Was von Elseworlds übrig blieb

Fast alle Batman-Elseworlds-Storys habe ich mittlerweile gelesen und hier besprochen – aber eben nicht alle. Ein paar kleine gibt es noch, die mir bisher entgangen sind. Gleich drei Kurzgeschichten werden in The Batman Chronicles #21 (2000) erzählt:

In „Apocalypse Girl“ (geschrieben und gezeichnet von The Pander Bros.) geht es um Zia, eine junge Frau auf einer alternativen Erde. Ihr Vater arbeitet an einem Portal, um in Parallelwelten reisen zu können. Auf einer Party bekommt Zia von einer Freundin ein Halluzinogen in den Drink geworfen und auf dem Trip fällt ihr nichts Besseres ein, als in das Labor ihres Vaters zu gehen und durch ein zufällig geöffnetes Portal zu treten.

Konsumkritische Selbstreflexion: Batman in „Apocalypse Girl“. (DC Comics)

Sie landet in Gotham City, einen Tag vor der Jahrtausendwende. Laut Batman versinkt die Welt im Chaos: Krieg, Hunger, Sucht, Mord, Krankheiten – die Zukunft sieht düster aus. Die heutige Generation? Benebelt von digitalen Medien, konsumgeil und verantwortungslos. (Es hat sich seitdem nicht viel geändert …) Eine Bande selbsternannter Batmen randaliert in den Straßen, während Kinder mit Batman-Puppen spielen und sein Gesicht sogar für Süßigkeiten ausgebeutet wird. Batman ist nur noch Merchandise, ein bedeutungsloses Symbol geworden, er fühlt sich machtlos.

„Is there a place for me? A world where I could change things for the better? Or have I just lost the will to find my own purpose in this desperate city? Once I thought myself a cure for Gotham’s sickness. Now I feel I am the virus itself. What have I become? Gotham doesn’t need a symbol of terror at this eve of the millennium. It needs a little bit of hope.“

Dann geht Zia wieder feiern und stellt nach ihrem One-Night-Stand fest, dass ihr Liebhaber auf rätselhafte Weise verbrannt ist. Batman untersucht den Fall und stellt fest, dass die Dimensionsreisende aus Antimaterie besteht, die sich bekanntlich nicht so gut mit Materie verträgt. Einfach gesagt: Sie stellt eine Gefahr für die ganze Stadt dar. Also sucht er nach ihr und stellt sich erstmal in der Schlange vor dem Club an, in dem sie zuletzt gesichtet wurde – als ob er alle Zeit der Welt hätte …

Batman im Flugeinsatz. (DC Comics)

Nachdem Zia ein weiteres Opfer fordert, begibt sie sich völlig verantwortungslos auf den Times Square, der am Silvesterabend voller Menschen ist. Nicht minder verantwortungslos fängt ein SWAT-Kommando an, auf sie zu schießen, während sie in der Menge steht. Batman wirft sich mit seinem Fluggleiter dazwischen. Da taucht auch schon – pünktlich um Mitternacht – ihr Vater aus der Parallelwelt auf und holt sie ab. Batman kann noch einen Zauberhandschuh hinterherwerfen, mit dem Zia ihren eigenen Zelltod aufhalten kann.

„Citizen Wayne“ und „Silent Tale of the Bat“

In „Mystery of Citizen Wayne“ wird Orson Welles Filmklassiker Citizen Kane adaptiert. (Wer ihn nicht gesehen hat, der hole das bitte JETZT nach.) Nicht zum ersten Mal, denn bereits 1994 gab es einen Versuch unter dem Titel „Citizen Wayne“ – und das geschah auch weit kreativer. Hier wird im Grunde 1:1 der ganze Film in Kürze nachgeäfft, nur dass der Reporter Clark Kent ist, eine Frau Katzenohren trägt und auch James Gordon befragt wird. Und was ist Rosebud? So hieß die Waffe, mit der die Waynes ermordet wurden … Autor Brian Michael Bendis (Batman: Universe) hat sich in seiner ersten Batman-Story nicht um die Figur verdient gemacht.

„A new Batman is born“ – in einer Welt voller Batmen. (DC Comics)

Viel interessanter dagegen ist „Silent Tale of the Bat“ (von Jordan B. Gorfinkel und Dick Giordano), einer wortlosen Geschichte. Ein junger Bruce Wayne wird von einem Batman und einer Batwoman (mutmaßlich Thomas und Martha Wayne) durch eine Straße geführt, in der um sie herum lauter Batman-Varianten mit- und gegeneinander kämpfen. Sie wollen mit ihm ins Kino, doch Bruce weicht zunächst vor Schreck zurück, als er den Titel „The Mask of Zorro“ sieht. (Bemerkenswert: So hieß das Remake von 1998, das Original von 1920 hieß The Mark of Zorro.) Die Eltern bringen ihn trotzdem rein, er steht die Vorführung in Angst durch.

Anschließend begegnen sie in einer Gasse Joe Chill, der sie aber nicht sofort ermordet, sondern zuerst in eine „Hall of the Bat“ führt, wo er Martha eine Perlenkette anlegt, bevor er die Eltern schließlich erschießt. Zum Schluss überreicht er Bruce ein Paket mit einem Batman-Kostüm, gibt ihm zum Abschied die Hand, Bruce zieht es sich an und dann heißt es nur: „A New Batman is born – The Legend continues“, während im Hintergrund die anderen Batmen weiterkämpfen. Sehr seltsam. Der tiefere Sinn erschließt sich mir nicht. Wer eine Idee hat, möge sie mit mir teilen.

Curse of the Cat-Woman

In The Batman Chronicles #11 (1998) ist die Titelstory The Berlin Batman, die in Nazi-Deutschland spielt – darüber habe ich mich bereits ausgelassen.

DC Comics

The Bride of Leatherwing setzt die Piraten-Story aus Leatherwing fort. Cobblepot nimmt Felina (Catwoman) gefangen, Chuck Dixon erzählt das Ganze als Ballade in gereimten Versen, Alcatena inszeniert es in Splash Pages, aber es bleibt inhaltlich banal.

DC Comics

Viel interessanter hingegen ist Curse of the Cat-Woman. In dieser Oldschool-Noir-Story (von John Francis Moore und Kieron Dwyer) ist Bruce Wayne ein Privatdetektiv, der einer Mordserie nachgeht und dabei auf Selina Kyle trifft, die sich bei Vollmond in eine Raubkatzenfrau verwandelt. (Was stark an den Film Katzenmenschen/Cat People von 1942 erinnert.) Sie wurde einst fast vom Vater ihres Geliebten ermordet, der ihre Hochzeit verhindern wollte, und wurde dann durch den Fluch einer „Gypsy Woman“ gerettet, allerdings mit dem erwähnten Nachteil. Bruce verliebt sich in Selina, am Ende findet er heraus (SPOILER!), dass sie die Mörderin ist und sich an ihren Peinigern rächen wollte. Zum Schluss überträgt sie ihren Fluch auf Bruce – und er wird zu einer Art Man-Bat.

Batman oder Man-Bat? (DC Comics)

Damit sind noch immer nicht alle Batman-Elseworlds abgehandelt, ein paar gibt es noch, darunter auch bei der JLA oder JSA, aber davon ein andermal mehr.

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