Titel: American Batman in London
Autor/Zeichner: John Wagner, Alan Grant/Norm Breyfogle
Erschienen: 1988 (Detective Comics #590), Hardcover 2015 (Legends of the Dark Knight: Norm Breyfogle Vol. 1, Paperback 2018 (Batman: The Dark Knight Detective Vol. 2); dt. Hethke 1991 (Batman Sonderband 18)
Was für ein tolles Cover! Batman von hinten, überwiegend versunken im Schatten, ein langes wallendes Cape, im Hintergrund der Big Ben im Mondenschein, dazu Fledermäuse und entlaubte Bäume – Norm Breyfogle auf der Höhe seiner Kunst. Auch die Story bietet einige Höhepunkte, nicht nur in graphischer Hinsicht.
Zwei islamistische Terroristen massakrieren die Mitglieder eines Clubs von Vietnam-Veteranen, sieben Menschen sterben, 13 werden verletzt, dann bringen sich die Attentäter selbst um. Batman ist außer sich. Das FBI teilt ihm mit: Dahinter steckt ein gewisser Abu Hassan, ein Diplomat aus dem (fiktiven) Land Syraq. Batman reist diesem nach London hinterher, wo schon der nächste Anschlag geplant ist: Zum fünften November will man das Werk von Guy Fawkes fortsetzen und das Parlamentsgebäude in die Luft jagen. V for Vendetta lässt grüßen …
Terrorismus als Waffe gegen Unterdrückung
Batman fährt auf dem Dach eines Doppeldecker-Busses, doch viel Zeit zum Besichtigen bleibt ihm nicht. Er bricht in die syraqische Botschaft ein, prügelt sich an den Wachen vorbei und stellt den Kopf der Terroristen. Ein Krummsäbel wird geschwungen, doch mehr beeindruckt zeigt sich Batman von den Worten, die sein Gegner daraufhin äußert.
Abu Hassan wirft den Amerikanern und Briten vor, für viel Elend in der Welt verantwortlich zu sein, selbst Unschuldige wie Frauen und Kinder zu ermorden und Tyrannen zu fördern, um eigennützige Ziele zu verfolgen. „We fight with terror because it is the only weapon you have left us!“ Batman sei ein Heuchler, der sich hinter einer Maske verstecke.
Batman tötet indirekt
Batman wird dann von einem Handlanger angegriffen, wirft ihn vornüber, wodurch Abu Hassan durchs Fenster kracht und stirbt. „A murderer is dead — but my job isn’t over“, sagt sich Batman, anscheinend ohne Bewusstsein dafür, dass er (wenn auch indirekt) diesen Tod verursacht hat. Doch damit nicht genug: Als er die Terroristen auf frischer Tat vor dem Parlamentsgebäude ertappt, lässt er ein Auto in sie hineinfahren, wodurch die Bombe der Terroristen hochgeht und vier Menschen sterben.
Auch das kümmert den Helden, dem Leben sonst so heilig ist, nicht: „They deserved to die. But somehow that doesn’t make it easier.“ Doch nicht die Tatsache, dass er dazu beigetragen hat, belastet ihn, sondern die Vorwürfe von Abu Hassan. Doch auf die Frage nach der US-amerikanischen Schuld, die er sich hier anscheinend zum ersten Mal stellt, findet er keine Antwort. Eine ziemlich schwache Figur, die Batman hier abgibt. Aber eben das macht diese moralisch ambige Story so interessant.
Mehr Batman in London:
- The Batman of England (Batman #62, 1950)
- The Doomsday Book (Detective Comics #572, 1987)
- The Lion and the Unicorn (Der Löwe und das Einhorn)
- Batman/Joker: Switch (2003)
- The Order of Beasts (2004)
- Batman: The Detective (2021)

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