Titel: The Strange Death of Batman
Autor/Zeichner: Gardner Fox/Carmine Infantino
Erschienen: 1966 (Detective Comics #347), Hardcover 2014 (Tales of the Batman: Carmine Infantino)
„There’s never been a story like this! There never will be another!“
Batman ist tot! Erschossen! So steht es in der Zeitung, also muss es stimmen. Außerdem ist auf dem Cover ein weinender Robin zu sehen, der Gerechtigkeit schwört – seine Tränen können nicht lügen. Eine einzigartige Story wird da verheißen. Auf dem Cover wird davor gewarnt, niemandem das Ende zu verraten, auf Seite eins heißt es, man solle nicht zum Schluss vorblättern, um sich selbst nicht zu spoilern. Die Spannung steigt ins Unermessliche: Wer hat Batman getötet? Und wie? Und wie kann Batman überhaupt sterben?
Verantwortlich dafür ist ein neuer Schurke: der Bouncer. Nein, kein Türsteher, sondern ein Kerl, der rumhüpft wie ein Flummi und Überfälle begeht. Ein bisschen wie der Elongated Man im hinteren Teil der Ausgabe, aber nicht ganz so flexibel. Der kann nur von Wänden abprallen und Batman umstoßen. Wer der Bouncer ist, finden nicht etwa die Detektive heraus, sondern der Erzähler verrät es uns in einer kurzen Rückblende: Ein junger Metallurg hat eine Legierung aus Gummi, Stahl und Chrom entdeckt und dieses „Elastalloy“ lässt ihn nicht nur springen, sondern schützt ihn auch vor Erschütterungen. So begeht er auch den nächsten Einbruch im Museum. Weder mit Netz noch mit Lasso oder Batarang lässt er sich einfangen.
Attentat mit abprallender Waffe
Am Ende richtet der Bouncer eine Waffe auf Batman. Doch einfach nur Erschießen ist dem Schurken zu einfach, man muss seinem Markenkern treu bleiben, also will er Batman im „Bouncer style“ töten: Er wirft seine Elastalloy-Knarre gegen eine Wand, damit sie abprallt und die Kugel auf Batman abfeuert. Das ist ein ziemlich kühner Wurf – und wie erwartet misslingt dieser, aber anders als gedacht. Die Pistole kollabiert an der Wand und Batman knockt den Bouncer aus. Wie das? Dank dem technischen Wunder der Induktion. Batman und Robin hatten vorgesorgt.
Nach nur neun Seiten ist der Spuk vorbei. Doch wir haben noch ein paar Seiten übrig – und jetzt wird es wirklich strange!
„What if“: Metafiktion mit Gardner Fox
Wir begeben uns in die Schreibstube des Autors: Gardner Fox! Nachdem er die Bouncer-Story in seine Schreibmaschine getippt hat, begibt er sich in seinen „What if“-Raum, legt sich aufs Sofa und überlegt, was wäre, wenn die Dinge nicht so glatt gelaufen wären. Zuerst denkt er nur so vor sich hin, aber dann spricht er uns Leser direkt an. Also spielt er ein anderes Szenario mit uns durch und erinnert uns, es sei nur ein Spiel, „an exercise of the imagination“.
So viel Metafiktion ist wirklich ungewöhnlich für einen DC-Comic und es zeigt, dass man sich etwas von der erfolgreichen Konkurrenz bei Marvel abschaut. Da treten Stan Lee und seine Zeichner auch hin und wieder in den eigenen Comics auf, etwa prominent im legendären Amazing Spider-Man Annual #1 (1964), wo sie von der Entstehung ihrer Comics erzählen.
Aber zurück zu Batman: Was wäre also, wenn der Bouncer Batmans und Robins Trick durchschaut hätte? Dann wäre Batman erschossen worden, alle Superhelden hätten getrauert und Robin hätte versucht, den Killer zu fassen. In dieser Version beschießt er den Bouncer mit verschiedenen Licht- und Schallwellen, bis die Elastalloy-Hülle aufbricht und der Schurke mit einem Hieb erledigt werden kann. Zum Schluss taucht Batman aus dem Nichts wieder auf. Nicht von den Toten auferstanden, sondern aus der Parallelwelt von Earth-Two. Da passiert im Grunde alles nochmal, mit ein paar Ausnahmen. Weil der dortige Robin schon erwachsen und Batman geworden ist, wechselt der alte Bruce einfach nach Earth-One, zusammen mit Alfred, der nicht gestorben ist wie in Detective Comics #328 (1964).
Zum Schluss erinnert uns Gardner Fox noch einmal, diese Variante nicht ernst zu nehmen. Der echte Batman ist immer noch am Leben (Alfred nicht). Und wenn die Leser mehr von solchen „What if“-Storys lesen wollen, sollen sie es dem Redakteur schreiben. Auch diese Partizipation ist äußerst ungewöhnlich. Dabei gibt es „Imaginary Stories“, in denen alternative Szenarien durchgespielt werden, eigentlich schon lange. Von den 90ern an nennt man sie Elseworlds …
- Batman 1960-1969
- The Thousand Deaths of Batman (Detective Comics #269, 1959)
- Robin Dies at Dawn (Batman #156, 1963)
- How Many Ways Can a Robin Die? (Batman #246, 1972)
- Where Were You On The Night Batman Was Killed? (Batman #291-294, 1977)
- Whatever Happened to the Caped Crusader? (2009)

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