Gotham Nocturne: Der erste Akt

DC Comics

Titel: Gotham Nocturne Act I

Autor/Zeichner: Ram V/Rafael Albuquerque, Ivan Reis u.a.

Erschienen: 2023 (Detective Comics #1066-1070, Annual 2022), Hardcover 2024 (Detective Comics Vol. 2)


Was bisher geschah (siehe Gotham Nocturne Overture): Arzen Orgham und seine Familie will Gotham City übernehmen, angefangen beim Arkham Asylum. Dazu bemächtigen sie sich des Azmer-Gifts, das Menschen sie an Dämonen bindet und sie in willige Sklaven/Zombies verwandelt. Sie machen Harvey Dent wieder zu Two-Face, bekriegen sich mit der League of Assassins, Ra’s al Ghuls treuer Diener Ubu stirbt beim Kampf mit Batman, der von Gordon vorm Ertrinken gerettet und verarztet wird.

Was nun geschieht: Kaum hat Batman sich nach ein paar Tagen erholt, stürzt er sich wieder in den Kampf, etwa gegen einen Werwolf, wird wieder fast umgebracht von Gael Tenclaw und dann auch noch von Mister Freeze vereist. Alles kein Problem für Batman, auch wenn er schon vorher nicht der Fitteste war. Zum Glück rettet ihm Two-Face die Haut. Aber was in Gotham eigentlich los ist, begreift er noch nicht.

Detective Comics #1066-1067 (DC Comics)

Derweil setzt Arzen Orgham weiter seinen Plan um, sprengt die Reste von Arkham in die Luft und errichtet ein neues Gebäude auf dem Gelände. Dann lässt er illegal die Thomas Wayne Estate Towers in den den Narrows (dem Armenviertel) hochgehen und entführt die Hälfte der dort lebenden Menschen, um sie im Untergrund mit Azmer-Gift zu willigen Zombiesklaven zu machen. Außerdem hypnotisiert er die Wayne-Angestellten, um ihnen die Immobilien abzukaufen und die Verantwortlichen hinterher in den Suizid zu treiben. Und dann kämpft Two-Face mal wieder mit seinem eigenen Dämon in der Frage, ob er sich gegen die Orghams wehren und Batman helfen soll. Natürlich darf auch Batmans Dämon Barbatos nicht fehlen, mit dem die ewigen Selbstzweifel und Schuldgefühle und Kindheitstraumata verhandelt werden – auch mehrmals, bis es auch alle Neueinsteiger kapiert haben.

Detective Comics #1070 & Annual 2022 (DC Comics)

Überfülle an Figuren und Nebenhandlungen

Autor Ram V lässt im zweiten Teil seiner Gotham Nocturne wieder viel passieren und setzt noch einiges mehr obendrauf: noch mehr Figuren (Sorrow! Batgirl! Solomon Grundy! Cheshire Cat! The Vigil!), noch mehr Verwicklungen, noch mehr Nebenhandlungen (vor allem in den Back-up-Storys). Doch das scheint nur so, denn eigentlich passiert relativ wenig, was die Handlung voranbringt. Es fühlt sich alles immer noch wie ein Prolog an, in dem die eigentliche Handlung noch aufgebaut wird.

Vor allem frustriert, dass Batman mehr mit sich selbst als mit Detektivarbeit beschäftigt ist, am meisten mit bloßem Überlebenskampf, der nach dem dritten Nahtoderlebnis unfreiwillig komisch wirkt. (Schon im ersten Band überlebte er einen Sturz in die Tiefe und wurde von Trümmern begraben.) Aber klar: Batman ist – obwohl nur ein Mensch – unverwüstlich, weil er nie aufgibt (und da will mir jemand noch weismachen, er habe keine Superkräfte) …

Nicht nur, dass es schwer fällt, den Überblick zu behalten, auch wechseln die Zeichner oft, auch mitten in der Ausgabe von Ivan Reis zu Rafael Albuquerque, was zwar durch Tuscher Danny Miki halbwegs ausgeglichen wird, wodurch aber der Gesamteindruck an Einheitlichkeit einbüßt.

Wie auch immer: Nicht nur, dass seit dem letzten Band viel Zeit vergangen ist (ein halbes Jahr!), auch hier fühlt es sich nicht nach einem befriedigenden Leseerlebnis an. Und wenn man bedenkt, dass da noch 19 Ausgaben kommen (also bis #1089), dürfte sich diese Storyline noch sehr lange hinziehen.

Gotham im 18. Jahrhundert

Im Annual 2022 gibt es noch einen Rückblick in Gothams Vergangenheit, ins Jahr 1776, als es noch „Gathome“ hieß und nichts als eine kleine Siedlung war (also das eigentliche Year One). Wir lernen, wie die Orghams schon damals versuchten, die Macht an sich zu reißen, zusammen mit Gael Tenclaw, einem gewissen Pebblecroft und dem Pastor Ichabod Kraine – nicht schwer zu erraten, wessen Vorgänger die sind. Außerdem gab es schon damals mit dem Räuber Darcey Hunt eine Art Two-Face sowie eine Hexe, die an Poison Ivy erinnerte. Und schon damals hat ein Werwolf Menschen getötet, hier die Wainwrights, nur der Sohn überlebte. Ein gewisser Aldridge Pearce nimmt ihn auf (was einen anderen A.P. erinnert), verkleidet sich später und wird zum ersten „Dark Knight“ alias Batman und bekämpft alle Bösen …

Kurz gesagt: Es ist mal wieder eine Story, die uns zeigt, dass schon damals alles im Wesentlichen gleich war und sich seitdem nichts geändert hat, bzw. sich Geschichte wiederholt. Das ist besonders bequem, wenn Autoren nichts Neues einfällt. Das Konzept erinnert an Elseworlds, nur dass hier eine kanonische Vorgeschichte erzählt wird. Doch kaum fängt die Handlung an, hört sie auch schon auf. Echten Mehrwert hat diese Story nicht, außer die Hauptstory noch tiefer in der Geschichte zu verankern, und so bleibt auch hier ein Gefühl von Leere zurück.

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