Titel: Batman/Judge Dredd Collection
Autor/Zeichner: Alan Grant/Simon Bisley u.a.
Erschienen: 1991, 1993, 1995, 1998 (Judgement on Gotham; Vendetta in Gotham; The Ultimate Riddle; Die Laughing), Paperback 2014, dt. Carlsen 1994/1997 (Vendetta in Gotham/Das letzte Rätsel)
Judge Dredd ist Polizist, Richter und Henker in einem. Ein knallharter Typ, der in einer knallharten, dystopischen Stadt (Mega-City One) Verbrechen aufklärt und sühnt – mit roher Waffengewalt. Der Antiheld trat 1977 zum ersten Mal im der Comic-Anthologie 2000 AD auf, 1995 wurde der Stoff mit Sylvester Stallone als Trash verfilmt, 2012 kam ein Remake ins Kino, das bei Kritikern größere Gnade fand.
Bereits 1991 traf Judge Dredd auf Batman. Es war das erste Crossover der 90er mit einem Charakter von einem anderen Comicverlag und es folgten drei Fortsetzungen. Im ersten Teil, Judgement on Gotham, dringt ein böser Geist namens Judge Death in Gotham ein und tötet Menschen. Batman hält ihn vorläufig auf, wird dann aber in die Parallelwelt nach Mega-City One teleportiert, wo er auf den Cyborg-Schurken Mean Machine trifft und dann mit dem Gesetz in Form von Judge Dredd in Konflikt gerät.
- DC Comics
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Der Mann, der seinen Helm nie abnimmt, will Batman festnehmen. Als der sich widersetzt, knockt Dredd ihn aus und sperrt ihn ein. Batman stehen 15 Jahre Knast bevor. Keine Gnade. Keine Rücksicht. Nicht mal der Versuch, Batman Glauben zu schenken. Erst der Auftritt der Telepathin Judge Anderson bringt Klarheit. Dredd bleibt stur, besteht auf Strafe, Batman schlägt ihn, wird verfrachtet, Anderson befreit ihn und man fährt gemeinsam nach Gotham, um Judge Death zu besiegen, der sich in der Zwischenzeit mit Scarecrow verbündet.
Judge Dredd jagt ihnen hinterher. Er ist hier mehr Gegner als Verbündeter, ein stumpfer Haudrauf und Prinzipienreiter, der sich mehr für die Strafe an Batman als für echte Gefahren interessiert. Erst am Ende macht sich seine Brutalität nützlich, um zu verhindern, dass Judge Death Massenmord bei einem Rockkonzert begeht.
Nicht nur wegen der unsympathischen Figur ist Judgement on Gotham ist gewöhnungsbedürftig. Auch die Handlung artet in Gewaltorgien und bizarre Situationen mit einem schwarzen bis geschmacklosen Humor aus. Bewundernswert sind dabei aber die Zeichnungen von Simon Bisley, der das Szenario noch grotesker und surrealer darstellt, als es ohnehin schon ist. Albtraumhaft wirkt jedes Panel, selbst Batman ist mit seinen langen Ohren und seinem dämonischen Auftreten furchterregend.
Scarface, Riddler, Joker
Im zweiten Teil, Vendetta in Gotham, sind die Bilder von Cam Kennedy bodenständiger, auch wenn die Story auf andere Weise bizarr anmutet: Judge Dredd kommt nach Gotham, um mit Batman eine offene Rechnung zu begleichen. Es kommt zu einer großen, fast nicht enden wollenden Prügelei. Gleichzeitig plant der Bauchredner/Scarface einen Anschlag auf einen Politiker bei einer Theateraufführung von Kindern. Scarface schmuggelt sich als verkleidete Puppe auf die Bühne und soll dann explodieren. Schließlich stellt sich heraus, dass die Handlung doch nicht so stumpfsinnig war, wie es zunächst schien. Tieferen Sinn ergibt das alles jedoch nicht.
Teil drei, The Ultimate Riddle, beginnt mit dem Riddler. Batman wird mit ihm zu einer fremden Welt entführt und in einen Käfig gesteckt. Judge Dredd wird ebenfalls gefangen gehalten, zusammen mit sechs weiteren Kämpfern anderer Planeten. Ein Diktator namens Xero zwingt sie dazu, gegeneinander anzutreten. Wer gewinnt, darf überleben. Batman wird als Beute vorausgeschickt, die die anderen jagen sollen. Wieder gibt es mehr Action als nennenswerte Dialoge, wieder reicht es, sich an den aufwendigen Illustrationen zu ergötzen. Dredd wird auch hier nicht unbedingt interessanter. Die überraschende Wendung am Ende lässt das Ganze noch banaler erscheinen.
Die letzte Begegnung der ungleichen Helden ist der Höhepunkt der Reihe: In Die Laughing kommt der Joker mit dem Teleportationsgürtel nach Mega-City One, befreit Judge Death und die drei anderen Dark Judges und richtet mit ihnen ein Gemetzel in einer Hedonistengemeinde an. Die Story bekommt doppelt so viel Raum und weil Dredd selbst zum Outlaw wird, bildet er mit Batman ein gutes Team, um die Schurken aufzuhalten. Der Joker wird selbst zum Dark Judge.
Die Laughing ist eine Horrorgeschichte voller expliziter Gewalt, vieler furchterregender Gestalten und Leichen, ebenfalls sehr ausdrucksstark gezeichnet, wenn auch auf Dauer etwas anstrengend. Man kann in dem Hedonistenmassaker sogar eine Gesellschaftssatire sehen. Eine sehr schwarze. Aber all zu viel Tiefgang sollte man trotzdem nicht erwarten.
Das Schlusskapitel des Bandes, Lobo/Judge Dredd: Psycho Bikers Vs. Mutants From Hell, habe ich mir dann gespart.