Titel: All the Deadly Days
Autor/Zeichner: Chuck Dixon/Joe Staton, Graham Nolan, Bill Sienkiewicz u.a.
Erschienen: 2000 (Batman 80-Page Giant #3)
„It’s the crime of the new century.“ (Calendar Man)
Im Jahr 2000 widmete sich ein ganzer 80-Page Giant dem Calendar Man (Julian Day). Er enthält zwar nur 70 Comicseiten, aber trotzdem wurde diesem Schurken wohl noch nie so viel Platz eingeräumt. Das Besondere: Jedes der sieben Kapitel wurde von einem anderen Zeichner inszeniert, darunter auch Bill Sienkiewicz, der sonst nur allein acht Seiten für Batman Black and White gezeichnet hat, sonst meist aber als Tuscher auftrat.
Die Geschichte beginnt ganz klassisch, wie eine Golden oder Silver Age Story, mit einem Raubzug auf einer Zeitausstellung, der Calendar Man trägt allerdings sein rot-weißes Kostüm aus den 80ern, seine Handlanger sind nach Monaten gekleidet. Batman und Robin halten ihn auf mit einer riesigen Kuckucksuhr, Julian Day wird zur Haft verurteilt und flippt aus, als er erfährt, dass er frühestens im März 2000 auf Bewährung rauskommt – denn das heißt, er verpasst den Jahrtausendwechsel!
ACHTUNG: SPOILER!
Kalenderrätsel als Pharao
Der Rest ist Bat-Geschichte der 90er: Er kommt frei durch Bane (Knightfall), dann erneut durchs Erdbeben, schließlich wird er in Arkham einer Radikalkur ausgesetzt, in der er ewig im Dunkeln in Einzelhaft verbringen muss, um ihm seine Kalendermanie auszutreiben. Ob es in den 90ern noch so unmenschliche Behandlungen in psychiatrischen Anstalten der USA gab? Zweifelhaft. Aber entscheidend ist: Julian Day kommt erst raus, als das neue Jahrtausend da ist. Das bedeutet Rache!
Terrorismus nimmt 9/11 vorweg
Er verpasst sich ein neues Kostüm im altägyptischen Stil, mit einer Pharaonenmaske und einem Ibis-Symbol auf der Brust, dann schickt er der Polizei ein vertracktes Kalenderrätsel, begeht einen Überfall, entführt Fotomodels von einem Kalender-Shooting und schießt dann ein Flugzeug ab, das in Gotham abstürzt.
Diese Katastrophe scheint aber nur Batman zu bewegen. Wir sehen kaum Reaktionen darauf. Nicht einmal Julians Handlanger zeigen irgendeine moralische Regung. Angesichts der Tatsache, dass dies auf gewisse Weise 9/11 ein Jahr später vorwegnimmt, völlig undenkbar – das ganze Land müsste in Aufruhr sein. Aber wir sehen nur, wie Batman seine übliche Routine verfolgt: wahllos Menschen bedrohen und verkloppen, zwischendurch ein Ausflug als Matches Malone, während der Calendar Man den Verkehr lahmlegt und für eine Massenkarambolage sorgt.
Das Finale geht dann mal wieder sehr einfach. Der Schurke will die Models als Menschenopfer darbringen, die eigenen Leute begehren gegen ihn auf, Batman verprügelt ihn. Leider hebt der Dialog das Niveau nicht: „It’s over, Day.“ – „No …“ – „Yes.“ Aber immerhin fetzen die Zeichnungen von Sienkiewicz.
Ärgerlich ist es, dass zum Schluss der Calendar Man – nach Terrorismus und Massenmord – die Aussicht auf Bewährung bekommt. Und das auch noch in zwölf Jahren. Warum? Für die Schlusspointe: weil da laut Aztekenkalender angeblich die Welt untergehen soll – das freut unseren sehr unsympathischen Antihelden. Bekanntlich ist die Welt nicht untergegangen. Dieser Comic ist schlecht gealtert.
Mehr zum Thema:
- The Challenge of the Calendar Man (Detective Comics #259, 1958),
- A Caper a Day Keeps the Batman at Bay (Batman #312, 1979)
- Broken Dates/The First Day of Spring/Day of Doom (Batman #384, Detective Comics #551, Batman #385, 1985)
- The Misfits (Shadow of the Bat #7-9, 1992-1993)
- Batman: The Long Halloween Special (2021)
- Calendar Man und weitere Batman-Schurken
