Titel: Superman: Lost (dt. Der verlorene Held)
Autor/Zeichner: Christopher Priest/Carlo Pagulayan
Erschienen: 2023-2024 (Miniserie #1-10), Paperback 2024; dt. Panini 2024
Superman findet auf der Erde eine außerirdische Sonde, die ihn weit ins Weltall hinausbefördert. So weit, dass er selbst nicht weiß, wo er ist und wie er wieder zurückkommt. So beginnt eine Odyssee im Weltraum, bei der unser Held ziemlich hilflos wirkt und bei allen Wesen, auf die er stößt, nur wenig Hilfe bekommt. Zwanzig Jahre dauert die Irrfahrt, auch wenn auf der Erde – entgegen den Gesetzen der Physik – nur ein paar Stunden vergehen. Und als er wieder da ist, benimmt er sich seltsam, starrt apathisch vor sich hin. Lois weiß sich nicht zu helfen und wendet sich an Lex Luthor, doch der hat etwas Teuflisches ausgeheckt …
Superman an seinen Grenzen
Eine interessante Prämisse, die Autor Christopher Priest (Batman vs. Deathstroke) hier aufbietet und über epische zehn Ausgaben ausbreitet. Superman erleben wir anders als sonst: einsam, nachdenklich, verbittert, verzweifelt – menschlich. Ein fremder Planet wird ihm zur Heimat und uns zum Spiegelbild der gegenwärtigen Erde: Die Bewohner bekriegen sich sinnlos, glauben nur, was sie glauben wollen, ignorieren die Fakten und die Tatsache, dass ihr Planet zugrunde geht. Superman stößt auch hier an seine Grenzen. Er lernt eine außerirdische Green Lantern kennen und lässt sich mit ihr nieder, nur um sie zurückzulassen – aber das führt zu viel Melodrama.
Durch die ständigen Zeitsprünge, mal vor und mal zurück, bleibt die Story zwar dynamisch, doch am Ende habe ich den Überblick verloren, sodass ich die Auflösung nicht verstanden habe. Verdacht: Es handelt sich ohnehin um weit hergeholten, pseudowissenschaftlichen Unsinn, der einfach nur den alten Status quo hestellen soll: Weltallreisen sind Zeitreisen, lernen wir – damit klappts immer. Anders als üblich gibt es hier keinen großen Showdown mit einer Riesenschlacht. Wir sehen bloß mehrere Möglichkeiten, wie Superman gerne seinen Erzfeind umbringen würde – aber nichts davon trifft wirklich ein. Es bleibt eine stille Story mit Fokus auf innere Konflikte. Und auch wenn nicht alles befriedigend aufgelöst ist, bleibt man doch gern bei der Stange, weil das Ganze feinfühlig genug erzählt ist.
Spektakuläre Zeichnungen
Was mich zu diesem Comic hat greifen lassen, waren die Cover: Carlo Pagulayan zeichnet so eindrucksvoll lebensnah und abgründig, dass er das Gefühl, allein durchs Nichts zu treiben, spürbar macht. Außerdem sieht Superman ganz in strahlendem Weiß als Kontrast sogar noch besser aus. Pagulayan beschert uns auf fast jeder Seite ein optisches Spektakel, die Figuren springen geradezu aus den Panels. Unterstützt wird er von anderen Top-Künstlern wie Lee Weeks, die sich hervorragend mit ihm ergänzen.
Dieser Comic ist genau das Richtige für Leser, die sich sonst nicht für Superman interessieren und man muss über ihn kaum etwas wissen. Stattdessen wird eine abgeschlossene Geschichte mit dem Helden in einer Ausnahmesituation geboten, dazu kommen Gastauftritte von Batman und anderen Superhelden, etwa der Justice League.
