Gothams Helden und Schurken in Uniform

DC Comics

Titel: GCPD – The Blue Wall

Autor/Zeichner: John Ridley/Stefano Raffaele

Erschienen: 2022-2023 (Miniserie #1-6), Hardcover 2023


Comissioner Renee Montoya versucht, die Polizei von Gotham neu aufzustellen und die Verbrechensrate zu senken. Dabei hat sie nicht nur mit inneren Widerständen, sondern auch mit ihrer eigenen Vergangenheit, Einsamkeit und Alkoholismus zu kämpfen. Außerdem lernen wir drei neue Polizisten kennen, die idealistisch in den Beruf starten und schnell durch die Realität desillusioniert werden:

Samantha Park wird öffentlich zur Heldin stilisiert, weil sie einen Tatverdächtigen nicht anschoss (er hatte nur nach seinem Telefon greifen wollen), in Wahrheit aber hatte sie bloß Angst, wie sich später aufs Neue herausstellt.

Eric Wells arbeitet als Bewährungshelfer und muss schnell anerkennen, dass er seinen Schützlingen kaum helfen kann: Als Vorbestrafte kriegen sie keine Jobs und ihnen bleibt kaum etwas anderes übrig, als wieder straffällig zu werden.

Danny Ortega muss mit rassistischen Anfeindungen seiner Kollegen kämpfen, wird aber dabei kaum unterstützt, als er sich wehren will und dreht schließlich völlig durch, indem er sich auf grausamste Weise rächt …

Ambitionierte Gesellschaftskritik

Und hier wird die Story leider unglaubwürdig. Zum einen weil die Kollegen einen immensen Aufwand betreiben, um sich über ihn als Mexikaner lustig zu machen (obwohl er aus Puero Rico stamm), zum anderen: Warum sollte jemand völlig Unbeteiligte ermorden, nur um zu zeigen, dass die Polizei ein Problem hat? Als den Märder auch noch seine beiden Freunde Samantha und Eric decken, wird der Bogen noch weiter überspannt. Und um noch einen draufzusetzen, sterben zwei Flüchtlinge durch Polizisten, was dann aber kaum weiter thematisiert wird.

Trotz dieser Schwächen ist GCPD – The Blue Wall ist eine lesenswerte Story aus dem Batman-Universum, die in der Tradition von Gotham Central steht, aber völlig ohne Batman auskommt. Nein, er taucht nicht mal als Cameo auf. Allein Two-Face kommt ein paar Mal vor, aber nicht als Schurke sondern als mehr als Schreckgespenst, das Montoya ein Trauma wiederaufleben lässt. Erzähler John Ridley (The Next Batman, I Am Batman, One Bad Day: Penuin) ist stets nah an seinen Figuren und zeigt sie als lebensnahe Menschen mit Schwächen und Zweifeln. Die Story wirkt dicht, aber nie abgehetzt. Ruhige wie intime Momente geben auch den Bildern Raum, sich zu entfalten.

Ansonsten muss man anerkennen, dass DC eine ambitionierte, gesellschaftskritische Miniserie herausbringt, die sich mit ganz alltäglichen Problemen der Polizei auseinandersetzt und aufzeigt, wie kaputt das US-System ist. Man hätte es subtiler machen können, aber immerhin verzichtet man auf Superhelden. Dann aber ist man für einen Erwachsenencomic zu inkonsequent. Einerseits gibt es zu Beginn eine Trigger-Warnung für rassistische Inhalte, andererseits schreibt man Schimpfwörter nicht aus, sondern setzt einen Zensurbalken davor. Vielleicht ist diese Feigenblattmentalität und Doppelmoral auch ein Problem, das man auch mal thematisierten könnte.

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