Cover von Mike Mignola (DC Comics)
Titel: Unforgiven
Autor/Zeichner: Christopher Priest/MD Bright
Erschienen: 1994 (Superman: The Man of Steel Annual #3)
Seit 23 Jahren wird die Erde von Kryptoniern beherrscht. Sie haben die Menschheit von ihren Übeln wie Krieg, Armut, Hunger und Umweltverschmutzung befreit, dafür aber auch von ihrer Freiheit. Eine Gruppe von Menschen leistet Widerstand, darunter auch Batman, der immer wieder aus dem Knast ausbricht und von Lex Luthor und seinen Truppen eingefangen wird. Die haben hoch entwickelte Rüstungen und Waffen – fragt sich nur, warum die Kryptonier mit ihren Superkräften nicht selbst Polizei spielen, was viel einfacher wäre – doch anscheinend brauchen die Menschen auch was zu tun.
Kal-El tut sich schwer mit der Besatzung. Einerseits ist er Kryptonier und Sohn von Jor-El, andererseits auf der Erde geboren und aufgewachsen inmitten von Menschen. Die doppelte Herkunft bringt ihn in ein Dilemma. Die geistige Elite der Kryptonier hat einst ihren Planeten verlassen, um einer tödlichen Mikrobe zu entkommen, die sie auslöscht. Kal-El ist immun gegen die Krankheit. Er verbündet sich mit Bruce Wayne und gemeinsam finden sie heraus, wie die Kryptonier zu besiegen sind – doch das würde Genozid bedeuten.
Genozid am eigenen Volk?
Es ist höchst bedenklich, dass Superman hier tatsächlich auch nur die Möglichkeit des Massenmordes am eigenen Volk in Erwägung zieht, um die Menschen zu befreien. Und noch bedenklicher ist, dass auch die Familie Kent sich nicht empört und seine Ziehmutter bloß Mitleid mit Kal hat, weil er dann ja nur noch der einzige Überlebende seiner Spezies wäre. Ausgerechnet Lex Luthor, ein Lakai der Kryptonier, wird zur Stimme der Moral und Vernunft, der Kal mit einer Alternative konfrontiert – und sogar überzeugt.
Auch wenn mir nicht klar wird, wie es zum Sinneswandel des Helden kommt, auch wenn offen bleibt, wie Batman (mal wieder) seinen Tod überlebt und sich am Ende damit abfindet, dass sein Plan (die angeblich einzige Lösung!) verworfen wird – die Story über ein moralisches Dilemma ist dennoch ein einnehmendes, actionreiches und handwerklich solide umgesetztes Gedankenspiel.
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