Superman als wahrer Brite

DC Comics

Titel: Superman: True Brit

Autor/Zeichner: Kim „Howard“ Johnson, John Cleese/John Byrne

Erschienen: 2004 (One-shot), Paperback 2019/2024 (Elseworlds: Superman Vol. 2)


Was wäre, wenn Supermans Rakete in Großbritannien gelandet wäre? Dann hätte er den Namen Colin Clark bekommen und die britische Gesellschaft kräftig aufgemischt. Angefangen bei seinen spießigen Eltern, deren Credo lautet „What would the neighbours think?“ Daher verbieten sie dem Jungen auch, seine Kräfte zu benutzen, jedenfalls niemals so, dass es jemand mitbekommt. Doch Colin kann sich kaum zurückhalten. Und so reißt er Baumstümpfe aus und wirft sie aus irgendeinem Grund ins eigene Haus. Für die Eltern steht fest: Colin muss Selbstbeherrschung lernen – wie ein echter Brite.

Schnell wird klar: Das Ganze ist nicht ernst zu nehmen, da es sich um eine Satire auf die britische Gesellschaft handelt. Und so werden alle Klischees bedient, vom Teetrinken über Cricket bis zum Boulevardjournalismus. Colin wird Reporter für ein Revolverblatt, das von einem skrupellosen Medienmogul geleitet wird, lässt sich ausnutzen, um Lügen zu verbreiten, und mus journalistische Integrität lernen. Als zwei Mitglieder der Rutles in Todesgefahr schweben, näht er sich schnell ein Kostüm mit Union Jack und rettet sie als Superman.

Plumpe Lösungen für unlösbare Probleme

Satire lebt zwar von Übertreibung, und zunächst zünden auch einige Gags, aber hier wird einige Male der Bogen überspannt. Wenn etwa Colin ein Cricketschläger aus der Hand rutscht, dieser einen anderen durchbohrt, das Blut in Fontänen spritzt und das Opfer dabei auch noch lacht, verliert die Story ihre Glaubwürdigkeit und wird am Ende vollends albern, wenn der Mann Jahre später immer noch den Schläger in den Eingeweiden trägt und sich „Bat-Man“ nennt …

Andere britische Missstände („unlösbare Probleme“) löst Superman zunächst auf plumpe Weise: dass die Züge pünktlich fahren, dass man nicht zu lange auf eine Hüft-OP warten muss und dass die BBC besseres Programm bringt. Dann aber stellt sich zum Glück heraus, dass die plumpen Lösungen nichts gebracht haben. Dieser Superman ist nicht besonders schlau, weil er die Folgen seiner Brachialtaten nicht bedenkt: Alle Kohle zu Diamanten pressen ist jedenfalls keine gute Idee.

Nein, subtil ist True Brit wirklich nicht: die Charaktere sind eindimensional, die Zeichnungen von John Byrne cartoonhaft überdreht und mit seinen knapp 100 Seiten wirkt die Story auch überlang. Am Ende gibt es eine auf die Nase gedrückte Moral von der Geschicht und Superman endet da, wo er hingehört. Damit wird auch diese Elseworld – wie so viele – bloß zu einem Umweg zum Status quo. Aber wer sich für britische Lebensart interessiert und Monty Python lustig findet, hat auch an dieser Story vielleicht seine Freude. Nicht von ungefähr hat auch John Cleese einiges als Autor beigetragen.

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