Poison Ivy lässt die Pilze sprießen

DC Comics

Titel: Poison Ivy

Autor/Zeichner: Alan Grant/Brian Apthorp

Erschienen: 1995 (Batman: Shadow of the Bat Annual #3), Paperback 2016 (Batman Arkham: Poison Ivy)


Als im Jahr 1995 die Annuals Batmans Year One gewidmet wurden, waren nicht nur Scarecrow, Riddler, Man-Bat dran, sondern auch Poison Ivy.

Batman jagt einen Drogendealer. Als er einen Informanten zum Sprechen bringen will (mit Todesangst als Einschüchterung, auch Folter genannt), sprießen aus dem Zeugen plötzlich unzälige Pilze und er stirbt. Aus der Ferne schaut Poison Ivy zu, die völlig fasziniert von Batman ist: „the perfect man!“ Auch Bruce Wayne findet: „Poison Ivy is both beautiful and sexy!“ Das bekennt er vor Alfred, als er (Bruce) nackt unter der Dusche steht und sich den Wasserstrahl gerade in den Schritt schießen lässt – Alfred dreht dann das kalte Wasser auf, um ihn wieder zu sich kommen zu lassen.

Poison Ivy bekennt derweil, dass sie keine hohe Meinung von Männern hat: Alle seien arrogant, gierig und betrügerisch – höchstens gut als Kompost. Außer Batman vielleicht, der ist ihre große Hoffnung. Skrupellos erschießt sie ihre Handlanger, die sie ausrauben wollen. Ihr eigentlicher Plan: Die High Society mit einem Pilzgift zu infizieren, zu erpressen und auszurauben. Simple Waffengewalt hätte es für dieses Ziel auch getan, aber sei’s drum.

Keuscher Sex

Bruce Wayne spielt bei dem Raubzug den Helden, Poison Ivy drückt ihm einen Kuss auf, er verfällt ihr, doch vor allem hat er nur noch eine Stunde zu leben. Das Gegengift? Das verrät sie ihm nicht. Doch dann geht es einfacher als gedacht: Dank Bat-Tracer folgt er ihr ins Geheimversteck, verbrennt mit einer Phosphor-Fackel ihre Pflanzen, dann bekommt er einen weiteren Kuss von ihr.

Das Gute daran: Der zweite Kuss ist das Gegengift. Und das Beste: Sie weiß nicht, dass es der zweite ist. So kann Batman sie überwältigen. Und das ist im doppelten Sinne gemeint. Er fängt sie mit seinem Cape ein und sagt zwar: „I am completely immune to your charms!“, doch dabei ergreift er sie (bzw. legt sich sogar auf sie), während alles um sie herum in Flammen aufgeht. Das ist es, was der Darstellung von Sex im prüden Batman-Comic am nächsten kommt.

Zurück bleibt ein zwiespältiges Gefühl: Einerseits erscheint Poison Ivy emanzipiert, andererseits nur in dem Rahmen, dass es bloß den richtigen Mann braucht, um sie zu verführen und zu zähmen. (Für was die Pilze stehen könnten, lassen wir mal beiseite.) Auch Batmans Rolle ist ambig: Einerseits verfällt er ihr, andererseits widersteht er ihr, auch wenn die Bildsprache sie doch zusammenführt und ihn dominieren lässt. Hauptsache, die Klamotten bleiben an. Wenn Batman keusch bleibt, scheint der Tag gerettet.

Für die Entwicklung von Poison Ivys Charakter erscheint diese Story als Rückschritt in die 60er.

>> Poison-Ivy-Comics

2 Kommentare

  1. Oh wow Lukas was für ne Überschrift mit den Pilzen 😀 Die story habe ich glaub tatsächlich zuletzt direkt nach ihrer Veröffentlichung gelesen…auf deutsch glaube ich sogar vom Dino Verlag. Das Finale muss ich verdrängt haben, an diese Obszönität kan ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern *lol* Ich denke ich werde gleich mal auf Spurensuche gehen in meiner Sammlung, das muss ich verifizieren 😉
    Aber mal im Ernst: Emanzipation existiert doch bei einigen Frauen eh immer nur dann, wenn es ihnen Vorteile einbringt, den Eindruck habe ich jedenfalls. Ansonsten lässt sich Frau auch heute noch immer wieder gern was im Haushalt zusammen handwerkern, morgens zur Arbeit fahren, oder die „eklige Spinne“ in der Wohnung einfangen. Und sexuelle Dominanz ist meiner Ansicht nach eine Charakterfrage, da kann man nicht alle Frauen über einen Kamm scheren. Abgesehen davon, dass das auch gerne mal von der Laune, bzw der Stimmung abhängen kann, ob Frau oben oder unten sein will. Also…im übertragenen Sinn jetzt. Ich schreibe mich hier um Kopf und Kragen. Schwieriges Thema. Emanzipation und starke Frauen sollten eigentlich selbstverständlich sein, so etwas erreicht man aber echt net mit Frauenquoten. Vielleicht wäre Pamela Isley damals net ganz so durchgedreht, wenn sie ebenso viel Geld verdient hätte wie ihr Kollege Jason Woodrue. Das ist für mich der Knackpunkt: Gleiches Geld für gleiche Leistung. Aber da ist ein Gendersternchen natürlich einfacher einzuführen. Der kostet nix. Just my two cents.

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  2. Sodele, die Recherche ist beendet. Hat sich gelohnt: Eine schöne, klassische Ivy Geschichte, simpel und old school im year one Format. Und sehr schön anzuschauen sind die Zeichnungen obendrein auch noch. Die Szene in der Dusche ist wirklich kultig! Ich werde nie verstehen, wie man Alfred in der aktuellen Continuity tatsächlich hat sterben lassen können. Die Doppelseite, auf der Ivy Bruce küsst, ist wirklich toll, hat fast schon Poster-Charakter. Wenn ich mich auch frage, wieso Ivy meint, Bruce hätte wohl nichts von dem vergifteten Wein getrunken, obwohl sich ja alle mit Champus die Birne zugetrichtert haben. Bis auf Bruce eben. Oder wird Champagner hier etwa als „Schaumwein“ definiert und deshalb „wine“ genannt? Vielleicht ist mir auch etwas entgangen. Aber eines muss ich dir sagen Lukas: Die „Sexszene“ am Ende ist ganz großes Hollywood Kino. Da wird auch unter der Bettdecke in Unterwäsche gerammelt und am nächsten Morgen sind auch immer alle gleich angezogen, wenn sie aus dem Bett aufstehen. Hier ist Ivy eben in vollem Kostüm und in Batmans Cape gewickelt, ist praktisch dasselbe. Übelst prüde, auch wenn nicht gerade subtil. Erinnert mich an die erste Ausgabe von „Catwoman the new 52“, wo Selina und Bats Sex haben in voller Montur mitsamt Masken. Zum Brüllen komisch.
    Danke für die kleine Zeitreise in meine Sammlung! Man vergisst oft, welche unscheinbaren Schätze sich in den bergeweise gestapelten Longboxen verbergen. Ich für meinen Teil hatte jedenfalls richtig Nostalgiespaß!

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