Superman bekämpft Rassismus

DC Comics

Titel: Superman Smashes the Klan

Autor/Zeichner: Gene Luen Yang/Gurihiru

Erschienen: 2019-2020 (Miniserie #1-3), Paperback 2020


Metropolis im Jahr 1946. Superman kann noch nicht fliegen, er hüpft noch und läuft über oberirdische Telefonleitungen. Und er macht zum ersten Mal Bekanntschaft mit Kryptonit, als er gegen den Nazi-Schurken Atom-Man kämpft. Und er weiß noch nicht, dass er von Krypton stammt. Er halluziniert sich selbst als grüngesichtiges Alien.

In dieser Zeit zieht die chinesisch-stämmige Familie Lee von Chinatown in die Stadt. Die Geschwister Tommy und Roberta haben es schwer, in der Gemeinde anzukommen, denn sie werden mit Rassismus konfrontiert. Einer ihrer Mitschüler hat einen Vater, der Mitglied des „Klans of the Fiery Kross“ ist – einer Hassgruppe in weißen Kutten, angelehnt an den Ku Klux Klan. Sie sehnen sich nach einem „reinen“, also „weißen“ Amerika, nach dem Motto „One race! One color! One religion!“ Bald darauf brennt der Klan ein Holzkreuz im Garten der Lees ab …

Superman bekennt sich zu seiner Herkunft

Superman muss die Kinder vor den Rassisten retten, die natürlich zunächst keine große Herausforderung für ihn sind. Doch es ist auch nicht zu leicht, denn er ist sich noch nicht aller seiner Kräfte bewusst bzw. er verleugnet sie noch. Und hier wird es besonders interessant: Denn Superman muss sich sowohl mit seiner eigenen Herkunft (und Migrationsgeschichte) als auch seiner Rolle in der Gesellschaft auseinandersetzen. Am Ende wird dem Mädchen Roberta klar, dass Superman fliegen könnte, wenn er wollte, aber er hält sich absichtlich zurück, um nicht zu übernatürlich zu wirken und den Menschen, die er beschützen will, Angst zu machen. Außerdem weiß niemand, dass er ein Alien ist, und er wird am Ende selbst Zielscheibe des Rassismus oder allgemeiner gesagt: Xenophobie. Er wird als Monster und Dämon geschmäht.

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Der Klan offenbart sich nämlich nur als eine Masche, um Menschen mit Hetze abzuzocken und die Klanführung zu bereichern. Der wahre Feind ist für sie das Alien Superman. Das vermindert leider die Tatsache, dass der echte Klan tatsächlich rassistisch ist. Dafür aber wird auch gezeigt, dass Rassismus auch im Rest der Gesellschaft verankert ist.

Superman-Radio: „Clan of the Fiery Cross“

Die Story ist keineswegs eine Projektion des heutigen Zeitgeistes auf die Vergangenheit. Tatsächlich beruht sie auf dem Radioserial „The Adventures of Superman“, in dem 1946 der Mehrteiler „Clan of the Fiery Cross“ erschien und in dem der Held ebenfalls gegen die vermummten Rassisten kämpft. Wie es dazu kam, erzählt Autor Gene Luen Yang im äußerst aufschlussreichen Nachwort nach, zusammen mit der Historie des Ku Klux Klans und seiner eigenen Familiengeschichte.

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All das macht Superman Smashes the Klan zu einer lohnenswerten Lektüre. Die Story bekommt auf 240 Seiten genug Platz für alle Charaktere und Storylines, sogar die Schurken erscheinen dreidimensional, als glaubwürdige Menschen. Nebenbei erfahren wir auch, woher Superman die Inspiration für sein Kostüm hat, nämlich von einem Strongman aus dem Zirkus, was der historischen Tatsache entspricht.

Der Zeichenstil ist stark an den Manga angelehnt, allerdings deutlich „westlich“ abgemildert, also eher wie ein klassischer Anime. Die Zeichnungen wirken für meinen Geschmack allzu brav, glatt und fast schon steril, aber Superman und die Actionsequenzen wirken dennoch dynamisch, was den Gesamteindruck ausgleicht.

Ansonsten ist der Comic empfehlenswert für alle, besonders geeignet für junge Leser und daher auch eine perfekte Schullektüre. In Zeiten des anhaltenen Rechtsrucks sind solche Geschichten leider wieder nötig. Schade nur, dass es bislang keine deutsche Fassung davon gibt.

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