Titel: Batman & The Joker: The Deadly Duo (dt. Das tödliche Duo)
Autor/Zeichner: Marc Silvestri
Erschienen: 2022-2023 (Miniserie #1-7), Hardcover 2023; dt. Panini 2023 (3 Teile)
In Gotham tauchen bizarre Joker-Klone auf, die ihre Opfer in Stücke reißen und auch noch Selbstheilungskräfte haben. Und dann bekommt Batman ein Paket mit dem Blinddarm von Commissioner James Gordon – weitere Körperteile folgen. Der echte Joker scheint damit nichts zu tun zu haben. Gemeinsam tritt er mit Batman gegen die Armee der Joker-Klone an und es beginnt eine Schnitzeljagd mit Aufgaben, bei denen es um schwierige Entscheidungen um Leben und Tod geht.
Marc Silvestri (Batman/The Darkness) legt eine actionreiche Horrorstory vor, die vor allem extrem cool daherkommt. Das zeigt sich am auffallendsten an den detailreichen Zeichnungen, die hier aber wegen der vielen Schraffuren stets einen skizzenhaften Eindruck machen, was eine besondere Unruhe und Lebendigkeit erzeugt. Oder um es einfach zu sagen: Jede Seite ist ein Hingucker, an dem man sich nicht sattsehen kann.
Ausnahmsweise ein witziger Joker
Silvestri ist ein Meister mit Gespür für Dramatik. Man fiebert mit, besonders in einer Szene, wenn es darum geht, Menschen aus einem fahrenden Zug zu retten. Und als Autor beweist er einen guten Sinn für Humor, denn hier sehen wir einen der seltenen Fälle, in denen der Joker wirklich witzig ist. (Jedenfalls im Original.)
ACHTUNG: SPOILER!
Batman und Joker bilden ein interessantes Zweigespann, deren Dynamik sich von selbst aus dem Gegensatz ergibt. (Keineswegs zum ersten Mal, wie Silvestri behauptet.) Die Story selbst hingegen baut zwar Spannung auf, löst sich dann aber in einem typischen überkomplizierten Racheplot auf, um Batman eine Lektion zu erteilen. Hier leuchtet die Logik nicht ganz ein: Die Schurkin, einst selbst Opfer des Jokers, rächt sich an Batman, indem sie weitere Menschen gefährdet und tötet, und sogar mit dem Joker zusammenarbeitet, damit dieser am Ende Batmans Geheimidentität herausbekommt, die er dann doch nicht wissen will, weil dann der Spaß vorbei wäre.
Ungeahnte Tiefe – und Länge
Das ist mal wieder ein Fall von: „Das hätte man auch einfacher haben können“, bzw. „Wo ist da der Sinn“? Immerhin auf letztere Frage gibt es eine Antwort, denn die Schurkin gibt zu bedenken: Batman behauptet zwar, keine Leben zu nehmen, aber durch seine Taten sterben trotzdem unzählige Menschen. Dass sie selbst Leben nimmt, entschuldigt sie halbwegs, indem sie alle zu untoten Zombies machen will. Die Menschen wollen nämlich keinen freien Willen, sie wollen Glück – und zwar ohne auf Batman angewiesen zu sein. Sie will zurück zu einer Welt der Wahrheit, ohne die Lügen, die erst der Mensch erfunden hat. Das ist mal eine ungewohnte philosophische Tiefe.
Doch nach dem großen Finale gibt es dann noch einen überlangen Prolog, in dem – wie auch sonst am Ende – viel zu viele Worte verschwendet werden. Das Ganze will einfach nicht aufhören und gibt dann doch kaum Neues her. (Das Motiv, dass der Joker sich für Batmans Geheimidentität nicht interessiert, kennen wir schon aus Endgame.) Aber da es bis hierher so viel Spaß gemacht hat und jede Seite Eye Candy bietet, kann man es Silvestri nicht übel nehmen.
Nur eins möchte man beklagen: Schon wieder der Joker. Nachdem wir schon drei auf einmal hatten und dann noch ein vierter hinzukam und es in seiner eigenen Serie um einen Doppelgänger ging, zeigt diese Miniserie mit all seinen unzähligen Joker-Klonen: Die Batman-Comics kränkeln schon lange an einer Joker-Überdosis, hier wird sie ins Extrem getrieben, ähnlich wie schon in Endgame und dem Joker-Virus. Aber solange es die Leser kaufen, wird DC es weiterhin produzieren. Wir Junkies kriegen einfach nie genug – jedenfalls wenn der Stoff gut ist. Und deshalb gibt es am Ende der (US-)Deluxe Edition noch eine dicke Zugabe: Haufenweise Variants und dann nochmal sehr viele Schwarz-weiß-Seiten von Silvestri – sozusagen eine kleine Noir- bzw. Artist-Edition. Spätestens damit dürfte der Band sein Geld wert sein.

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