Lonely City: Die Katze ist aus dem Sack

Titel: Catwoman: Lonely City

Autor/Zeichner: Cliff Chiang

Erschienen: 2021-2022 (Miniserie #1-4), Hardcover 2022; dt. Panini 2022 (2 Bde.)


Nach einem Joker-Massaker in der „Fool’s Night“ sind viele Menschen in Gotham gestorben, darunter auch Batman. Selina Kyle (Catwoman) kam ins Gefängnis. Zehn Jahre später wird sie freigelassen. Sie ist mittellos und sucht Arbeit. Doch Gotham macht es ihr nicht leicht. Bürgermeister Harvey Dent (Two-Face) führt einen harten Polizeistaat mit einer Null-Toleranz-Politik gegenüber dem Verbrechen und Vigilanten, Polizisten mit Batman-Helmen gängeln die Bürger wegen Nichtigkeiten, und rassistisch ist das System auch. Arme Menschen werden vertrieben, während für die Reichen teurer Wohnraum gebaut wird. Barbara Gordon tritt bei der Wahl als Dents Gegenkandidatin an, um die Stadt wieder humaner zu machen.

Die alte Selina, die nicht mehr die Fitteste ist, schart Verbündete um sich wie Killer Croc und Edward Nygma (Riddler) und Poison Ivy, um in die schwer bewachte und geschützte Bathöhle einzubrechen und ein letztes Geheimnis zu lüften, nämlich Batmans letzte Worte: Wer oder was ist Orpheus?

DC Comics

Cliff Chiang (Wonder Woman, Paper Girls) erzählt uns eine Story, die wie das Catwoman-Pendant zu The Dark Knight Returns wirkt, aber sich auch bei Citizen Kane bedient („Orpheus“ = „Rosebud“) und eine Prise V for Vendetta in sich trägt (z.B. die Menge mit den Grinsekatzenmasken). Bei aller Dystopie und Melancholie hat Lonely City aber eine gewisse Leichtigkeit, auch dank der freundschaftlichen Beziehungen, die Selina zu ihren Mitstreitern pflegt. Killer Croc ist zwar etwas zu tumb, aber liebenswert, der Riddler ist zum ersten Mal sympathisch, ebenso Poison Ivy, die hier ausnahmsweise keine Idealmaße hat.

Stilvoll und meisterhaft

Die sensible Story bleibt nah an ihrem Hauptcharakter dran und schwelgt in Nostalgie. Wir sehen so ziemlich jede Catwoman-Inkarnation, die es je gegeben hat, das freut die Fans, aber zugleich wird diese Verkleiderei auch ironisch gebrochen. Selina ist eben raus aus dem Alter, in der ein Katzenschwanz noch kleidsam war. Warum sie jetzt ein Sweatshirt überm Kostüm trägt, wird nicht ersichtlich, aber cool sieht es allemal aus.

Chiangs Strich ist schlicht und klar, reduziert aufs Wesentliche und erinnert ein wenig an Zeichentrickserien wie Batman TAS. Die gedeckte Farbpalette bewegt sich zwischen den Sekundärfarben Violett, Orange und Türkis, die Farben sind flächig, was zwar poppig daherkommt, aber niemals grell. Das strahlt eine Ruhe aus, die man zuletzt in den Comicserien des Mainstreams zuweilen vermisst.

Bei aller Getriebenheit der Handlung wirkt sie nie abgehetzt, sie lässt auch viele stille und intime Momente zu. Allerdings will der Comic am Ende etwas zu viel, gewisse Nebencharaktere hätte es nicht gebraucht, erst recht den Abstecher in die Welt der Magie (Stichwort: Etrigan). „Street Level“ hätte gereicht, das entspräche auch mehr Catwomans Wesen. Dennoch: Lonely City ist meisterhaft gemacht und lohnt sicher eine mehrfache Lektüre.

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