Titel: Joker – One Operation Joker Vol. 1
Autor/Zeichner: Satoshi Miyagawa/Keisuke Gotou
Erschienen: 2023; dt. Panini 2023
Batman und Joker. Mal wieder. Und wieder stehen sie im Chemiewerk, und wieder am Scheideweg: Töten oder getötet werden – die alte Leier. Der Joker fordert ihn heraus, aber dann wäre ja sein Weltbild zerstört … blablabla. „Clown!“, ruft Batman pathetisch. „I’m sick of your babbling!“ Und man möchte sich dem anschließen. Zu oft hat man das alles schon gelesen. Doch dann kommt es anders: Nicht der Joker fällt in den Chemietank (der noch immer nicht gesichert ist), sondern Batman. Und statt zu sterben oder entstellt zu werden, wird er verjüngt – zum Baby!
Doch was wäre der Joker ohne Batman? Also beschließt er, den Kleinen aufzuziehen, damit er irgendwann wieder zu seinem Erzfeind wird. Doch das ist gar nicht so leicht. Die Herausforderung besteht schon im Windelkauf- und wechsel, dann wird es richtig kompliziert, wenn der Ziehvater sich um einen Krippenplatz bemühen muss. Hier bricht in die absurde Fiktion plötzlich harter Realismus ein: Das ist anscheinend auch in den USA ein großes Problem.
Eine absurde Idee, die aufgeht
So sehen wir dabei zu, wie aus dem Mörderclown, der immer nur Batman das Leben schwer macht, plötzlich von einem unschuldigen Bat-Baby das Leben schwer gemacht bekommt. Er ist gezwungen, den Mordtrieb zu unterdrücken und sich um seinen Erzfeind zu kümmern – ein verrücktes Konzept, aber ein interessanter Dreh für die sonst ziemlich auserzählte Beziehung zwischen Held und Schurke.
Ganz neu ist es allerdings nicht: Batman wurde bereits 1962 zum Kind verjüngt, in „Batman Becomes Bat-Baby“ (Batman #147) – eine wenig ruhmreiche Episode aus einer Zeit, in der die Figur kaum noch etwas mit ihrem Ursprung zu tun hatte und bald darauf generalüberholt werden sollte. In den 50ern war auch Batman selbst zweimal Baby-Sitter (Batman #93 und #128). Doch hier wird der Joker zum Erzieher, der das Kind nicht nur beschützt, sondern zu Batman (aus)bilden muss. Da will selbst das Spielzeug gut ausgewählt sein, man kann auch gar nicht früh genug damit anfangen, das Kind die Muskeln trainieren zu lassen. Man kann sich aber denken, dass etwas Entscheidendes fehlen wird: der Verlust der Eltern …
Dieser Manga lebt zum einen von dem schwarzen Humor und dem Fish-out-of-Water-Konzept, zum anderen vom Niedlichkeitsfaktor. Fanservice gibt es etwa mit einem abgefackelten Geldberg und mit einem Joker-Treppentanz. Ach ja, und natürlich darf auch Harley Quinn nicht fehlen, die hier als Mutterersatz weder erwünscht ist noch sich aufdrängt – wahrscheinlich ganz im Sinne des Feminismus. Im Grunde dürfte hier jeder sein kurzweiliges Glück finden, wenn man sich mit dem Manga-Stil und den zuweilen etwas seltsamen Texten anfreunden kann.
Zwei weitere Teile sollen auf Englisch im November und Februar erscheinen, auf Deutsch gibt es schon Teil 2, der dritte erscheint im Dezember.

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Hallo Lukas und vielen Dank für diesen interessanten Beitrag!
Zugegeben: Das ist tatsächlich mal etwas Neues anstatt immer nur derselben alten Leier, das muss ich den Machern der Fairness halber ja lassen. Doch glücklicherweise ist der Manga Stil so überhaupt gar nicht meins, einfach nur schrecklich (sorry, dass ich das so hart sagen muss), weshalb ich gänzlich zwanglos und unbeschwert drumherum komme mir ernsthaft zu überlegen, ob ich dieser absurden Idee tatsächlich eine Chance geben sollte 😉
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