Titel: Superman and Green Lantern: A Prize of Peril
Autor/Zeichner: Dennis O’Neil/Dick Dillin
Erschienen: 1971 (World’s Finest #201), Hardcover 2020 (World’s Finest: Guardians of the Earth)
Leute, hier kommt er: „The conflict of the century!“ Die vielen Kriege des 20. Jahrhunderts, allen voran die beiden Weltkriege, waren anscheiend nichts gegen das, was hier geboten wird. Doch bis dahin war die Sache geheim: Sicherheitsbehörden haben sich gefragt, was damals im August 1970 geschehen ist, nun hat DC die Erlaubnis bekommen, diese damals zurückgehaltene Story ein Jahr später zu erzählen: Superman gegen Green Lantern!
Es beginnt mit Eskapismus: Green Lantern (Hal Jordan) hat genug von Erdenproblemen wie Umweltverschmutzung, Überbevölkerung und drohenden Kriegen (anscheinend hat er den Vietnamkrieg vergessen) und düst ins All, um mal abzuschalten – auch Superhelden brauchen eine Auszeit. Doch auch im kalten Vakuum gibt es keine Ruhe, denn da erwartet ihn schon der nächste Ärger: Ein Meteoritenschauer fliegt auf die Erde zu. Statt die Steinbrocken vom Kurs abzubringen, drückt Hal sie mit seinem Kraftring noch schneller durch die Atmosphäre, damit sie beim Eintritt verbrennen.
Wettbewerb um die Weltrettung
Zeitgleich bemerkt auch Superman die Meteoriten und beschließt ebenfalls, nicht einfach die Steine wegzuhauen, sondern mit seinen Armen zu flattern und sie per Luftdruck zurück ins All zu schicken. Durch das entgegengesetzte Wirken der Helden kommt ein Brocken vom Kurs ab und erwischt beinahe ein Flugzeug. Superman greift ein. Dann machen sich die beiden gegenseitig Vorwürfe und werden dabei persönlich. Da taucht aus dem Nichts ein Wächter von Oa auf und will den Streit schlichten, indem er die beiden in einen Wettstreit treten lässt, um zu entscheiden, wer künftig die Erde vor äußeren Gefahren beschützen soll.
Hat dafür nicht die Justice League ihren Satelliten im Orbit? Und haben die Helden nicht besseres zu tun? Anscheinend nicht: Superman sagt den Behörden Bescheid, dass sie in den nächsten Tagen nicht auf ihn oder GL zählen können, weil sie anderweitig beschäftigt sind. Dieser Wettbewerb scheint wichtiger zu sein, als Leben zu retten. Doctor Fate wird für den Spielaufbau beauftragt. Der gibt ihnen die Aufgabe, im All einen lila Drachen zu fangen, davor müssen sie aber durch je ein Labyrinth fliegen, in dem sie mit ihren jeweiligen größten Ängsten konfrontiert werden.
Prügelstrafe für Superman von Papa
Green Lantern bekommt es mit einer gelben Spinne und ihrem Netz zu tun, aus dem er sich nur befreien kann, indem er auf seinen (nutzlosen) Ring verzichtet und einfach nur Hal Jordan ist. Superman trifft seinen leiblichen Vater, Jor-El, in Übergröße, der ihm sagt, wie enttäuscht er von ihm sei – und ihm dann den Hintern versohlt. Und Superman lässt sich nicht nur übers Knie legen, sondern ruft noch dazu: „Punish me, daddy! I deserve it!“
Nachdem ihm wieder einfällt, dass alles nur Illusion ist, nimmt er seinen Mut zusammen und stellt sich seiner Angst. Später macht er gemeinsam mit Green Lantern den Drachen unschädlich, dank vereinter Kräfte, bevor das Ungeheuer den JLA-Satelliten angreifen kann. Superman wird in eine grüne Blase gehüllt und prügelt das Monster kaputt.
Alles nur ein Trick
Aber Moment mal! Doctor Fate würde doch niemals etwas erschaffen, das die JLA bedroht! Natürlich nicht. Es war ja auch alles nur ein Spiel, ein Trugbild? Nein, die Helden ziehen einen anderen und richtigen Schluss: Es war alles nur ein Trick des schurkischen Zauberers Felix Faust! Der wird kurzerhand entlarvt und eingesperrt. Superman und Green Lantern lernen ihre Lektion: Rivalitäten und Eifersucht bringen nichts als Ärger. Wäre es nicht schön, wenn das die Menschen auch lernen würden?, fragt Hal am Ende. Superman antwortet nicht, aber man möchte entgegnen: Ja, aber wie soll das gehen, wenn nicht mal Superhelden über ihrem kindischen Benehmen stehen?
Aber genau die Anfälligkeit für dieses Verhalten hat uns aufhorchen lassen, als uns der „Konflikt des Jahrhunderts“ versprochen wurde. Das ist nicht nur eine maßlose Übertreibung, es ist, gemessen an echten Problemen, eine wahre Frechheit. Aber die Lösung echter Probleme kümmert die beiden hier leider überhaupt nicht.

