Deutscher Titel: Two-Face: Zwei Seiten des Gesetzes
Autor/Zeichner: Christian Ward/Fabio Veras
Erschienen: 2024-2025 (Miniserie #1-6), Paperback 2025; dt. Panini 2025
„How can a man be half good if all he does is bad?“
Harvey Dent hat seine böse Seite in ein imaginäres Gefängnis seiner Seele verbannt. Nun tritt er in der Rolle von Two-Face als Verteidiger in einer neuen Institution auf: der White Church, einem Gericht für die Unterwelt. Ein seltsames Konzept: Der Reaper spielt zwar den Richter, doch am Ende entscheidet Two-Faces Münze.
Der erste Klient ist der Serienkiller Victor Zsasz. Er wird beschuldigt, einen bestimmten Mord begangen zu haben, doch Two-Face will beweisen, dass Zsasz – zumindest in diesem Fall – unschuldig ist. Doch da kann sich der Angeklagte nicht beherrschen und greift im Gerichtssaal sein nächstes Opfer an. Dummerweise hat niemand daran gedacht, diesen gefährlichen Massenmörder zu fesseln und ihm die Rasierklinge abzunehmen …
Der unentschlossene Harvey Dent
Naja, so ganz überzeugt das an sich interessante Konzept der White Church nicht. Und auch die nächsten Fälle, die sich um Ehebruch bei der Royal Flush Gang sowie um Baby Doll und Scarface drehen, bleiben relativ simpel gestrickt. Doch dabei wird deutlich, dass eine neue Verbrecherbande hinter den Kulissen Two-Face und die White Church sabotieren will: The Shadow Hand. Dazu gehören White Rabbit, False Face, Jaina Hudson, Doubt und Die. Angeführt werden sie von keinem Geringeren als Two-Face selbst – der bösen Hälfte.
Two-Faces größter Gegner ist also wieder mal er selbst. Und das bestimmt nicht nur die Haupthandlung, sondern ist auch das Interessanteste an dieser Miniserie. Dabei wird noch einmal der Origin rekapituliert, samt gewalttätigem Vater. Doch Autor Christian Ward (Batman: City of Madness) kann dem alten Konzept noch einen neuen Aspekt abgewinnen: Harvey Dent ist nicht Opfer einer schlimmen Kindheit, sondern vor allem seiner Unentschlossenheit. Schon immer hat er davor zurückgeschreckt, eine Entscheidung zu treffen – daher seine Abhängigkeit von der Münze.
Die: Two-Faces würfelnde Tochter
Doch dann gibt es leider noch einen weiteren neuen Aspekt, der bemüht wirkt: Die Schurkin Die stellt sich nicht nur als alberne Two-Face-Variante heraus, die per Würfelwurf entscheidet, was sie als nächstes tut (ziemlich unpraktisch und weit hergeholt), sondern auch als Tochter des Schurken. Sie versucht zuerst, das Gericht zu sprengen und kann entkommen, kommt dann aber zusammen mit den anderen selbst vor Gericht. Wie, wird nicht erklärt. Und dann werden sie freigelassen, obwohl sie eindeutig schuldig sind, aber man lässt den bösen Two-Face per Münzwurf entscheiden. Ein sehr dummes Ende, das immerhin durch die bittere Einsicht ein wenig gerettet wird, dass Harvey gerade durch sein Streben nach Gerechtigkeit den Mörder Zsasz laufen ließ. Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.
Trotz all der Kritik ist der Comic kurzweilig zu lesen und angenehm anzuschauen, dank der schlichten, aber ausdrucksstarken Zeichnungen von Fabio Veras, der hier einen stimmungsvollen Noir-Stil hinlegt. Mal fühlt sich an David Mazzucchelli, Rick Burchett und Marcos Martin erinnert. Und die Cover von Baldemar Rivas sind absolut genial.
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