Seit Bruce Wayne Vater geworden ist, hat er Gotham kurzerhand vom Verbrechen befreit und sich als Batman zur Ruhe gesetzt. Nun trägt er einen Bart und widmet sich allein der Erziehung seines Sohnes Damian. Der Achtjährige wünscht sich nichts mehr, als in die Fußstapfen des Vaters zu treten, trainiert eifrig mit einem selbstgebastelten Batman-Kostüm in Wayne Manor. Kurz vor Weihnachten schenkt ihm Bruce einen Allzweckgürtel, allerdings noch ohne brauchbare Batarangs und anderes gefährliche Zeug für den Ernstfall – sehr zur Enttäuschung des Kleinen.
Ein Vorfall in Nova Scotia bringt Bruce dazu, wieder ins Kostüm zu steigen, da bekommt Damian Gelegenheit, seine Batman-Skills zu demonstrieren: Zwei Einbrecher machen sich über Wayne Manor her – doch das ist nur der Anfang einer neuen Verbrechenswelle, angeführt vom Joker, zusammen mit dem Pinguin, Bane und Poison Ivy. Der kleine Damian muss zum kleinen Batman werden …
Damian allein zuhaus
Merry Little Batman ist ein liebevoll animierter und rasant inszenierter Spaß mit lauter schrägen Ideen. Damian ist hier kein kleiner Dämon, der Leute umbringt (wie bei Batman & Son), sondern ein normaler Junge, der von Idealismus und Vaterliebe getrieben ist und nur aus bester Absicht heraus Schabernack treibt. Der erste Teil erinnert an den Film Kevin allein zuhaus, der zweite Teil an den Grinch, denn der Joker will Weihnachten stehlen. Nicht sehr kreativ, auch vieles andere bedient sich vor allem bei den bisherigen Filmen von Adam West bis Michael Keaton, vor allem wird der vielgescholtene Batman & Robin (1997) zitiert, doch leider wird auch der Fehler wiederholt, Bane zu nicht mehr als einem grunzenden Muskelpaket zu machen.
Auch die anderen Schurken sind bloß Witzfiguren: Mr. Freeze verschießt etwas sinnfrei Eis in der Eiswüste. Der Pinguin ist ein extrem hässlicher alter Mann im Rollstuhl. Der Riddler und Scarecrow kommen nur kurz in Rückblenden vor. Und Joker bleibt Joker – bis auf die Tatsache, dass auch er im Grunde nur Gesellschaft sucht. So viel zur Weihnachtsbotschaft. Die einzige Figur, die mehr Aufmerksamkeit bekommt, ist Alfred, hier ein extrem greiser Mann, der gerne Aalsuppe verspeist und aus heißer Schokolade eine Wissenschaft macht.
Merry Little Batman steckt voller pfiffiger Dialogzeilen, Selbstironie und auch viel Situationskomik. Eine der lustigsten Szenen zeigt, wie absurd weit und aufwendig der Weg in die Batcave ist. Das völlig überdimensionierte Batmobil setzt dem Ganzen dann die Krone auf. Durch die kindliche Brille wirkt das ganze Batman-Konzept noch verrückter. Wie viel Liebe in dem Film steckt, zeigt eine beeindruckende expressionistische Verfolgungsjagd in Schwarz-Weiß, die direkt aus Batman Black & White stammen könnte – davor möchte man sich verneigen.
Kritik aus der Feministenecke: Frauenfiguren kommen hier kaum vor. Die Mutter wird nur kurz erwähnt, Selina heißt nur die Hauskatze, Poison Ivy ist nur eine bessere Statistin. Dies ist ein reiner Männerfilm, für Söhne und Väter. Na gut, so ist es halt. Aber wenn man mal politisch-gesellschaftliches Wunschdenken beiseite lässt, kann an diesem Werk die ganze Familie ihre Freude haben. Für mich ist das der beste Batman-Film seit dem Lego Batman Movie.
Merry Little Batman (Regie: Mike Roth; Drehbuch: Morgan Evans und Jase Ricci) ist zu sehen bei Amazon Prime.

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Hab mir gerade den Film angesehen, der macht ja echt Laune.
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Hallo, lieber Lukas! 🙂
Wir, das heißt mein achtjähriger Sohn, meine Frau nd ich, haben den Film (dank deiner Kritik, sonst hätte ich wahrscheinlich davon Abstand genommen und keiner von und hätte ihn gesehen) am vergangenen Wochenende angeschaut und wir waren allesamt begeistert! Nette Geschichte, witzig, kurzweilig, kindgerecht verpackt. Mal ein agnz anderer Batman als das, was ich gewohnt bin. Und es hat mir trotzdem Spaß gemacht. Ein kleines Weihnachtswunder. Toll!
Alles andere hast du ja bereits in deiner Kritik erwähnt und so bleibt mir an dieser Stelle wohl nichts weiter übrig, als dir und deinen Lieben ein frohes Weihnachtsfest zu wünschen. Bis zum nächsten Jahr. Ich freue mich drauf!
Ganz viele Grüße,
Mario Haug
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Vielen Dank, Mario! 🙂 Euch auch frohe Weihnachten!
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