Titel: Orpheus Rising
Autor/Zeichner: Alex Simmons/Dwayne Turner
Erschienen: 2001 (Miniserie #1-5)
Gotham nach dem Niemandsland. Ein Cop-Killer macht die Stadt unsicher. Fünf Polizisten in zwei Wochen. Der neue Commissioner Akins ist unter Druck. Unter Verdacht stehen die Deacons, eine Straßengang, Batman vermutet einen russischen Gangster namens Rasputin, aber da ist auch ein neuer Vigilant, der die Unterwelt aufmischt.
Letzterer ist der titelgebende Orpheus (Gavin King), ein Mann mit Helm und lila Outfit, ein selbsterklärter Rächer, der für People of Color einsteht, denn von solchen Helden gibt es seiner Meinung nach zu wenige. Wie Batman ist er kampferprobt und geschickt, außerdem hat er ein paar technische Spielereien auf Lager. Da hat es selbst das Original schwer, ihn zu fassen. Nach zwei kurzen Konfrontationen verbündet man sich, um den Fall gemeinsam zu lösen …
Wer ist Orpheus?
Ansonsten geht es auch um Sozialkritik: einerseits Polizeibrutalität und Racial Profiling, andererseits Gewalt und Straßenkriminalität. Vorurteile sorgen dafür, dass die Stimmung in der Stadt sich aufheizt und kurz vor der Explosion steht. Es gilt also nicht nur darum, einen Mörder zu schnappen, sondern auch soziale Unruhen zu verhindern, damit nicht weitere Unschuldige sterben.
Das Motiv des Mörders ist es, genau das zu bewirken. Gehandelt wird aus rassistischen Motiven, weil für ihn das Übel immer von außerhalb kommt bzw. einfach nur nicht weiß ist. Ich werde nichts verraten, aber als Verdächtige kommen nicht viele in Frage, und das ist auch ein Problem dieser Geschichte. Das andere Problem: Orpheus ist einfach keine besonders interessante Figur. Ein Tänzer, der zum Kampfsportler wird, weil er verprügelt wird. Dann die übliche Bildungsreise durch die Welt, Einblicke in die Ungerechtigkeit und Brutalität, aber am Ende geht es diesem Mann einfach zu gut, um Sympathie zu wecken. Da helfen auch seine flotten Sprüche wenig.
Orpheus‘ Origin wird auf wenigen Seiten im Zeitraffer erzählt, gefolgt von Rasputins Geschichte, gefolgt von Batmans Introspektion – das alles in einem allzu hochtrabenden Stil. Wenn nicht gerade der Erzähler spricht, dominieren die Sprechblasen. Es ist nicht die anspruchsloseste Story, man muss die Ambition anerkennen, hier all diese ernsten Themen zu verhandeln, flott gezeichnet ist das Ganze auch, aber tiefen Eindruck macht es nicht und so ist es auch kein Wunder, dass diese Miniserie nie nachgedruckt wurde und auch Orpheus nach ein paar Auftritten in Bruce Wayne: Murderer? und War Games wieder verschwunden ist.

Unterstütze das Batman-Projekt
€1,00


Danke für den Beitrag, Lukas.
Immerhin, den Versuch mal etwas ernsteren Tiefgang zu etablieren, muss man ja anerkennen. Und dass es zu wenige Helden gibt, welche people of color repräsentieren, hat sich 22 Jahre später meiner Meinung nach jetzt leider auch nicht sooo gravierend verändert. Es gibt bestimmte Themen in unserer Welt, die sprichwörtlich zeitlos zu sein scheinen.
LikeGefällt 1 Person