Der Tod von Dennis „Denny“ O’Neil im Juni gibt Anlass dazu, sich der Bedeutung dieses Autors bewusst zu werden. Vor allem für Batman. Denn während heute vor allem Frank Miller als Erfinder des modernen Batman gilt, wird oft übersehen, dass O’Neil schon in den 1970 den Grundstein dafür gelegt hat. Zusammen mit Zeichner Neal Adams hat er Batman wieder zu einem düsteren Einzelgänger gemacht. Damit wurde er nicht nur zu seinem Ursprung zurückgeführt, Batman fand auch wieder mehr in der wahren Welt statt.
Das war auch dringend nötig, denn in den 60ern war Batman nicht mehr ernst zu nehmen. Zunächst wurden die Geschichten immer verrückter, doch durch die TV-Serie mit Adam West war der trashige Ruf zementiert. Comicverkäufe nahmen ab. O’Neil hat sozusagen Batman gerettet, wie es in dem oben stehenden Video-Essay auf YouTube heißt.
Doch auch wenn er bedeutendes geleistet hat, wie etwa den Joker wieder zu einem zynischen Mörder zu machen, Two-Face als ernstzunehmenden Charakter zu etablieren oder Ra’s al Ghul zu erfinden, es ist nicht allein sein Verdienst. Denn einen ersten Versuch, Batman zu modernisieren, gab es schon 1964 (Detective Comics #327). Der wurde allerdings durch den Einfluss der TV-Serie wieder zunichte gemacht. Die Comics wurden dem Stil und dem Niveau der Serie angepasst. Und danach wurde bereits 1969 (Batman #217) Batman radikal geändert: Dick Grayson zog aus, ging aufs College, Bruce Wayne verließ Wayne Manor und richtete sein Batman-Hauptquartier im Wayne Tower ein. Das war der eigentliche Neubeginn für die Figur. Damals hieß der Autor aber noch Frank Robbins.
Das alles soll O’Neils Verdienste nicht schmälern. Es soll nur zeigen, dass Entwicklungen immer ein Kontinuum darstellen und es für jeden Autor Vordenker gibt und dass kreative Arbeit häufig Teamarbeit ist. In dem Fall spielt auch DC-Redakteur Julius „Julie“ Schwartz eine wichtige Rolle. Wenn einer Batman „gerettet“ hat, dann war es er.