihn in eine Falle, wo er von anderen Minderjährigen bewusstlos geschlagen wird. Dann verschleppen sie ihn in das Untergrund-Rummelplatz „Dreamland“, einem scheinbaren Paradies für Kinder – der von Mother Grimm betrieben wird. (Fragt sich nur, warum sie Spielzeuge stiehlt, wenn sie reich genug ist, um Dreamland zu betreiben.) Die ist nur zu Erwachsenen gemein, etwa zum Chef eines Privatfernsehsenders, der für sein kinderunfreundliches Programm den Hintern versohlt bekommt.

Während Waisenkind Robin in Dreamland eine neue Heimat und Freunde findet, untersucht Batman den Mord an einem Milliardär, dessen Frau zuvor ermordet worden ist, daraufhin wird auch noch dessen Sohn entführt. Als er Mother Grimm konfrontiert, versucht sie, ihn umzubringen, und als das nicht klappt, lässt sie ihn einen Horrortrip auf Drogen machen. Robin muss ihn befreien …

Kinderliebe wird Kindsmord

Cover von John Cassaday (DC Comics)

Mother Grimm erinnert an die Verbrechermutter Ma Parker (Batman 1966) sowie an die spätere Ma Gunn (1987), die eine Schule für minderjährige Diebe betreibt. Hier aber scheint sie tatsächlich ein selbstloses Motiv zu verfolgen, wobei schnell klar wird, dass nichts so gut ist, wie es scheint, und die Frau schwere Probleme mit ihrer Psyche hat. Hinter der zuckersüßen Fassade einer Übermutter verbirgt sich eine Killerin, die den Kindern keineswegs ihre versprochenen Freiheiten lässt.

Die noch junge Vater-Sohn-Beziehung von Batman und Robin wird auf die Probe gestellt, denn dieser lässt sich sehr schnell und unkritisch auf Mother Grimm ein. Warum er das tut, begreift man – trotz des Elternverlusts – nicht recht, denn mit Bruce versteht er sich eigentlich gut.

ACHTUNG: SPOILER!

Als wäre das alles nicht bereits genug, gibt es mit Cyanide noch eine zweite Frauenfigur, die leichtbekleidet herumläuft und ihre Opfer vergiftet. Sie hat eine ganz eigene Agenda. Und wem die Story bis hierher nicht abgedreht genug war, der wird spätestens jetzt aussteigen. Denn Cyanide wird zwischendurch erschossen und ist kurz darauf ohne Erklärung wieder unversehrt, hält den Jungen gefangen, beansprucht die Mutterschaft für ihn und misshandelt ihn, ist sogar bereit, ihn umzubringen. Und auch Mother Grimm gibt am Ende ihr kinderfreundliches Motiv auf und wird zur (versuchten?) Kindsmörderin, indem sie ihr „Dreamland“ in die Luft jagt, weil sie plötzlich Kinder verachtet. Seltsam, dass sie anscheinend von Anfang an alles mit Sprengstoff ausgestattet hat. Ob Kinder dabei sterben, bleibt offen, ist aber eigentlich unvermeidlich – doch darüber verliert keiner ein Wort.

Die Geschichte dahinter ist eine mit zwei Perspektiven und auch ziemlich verworren, bei der nicht klar wird, was davon der Wahrheit entspricht, und es interessiert auch kaum bei diesen beiden verrückten Schurkinnen, die jegliche Sympathie verspielen, wenn sie plötzlich bereit sind, Kinder zu töten, obwohl sie zunächst nichts anderes als Mütter sein wollen.

Passend dazu wirken auch die Zeichnungen etwas überdreht. Das Team von Trevor von Eeden und José Luis García-López (Tusche), das zuvor an Venom zusammengearbeitet hat, legt eine dynamische Arbeit mit glatten, runden Linien vor, die auch Neigungen zum Cartoonhaften haben. Viele Splash Pages bieten viel fürs Auge, lassen aber auch den Verdacht aufkommen, dass hier Seiten geschunden werden. Denn mit fünf Ausgaben ist diese seltsame Story auch viel zu lang geraten.

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