
DC Comics
Titel: Realworlds: Batman
Autor/Zeichner: Christopher Golden, Tom Sniegoski/Marshall Rogers
Erschienen: 2000 (One-shot)
Charlie ist nicht nur ein Batman-Fan, er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Fanboy: 28 Jahre alt und noch immer begeistert er sich so sehr für Batman – besonders den der 60er-Jahre-Serie -, dass er Batman geradezu lebt. Er trägt oft ein passendes Kostüm, fährt ein Bat-Bike, singt ständig die Titelmelodie und sieht überall nur Schurken und Verbündete. Charlie ist kein normaler Erwachsener. Er ist in seiner Entwicklung stehengeblieben. „Retarded“ würden böse englische Zungen sagen, was man aber nicht mehr sagt, außer man ist Frank Millers All-Star Batman – und dann passt es wieder (sieht man einmal vom Anachronismus ab). Das ist natürlich kein Problem, denn Charlie lebt ein sorgloses Leben. Doch dann taucht eine alte Jugendfreundin auf, die früher mit ihm Batman und Robin gespielt hat. Heute ist sie ein Junkie in einer doppelt toxischen Beziehung mit ihrem Dealer. Charlie sieht seinen einstigen Robin in den Fängen des Jokers und beschließt, sie zu befreien …
Altmeister Marshall Rogers
In dieser Realworlds-Geschichte versucht DC, seinen Comichelden in der sogenannten Realität zu verankern: Was wäre, wenn jemand Batman zu ernst nähme? Doch eigentlich geht es hier nicht darum, sondern um einen geistig eingeschränkten Menschen, der die Welt durch die naive Brille der Fiktion betrachtet. Diese Sicht ist auf tragische Weise statisch – eine Entwicklung ist nicht zu erwarten. Doch sie findet trotzdem statt, als Charlie zunehmend erkennt, dass seine Adam-West-Methoden nicht wirken und er sich mehr von Michael Keatons (bzw. Tim Burtons) Interpretation angesprochen fühlt: Aus dem harmlosen Batman-Spiel wird plötzlich Ernst und damit auch Gefahr.
Eine etwas andere Batman-Story kriegt man hier geboten, gezeichnet von Altmeister Marshall Rogers (Strange Apparitions, Dark Detective), in der man auch als „normaler“ Batman-Fan einen Spiegel vorgehalten bekommt.

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Die Geschichte von „Realworld: Batman“ klingt ja wirklich richtig interessant. Schade nur, dass es diesen Band offensichtlich nicht auf Deutsch gibt. 😦
Inhaltlich erinnert mich das Ganze auch ziemlich stark an das Superhelden-Drama „Defendor“. Könnte mir gut vorstellen, dass dieser Comic den Film inspiriert hat. Die Parallelen sind ja doch sehr offensichtlich.
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Ja, klingt interessant. Auf ebay findet man es momentan aber nur bei internationalen Verkäufern.
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Dieses Werk habe ich tatsächlich einst besessen, habe mir den one-shot damals als Teil meines Abos zuschicken lassen. War aber herbe enttäuscht, konnte überhaupt nix damit anfangen und habe es irgendwann für nen Appel und ein Ein wieder verkauft. War ja auch noch einige Jahre jünger damals… *räusper*
Heilige Makrele, das ist ja 22 Jahre her!!! 😀
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