Titel: Superman ’78
Autor/Zeichner: Robert Venditti/Wilfredo Torres
Erschienen: 2021-2022 (Miniserie #1-6), Hardcover 2022; dt. Panini 2022
Für viele ist Christopher Reeve nach wie vor der Film-Superman schlechthin. Und wahrscheinlich ist er auch nach wie vor das Beste dieser Filme, die zwar ihren Charme und ihren Platz in der Geschichte haben, aber doch ziemlich in die Jahre gekommen sind. Charmant sind allerdings nur die ersten beiden zu nennen, denn in gewisser Weise ereilte die Reihe ein ähnliches Schicksal wie später die Batman-Filme: Nach zwei guten Filmen wurde es alberner und liebloser bis zum totalen Reinfall.
Bereits die Dreharbeiten zu Superman II waren schwierig, Regisseur Richard Donner wurde gefeuert und durch Richard Lester ersetzt, der entfernte einige Szenen und rückte den Film mehr Richtung Komödie, was ihm nicht guttat (2006 erschien der Donner-Cut). Superman III sollte ursprünglich eine Brainiac-Story mit Supergirl und Mr. Mxyzptlk sein, aber man entschied sich für eine alberne Hacker-Story und einen gespaltenen Superman – mit vernichtenden Kritiken. Es ist schon schade, dass wir in allen Superman-Filmen bloß Lex Luthor und Zod als erstklassige Comic-Schurken hatten.
Wie in Batman 89 versuchte DC, diese verpasste Chance auch bei Superman in Comicform nachzuholen. Superman ’78 erzählt, wie dieser dritte Film hätte werden können – allerdings ohne Supergirl und nervigen Kobold. (Und wenn man die Tatsache ignoriert, dass Superman Returns eigentlich dieser dritte Film gewesen sein soll.)
Fade Zeichnungen
Der außerirdische Weltensammler Brainiac (der sicher nicht zufällig wie „Starman“ David Bowie aussieht) kommt auf die Erde, um zu prüfen, ob die Menschheit Gefahr läuft, sich selbst auszulöschen (was sehr oberflächlich geschieht, ohne sich mal die Atomwaffen anzuschauen). Als Superman interveniert, beschließt Brainiac, ihn seiner Sammlung hinzuzufügen, weil er den Kryptonier für einen schädlichen Einfluss hält, da er die Entwicklung der Menschheit vorantreiben könnte.
Nach Supermans Keilerei mit Robotern droht Brainiac mit der Vernichtung von Menschenleben (wer ist hier der schlechte Einfluss?) und Superman begibt sich freiwillig in Gefangenschaft. In der Flaschenstadt Kandor trifft er seine leiblichen Eltern wieder, was allerdings ein sehr frostiges Wiedersehen ist, ohne Umarmung oder auch nur ein liebes Wort.
Dem entsprechen auch die Zeichnungen von Wilfredo Torres. Nachdem Gary Frank bewiesen hat, dass er einen perfekten Christopher-Reeve-Superman zeichnen kann, hat DC für dieses Projekt einen Illustrator gewählt, der das nur ungefähr hinkriegt und uns auch sonst sehr steife Figuren ohne großen Ausdruck zumutet. Auch dank der blassen Farben wirkt das Ganze fade und lieblos. Hier versucht man, die Ästhetik der Filme auf die Comics zurückzuübertragen, was nur scheitern kann. (Bei Batman 66 funktioniert das allerdings besser.)
Lex Luthors Arrgoganz
Ansonsten gibt es ein Wiedersehen mit den üblichen Figuren, Lois Lane und Lex Luthor, der immer noch keine Gelegenheit auslässt, mit seinem Verbrechergenie zu prahlen (was ziemlich nervt) und dann Superman aus der Patsche hilft, nur weil er ihn später selbst mal besiegen will. Die Figur bleibt dadurch hinter ihren (später ausgeschöpften) Möglichkeiten zurück.
Brainiacs Motivation wirkt sprunghaft und erratisch: Zunächst will er nur Superman für seine Sammlung (weil er in ihm eine Gefahr für die Erde sieht), nachdem ihn aber Luthor herausfordert, sieht er in der Menschheit eine Gefahr für sich selbst und will sich Metropolis einverleiben. Was besonders seltsam ist, angesichts der Tatsache, dass Brainiac einst selbst seine Welt verloren hat. „Die Menschheit hatte ihre Chance! (…) Sie sind schlimmer denn je!“ Woran macht er das fest? Weil Luthor so schlau ist? Und was ändert es für die Menschheit, Metropolis zu entführen?
Fan-Service für Nostalgiker
Die Story wirkt so bemüht wie generisch, Gleiches gilt auch für die Dialoge. So ist sich Superman nicht zu schade, Plattitüden von sich zu geben wie „Gefahr ist mein Geschäft“ und – als Erwiderung auf Brainiacs Ruf, er sei nur ein Mann – „Ich bin Superman.“
All das wirkt aus der Zeit gefallen und tatsächlich scheint der einzige Sinn dieses Comics darin zu bestehen, Nostalgie zu bedienen, was aber einen ähnlichen Effekt hat wie die CGI-Leichenfledderei im Film The Flash. Nostalgie wirkt als hohler Selbstzweck, eine billige Verkaufsmasche. So erschöpft sich die Story in reinem Fan-Service: Superman wirft sein Logo, das sich zu einer großen Klebefolie entfaltet, wir sehen Cameos von Richard Pryor und sogar den Goonies (einem weiteren Richard-Donner-Film).
Wer eine zeitgemäße Superman-Story lesen will, ist mit Brainiac (2009) von Geoff Johns und Gary Frank besser bedient.
Doch da die Serie anscheinend erfolgreich war, gibt es im November eine Fortsetzung: Superman ’78: The Metal Curtain, wieder geschrieben von Venditti, aber gezeichnet von Gavin Guidry, diesmal ist Metallo der Schurke.

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