Blutsaugen für den guten Zweck

DC Comics

DC Comics

Titel: Justice League: Gods & Monsters – Batman

Autor/Zeichner: J.M. DeMatteis, Bruce Timm/Matthew Don Smith

Erschienen: 2015 (Mini-Serie #1-3, digital)


 „If there’s a monster in this scenario — it’s me.“ (Kirk Langstrom/Batman)

Der neue Animationsfilm Justice League: Gods & Monsters, der am 28. Juli erscheint, verspricht einen neuen, ernsthafteren Ansatz für die drei größten DC-Helden Superman, Batman und Wonder Woman. Und nicht nur, dass er groß umworben wird, DC hat in den Stoff auch viel investiert und ihn gleich crossmedial angelegt: Zunächst wurden drei Kurzfilme zu je einem der Helden online gestellt, danach ein paar Clips aus dem Film, nun erscheint einer Serie digitaler Comics, die die Vorgeschichten der drei Helden näher beleuchten. Jedem sind drei Ausgaben gewidmet, neun Teile dem gesamten Team (also insgesamt 18 Ausgaben).

Nun könnte man meinen, dass diese Comics bloß schmückendes Beiwerk seien, das lediglich kostengünstig für Marketingzwecke verschleudert wird. Aber die drei Batman-Kapitel hinterlassen einen überraschenden Eindruck. Schon das Video machte klar, dass in diesem neuen Universum ein anderer Batman geboten wird: ein Vampir, der vor Mord nicht zurückschreckt. Im Comic wird dieser Eindruck vertieft: es geht äußerst düster und brutal zu, aber auch überaus menschlich.

Kirk Langstrom heißt der Held (ja, so wie Man-Bat), ein Außenseiter, der zum Vampir geworden ist, nachdem er ein Heilmittel für seinen Lymphdrüsenkrebs an sich erprobt hat. Die Tragik: Sein Lebenshunger wird zum Blutdurst. Wenn er ihn nicht stillt, kommt der Krebs zurück. Doch Langstrom versucht, aus dem Fluch einen Segen zu machen, indem er lediglich Verbrecher aussaugt, und er rechtfertigt seine Taten damit, dass er der Welt einen Gefallen tue.

Batman wird zwar von den Medien so genannt, aber Langstrom tritt noch ohne sein Kostüm mit spitzen Ohren und roter Brille auf, sondern lediglich mit einer Art Ski-Maske. Nachdem er den Gangsterboss Lew Moxon und seine Helfer abgeschlachtet hat, freundet er sich mit dessen Sohn Jeremy an, der offenbar nichts mit Kriminalität zu tun hat. Langstrom erzählt ihm von seinem Zustand und gemeinsam suchen sie ein Heilmittel. Doch dann steht einer der von Batman getöteten Handlanger, Joe Chill, wieder von den Toten auf …

Die Autoren J.M. DeMatteis und Bruce Timm beweisen mit diesem Comic, dass man Batman noch ganz neu erfinden kann: dass es auch ohne Bruce Wayne und Elternmordtrauma geht, ohne Fledermaus-Schlüsselerlebnisse, Ersatzfamilie und Gadgets. Und obwohl es nicht das erste Mal ist, dass Batman zum Vampir gemacht wird, und obwohl Vampire in den vergangenen Jahren überstrapaziert wurden, verhilft das Konzept dem Charakter zu einer interessanten Facette. Dieser Batman ist um einiges radikaler als seine Vorgänger. Er geht drastischer vor als der klassische Batman, aber nicht gedankenlos. Langstrom reflektiert seine moralischen Konflikte, seine Einsamkeit und seinen fehlenden Bezug zu Menschen. Der eigentliche Origin, wie Langstrom zum Vampir wurde, wird angenehmerweise in nur zwei Panels und wenigen Worten abgehandelt, mehr angedeutet als erzählt. Wie bei Kafka ist nicht das Wie und Warum der Verwandlung entscheidend, sondern der Umgang damit.

Die groben Striche und vielen Schatten der Zeichnungen von Matthew Don Smith verleihen dem Comic eine nüchterne Noir-Stimmung. Mit dem Stil der Animation hat das nichts gemeinsam, aber es wirkt umso reifer. Als Einstimmung auf den kommenden Film wirken diese Kapitel nicht wie Beiwerk, sondern wie ein gut durchdachter Teil eines vielversprechenden Gesamtkonzepts.

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