Schreckensherrschaft der Blutsauger

DC Comics

Titel: DC vs. Vampires (dt. DC Horror: Angriff der Vampire)

Autoren/Zeichner: James Tynion IV, Matthew Rosenberg/Otto Schmidt

Erschienen: 2021-2022 (Miniserie #1-12), Hardcover (2 Bände) 2022-2023, dt. Panini 2022-2023


Der Vampir Andrew Bennett („I, Vampire“) hat eine Verschwörung aufgedeckt: Die Vampirkönigin (Queen of Blood) wurde ermordet, nun planen die Vampire, die Sonne zu verdunkeln und die Menschheit zu versklaven, indem sie sie zu Blutkonserven heranzüchten. Kaum hat der gute Vampir das Green Lantern (Hal Jordan) in der Hall of Justice erzählt, entlarvt dieser sich selbst als Vampir. Immer mehr Metawesen werden zu Blutsaugern und wollen auch die anderen zu den ihren machen. Batman und seine Familie sind bislang verschont geblieben, auch Greeen Arrow hält wacker Widerstand. Aber wie lange noch?

Nach dem Erfolg von DCeased, in dem ein Zombie-Virus Superhelden wie -schurken angesteckt hat, sind nun also Vampire dran – und es läuft nach demselben Muster. Nach und nach wechseln immer mehr Helden und Schurken die Seiten und man fragt sich: Wer wird’s als nächstes? Paranoia macht sich breit. Freunde werden zu Feinden, manch falscher Verdacht kommt auf, man kann niemandem mehr trauen. Bemerkenswert ist auch, dass Vampirismus – jedenfalls bei den meisten – automatisch mit bösen Absichten einhergeht. Kaum ist man untot, ist man sofort auf der Seite der Verschwörer und will die Menschheit versklaven, ungeachtet der sonst heldenhaften Einstellung. Nur bei wenigen Ausnahmen ist es nicht so, wie etwa bei Damian Wayne, der sonst nie verlegen ums Blutvergießen war. Es läuft willkürlich, wie es die Story gerade braucht. Der neue Vampirkönig (Dick Grayson alias Nightwing) zeigt immerhin Nachsicht mit Damian und Alfred, der alten Zeiten wegen – und gibt ihnen damit eine Chance, später gegen ihn zu kämpfen.

Kurzweilig, flott, aber abgehetzt

Aber wie soll eine Welt ohne Sonnenlicht funktionieren? Alles Leben müsste sterben, damit wäre auch Schluss mit Blut, und die Welt müsste vereisen – das weiß man im DC-Universum spätestens seit den 90ern (Final Night). Aber man sollte nicht zu viele Gedanken daran verschwenden, haben die Autoren ja auch nicht. Hier geht’s um nichts anderes als um Vampire, Horror und Action. Die Leitfrage ist: Wer stirbt als nächstes und wie? Wer kommt davon und wie kommen sie aus dem Schlamassel wieder raus?

James Tynion IV (Joker War, Fear State) und Matthew Rosenberg (The Joker presents A Puzzlebox, The Man Who Stopped Laughing) liefern ein Script, das sich trotz der epischen Länge von zwölf Kapiteln (und zwei Tie-ins) nicht zu lang mit Erklärungen oder Dialogen aufhält und wenn, dann stets gewürzt mit einigen (zum Teil sehr witzigen) Pointen. Manches wirkt selbstironisch bis zur Parodie (Batman gegen Green Arrow), anderes dafür abgehetzt und reingequetscht. Man hätte schon gern ausführlicher gesehen, wie Superman die Seiten wechselt. Unbeantwortet bleibt die Frage, wie ein Wesen, das seine Kräfte der Sonne verdankt, überhaupt als Vampir bestehen kann. (Bei Supergirl ein Problem, bei Superman kein Thema.) Die zweite Hälfte von DC vs. Vampires kann mit der ersten nicht mithalten, es bleibt den Formeln von Crossover-Events verhaftet (unzählige Figuren in mehreren Subplots), ohne eine wirklich überraschende Idee zu bieten, das Finale wird zu einfach und zu kurz abgehandelt, und die Motivation von Nightwing ergibt keinen Sinn: Er will nur die bösen Menschen fressen, ignoriert aber die unzähligen Unschuldigen, die in Lagern gefangen gehalten werden, dann argumentiert er damit, dass die auch nur an einem schlechten Tag böse werden könnten und will, nachdem er die Welt vernichtet hat, eine Ko-Existenz von Menschen und Vampiren aufbauen. – Wie gesagt: Nicht drüber nachdenken.

Otto Schmidts Zeichnungen wirken passenderweise flott, wenn auch zuweilen zu flott, denn im Vergleich zu seinen Covern scheinen seine Figuren auf den Seiten oft hingeschludert, worunter die Mimik seiner Figuren leidet. Manches bricht auch zu sehr ins Cartoonhafte aus, wodurch es schwerfällt, die Stimmung ernst zu nehmen. Manch Gruppenkeilerei wirkt unübersichtlich. Dass mittendrin die Zeichner wechseln, deutet auf Termindruck hin – offenbar kam da jemand nicht hinterher.

Doch wenn man nicht viel erwartet, kriegt man genau das – und davon eine Menge. Es könnte besser sein, wenn man mehr Mühe in die Story investiert hätte, aber es macht weitgehend Spaß und bleibt kurzweilig. Damit ist DC vs. Vampires die perfekte Herbstlektüre, um sich die langen kalten Abende mit knallbuntem Unsinn zu erhellen.

Eine Fortsetzung soll nächstes Jahr erscheinen: DC vs. Vampires: World War V – diesmal unter dem Label „Elseworlds“.

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