Gotham War: Zoff in der Familie

Titel: Batman/Catwoman: The Gotham War

Autor/Zeichner: Chip Zdarsky, Tini Howard/Jorge Jimenez u.a.

Erschienen: 2023 (Batman #137-138, Catwoman #57-58 u.a.), Hardcover 2024


„… how do I stop loving?“ (Batman)

Da macht man mal längeres ein Nickerchen, für etwa acht Wochen, und wenn man aufwacht, erkennt man die Welt nicht wieder. So ergeht es Batman. Der musste in letzter Zeit viel durchmachen. Ich meine: Wann muss er das nicht? Aber diesmal kam es besonders dicke: Zuerst wollte ihn eine künstliche Intelligenz Failsafe umbringen, dann bekam er es mit Red Mask zu tun und verlor eine Hand, beim Event Knight Terrors wurde er (mal wieder) mit seinen schlimmsten Albträumen konfrontiert. Danach lag er acht Wochen im Koma.

Derweil hat ihn Catwoman vertreten und das sogar sehr effektiv. Gewaltverbrechen sind in Gotham zurückgegangen. Dafür wird umso fleißiger gestohlen. Catwoman hat allen Ganoven, die einst für Superschurken gearbeitet haben, eine zweite Chance gegeben und bildet sie zu effektiven Dieben aus, die nur noch die Reichen ausrauben, ohne jemanden zu verletzen oder gar zu töten. 15 Prozent des Erlöses gehen an wohltätige Zwecke. Super Idee? Findet Batman gar nicht. Denn Verbrechen bleibt Verbrechen – außerdem waren seine Eltern mal reich (und auch er selbst), wie er empört feststellt.

Batman gegen Catwoman und Co.

Doch der Großteil der Bat-Family sieht das anders. Klar, der Name Robin geht ja auch eigentlich auf Robin Hood zurück … (Woran hier aber leider niemand erinnert.) Nur Klein-Robin Damian ist auf Papas Seite (weil er sich zuletzt schon mit ihm angelegt hat, siehe Batman vs. Robin). Also kommt es zur Konfrontation: Alle auf einmal gegen Batman. Er besiegt sie natürlich mühelos. Doch für Red Hood hat er sich etwas Besonderes einfallen lassen: eine Art Gehirnwäsche, um ihn wieder auf den rechten Pfad zu führen. Immer wenn sein Adrenalinpegel steigt, lähmt ihn die Angst. Ein fieser Eingriff in die Persönlichkeit! Wird Batman immer noch von Zur-En-Arrh gesteuert? Derweil verbünden sich die Superschurken und Vandal Savage kauft Wayne Manor – er hat nämlich ganz eigene Pläne …

DC Comics

Wie bereits erwartet: Ein echter Krieg ist das hier nicht. Schon gar kein Krieg um Gotham. Eher eine Familienfehde. Batman und Co. haben hier mal wieder mehr mit sich selbst zu tun als mit dem Rest der Welt. Die Story folgt der üblichen Dramaturgie: Zuerst bilden sich zwei Fraktionen, die sich bekämpfen, dann verbündet man sich gegen den gemeinsamen, eigentlichen Gegner. Das ist sogar ganz unterhaltsam zu lesen, auch dank der fetzigen Zeichnungen (vor allem von Jorge Jimenez).

Man hätte sich vielleicht noch eine tiefere Diskussion über Catwomans Plan gewünscht: Warum ist es okay, Reiche zu bestehlen? Etwa weil Reichtum selbst unmoralisch ist? Wie definiert man überhaupt reich? Geht es hier um Verbrechensbekämpfung oder um eine Form von Gerechtigkeit im Sinne der Umverteilung von Vermögen? Ist es in Ordnung, ehemalige Verbrecher wieder in Gefahr zu bringen? Sollte man ihnen nicht besser Jobs verschaffen, damit sie sich nützlich machen können?

Schurkenparade ohne Sinn

Für solche ethischen Erörterungen bleibt keine Zeit, denn man hat ja die Story mit einem Dutzend Figuren und die Autoren interessieren sich mehr für Prügeleien zwischen Batman, Nightwing, Red Hood und den Robins. Und dann gibt es noch Lady Clayface und Vandals Tochter Scandal usw.

Nicht alles davon hätte es gebraucht, ein Red-Hood-Kapitel ist im Grunde fast entbehrlich, weil das Meiste darin schon vorher erzählt wurde. Der Bund der Schurken bleibt ohne tieferen Sinn oder Relevanz. Einige wie Black Mask und der Bauchredner verkleiden sich wie Batman und Robin, Professor Pyg pumpt sich mit Venom voll – aber alle werden schnell und mühelos besiegt, nicht mal das Angstgas von Scarecrow macht unseren Helden etwas aus, auch wenn es mit Joker-Gas angereichert ist. Ach ja, und der Joker muss natürlich auch kurz auftauchen, als Teaser für eine spätere Story. Der Riddler holt mal wieder die drei Joker hervor und deutet an, es gäbe noch mehr dazu zu sagen …

Das Finale (ich verrate nicht zu viel) läuft mal wieder auf eine Reihe von Scheintoden hinaus, die wahrscheinlich Unsterblichkeit zur Folge haben – was für wiederkehrende Helden und Schurken eigentlich Status quo ist. Und so bleibt auch dieser Gotham War trotz seiner vielen Wendungen sehr routiniert, aber immerhin nicht langweilig. Mehr kann man von einem Event wohl nicht erwarten.

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